|
Während eines Besuches im nördlichen Ostdeutschland wollten mein Vetter Siegfried und ich die einstigen Hofstellen unserer Eltern im Kreis Schloßberg (Pillkallen) besuchen. Unserem Unternehmen schloß sich Prof. Bliss, Bundesvorsitzender der ehemaligen Fallschirm-Jäger, an. In Schloßberg gibt es nur wenige Häuser aus früherer Zeit, da hier schwere Kämpfe stattfanden und die russischen Truppen erstmals im Oktober 1944 deutschen Boden betraten. Bei den Kampfhandlungen von Oktober 1944 bis Januar 1945 wurden viele Bauernhöfe beschädigt oder zerstört. Die Hauptkampflinie verlief durch unsere Felder. Letztmalig sehen konnte ich unseren Hof im Dezember 1944 während eines Urlaubs nach meinem Fallschirmspringer einsatz in den Ardennen.
Erst 1990 konnte ich nach 45 Jahren wieder auf Heimaterde stehen. Die Fahrt dorthin war nur illegal über Litauen möglich. Teile einer Kuhkrippe, Ziegelsteine und ein Beutelchen Erde von der elterlichen Hofstelle habe ich dann bei späteren Reisen mitgebracht, bei denen ich Hilfsgüter für Rußlanddeutsche transportierte. Fast alle Höfe, Häuser, ja ganze Ortschaften sind heute verschwunden.
So reifte der Gedanke, an der Stelle, wo einst der elterliche Hof stand, ein Holzkreuz aufzustellen. Mit Alexander Stepanow, dem Russen, der meine Felder recht und schlecht bewirtschaftet, stehe ich seit 1996 in Verbindung. 1998 hatte ich ihn und seine Frau Jelina zu mir eingeladen und ihnen unsere hiesige Agrar-Produktion gezeigt. Ihm galt nun unser zuvor angemeldeter Besuch. Alexander ließ es sich nicht nehmen, das Eichenkreuz zusammenzuschrauben und auf der Hofstelle zu errichten. Es trägt die Inschrift: "Hier stand mein Elternhof/geflüchtet am 2. 8. 1944". Prof. Bliss fand bei diesem Anlaß ergreifende Worte. Auf Heimaterde zu stehen, wo Kindheitserinnerungen wach wurden und tiefe Familienbindungen die wenigen Jugendjahre geprägt haben, wird mir unvergeßlich sein.
Unsere Fahrt setzten wir fort bis zur östlichsten Stadt Deutschlands, Schirwindt. Dies ist die einzige Stadt im Jahre 1938 hatte sie 1200 Einwohner , die nicht aufgebaut wird, in der auch kaum noch ein Stein zu finden ist, geschweige denn Mauerreste von der großelterlichen Hofstelle. Vergeblich suchten Vetter Siegfried und ich die Gräber unserer Großeltern.
Erschreckt wurde ich bei meinen Filmaufnahmen von einem Jeep, in dem ein russischer Major saß. Er unterhielt sich mit Prof. Bliss und bot Hilfe an, ehemalige Hofstellen zu finden, die in der Verbotszone liegen.
Mit vielen neuen Eindrücken fuhren wir über Haselberg und Rodungen, wo einst der Elternhof meiner Mutter stand und von dem bis auf die ärmliche Behausung einer Russin nichts mehr existiert, zurück nach Fohlental. Von Alexander und Jelina wurden wir zu einem reichhaltigen Essen erwartet, bei dem der Wodka nicht fehlen durfte. Dank der guten russischen Sprachkenntnisse von Prof. Bliss entspann sich eine aufschlußreiche Unterhaltung. Für mich war der Tag durch das Beisein von Prof. Bliss besonders geprägt, weil sich eine aufrechte Freundschaft mit einem ehemaligen Kriegskameraden bewährte und mir |
|