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Im Mittelpunkt des Interesses der unzähligen luxuriösen Reisebussen entsteigenden Besucher Weimars aus Berlin und den westlichen Bundesländern stehen zweifellos das an der munter dahinplätschernden Ilm gelegene Goethehaus, das Doppelstandbild Schillers und Goethes vor dem nach dem Zusammenbruch wiedereröffneten Nationaltheater sowie die 24 Ausstellungsräume des Goethe-Schiller-Archivs. In einem der repräsentativen Räume des Goethehauses am Frauenplan sieht der Besucher den kolossalen Kopf der Juno Ludovicis. Er wirkt erhaben und beruhigend, fast kühl wie Goethe zuweilen selber. Jedenfalls solange man dieses Antlitz flüchtig betrachtet. Mehr noch ist es aber edle Einfalt, schlichte Größe, die von Weimar, dieser Hochburg deutschen Geisteslebens im 18. und 19. Jahrhundert, zeugen. Mit ihr ewig verbunden ist das Wirken von Wieland, Herder, Goethe und Schiller an diesem Musenhof, der den großen Weimarer Dichterfürsten einmal ausrufen ließ: "Gott im Himmel, was für ein Paradies ist dies Weimar!"
Unwillkürlich denkt der Besucher dabei an den Apoll von Belvedere, über den Goethe am 13. Januar 1787 auf seiner Italienreise mahnend an seinen Diener Seidel schrieb: "Decke den Apoll, der im Vorsaal steht, mit einer schützenden Serviette zu. Erst hier lernt man ein solches Besitztum schätzen." Erschüttert steht Goethe in Italien vor den damals vielbesuchten Ruinen klassischer Stätten und bemerkt: "Was die Barbaren stehen ließen, haben die Baumeister des neuen Roms verwüstet!"
Will man sich näher mit dem klassischen Weimar und der Residenz Karl Augusts, des fürstlichen Freunds Goethes, vertraut machen, helfen dem Schauenden die chronologisch neugeordneten Sammlungsbestände in den 24 Ausstellungsräumen des reichhaltigen Goethe-Schiller-Archivs weiter. Man bekommt einen Überblick vor allem über Goethes Schaffen als Theaterleiter, Naturwissenschaftler und Dichter.
Im Jahr 975 zum erstenmal erwähnt, seit 1572 ununterbrochen bis 1918 Residenzstadt, schuf die Herzogin Anna Amalie mit der Berufung von Wieland die ersten Voraussetzungen für den Musenhof Weimar. Karl August, der Goethe im Jahr 1775 an seinen Hof in Weimar berief, fand in seiner überschwenglichen Art in ihm einen Wegbereiter klassischen Theaters. Der spätere Bund mit Schiller bedeutete für ihn neues fruchtbares dichterisches Schaffen.
In der "nachgoethischen" Zeit gab es noch eine Spätblüte Weimars unter der Regentschaft Karl Alexanders, des Enkels von Karl August. Damals wirkten am Theater so bedeutende Männer wie Friedrich Liszt, Franz Dingelstedt und Hoffmann von Fallersleben. Übrigens - in der alten Stadtkirche amtierte Johann Sebastian Bach zwischen 1708 und 1717 als Organist, predigte Herder in den Jahren 1776 und 1803.
Wer nimmt sich nicht die Zeit, einige Minuten an der Fürstengruft zu verweilen, wo die sterblichen Überreste Schillers neben dem Sarg von Goethe aufbewahrt sind? Welch ein Glanz strömt aus dieser Vergangenheit!
Wer mehr über die Stadt der deutschen Klassik erfahren möchte, der findet einen wahren Reichtum an Informationen in dem Stadtführer aus dem L&H Verlag, Hamburg. Weimar Museumsführer - Museen, Bauwerke, Gärten und Parks von Siegfried Seifert (brosch., 250 Seiten, 9,80 Euro) zeigt eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten nicht nur in der Stadt, sondern auch außerhalb. Vom Schloßmuseum über verschiedene Galerien bis hin zum Weimar-Haus in der Stadt, von Oßmannstedt, dem Gut des Dichters Wieland zwischen Weimar und Apolda gelegen, über die Ordensburg Liebstedt bis hin zum Coudray-Haus in Bad Berka im Weimarer Land führt der Weg des Lesers durch eine kulturträchtige Landschaft. - In der gleichen Reihe erschienen auch ein Museumsführer durch Berlin (80 Seiten, 6,80 Euro) und ein Stadtführer durch Hamburg (300 Seiten, 16 Euro). |
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