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Ich bin in meinem Leben zu Hause, hat Gottfried Herbst einmal still bekannt. Einem Leben, das erfüllt ist von Musik. "Einen hervorragenden Könner, Verfechter pianistischer Gründlichkeit", so nennt ihn die Presse und lobt seine "präzisen und diskret-unterhaltsamen Vorabinformationen"; er sei dabei "Anwalt des Hörers, nicht Lehrmeister". Am 3. April kann Gottfried Herbst seinen 70. Geburtstag begehen. Kein Grund für den bei München lebenden Ostdeutschland, sich zur Ruhe zu setzen. Er wird auch weiterhin Konzerte geben, wie vor kurzem in Berlin, aber auch im Ausland, etwa auf der Insel Capri. Ein besonderer Höhepunkt ist für den Virtuosen stets ein Auftritt in seiner Heimatstadt Lyck. Am 27. Juni ist es wieder soweit, dann spielt Gottfried Herbst in der dortigen Evangelischen Kirche.
Schon früh erhielt der begabte Junge Musikunterricht, zunächst auf der Blockflöte, dann auf dem Cello. Im Schülerorchester des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums spielte er mit; seinen ersten Klavierunterricht erhielt er bei Erna Mozartski in Lyck. Neben der Musik waren es die Naturwissenschaften, die ihn begeisterten; mit zwölf Jahren besaß er ein Teleskop und bestaunte die Sterne ... "Das Bedürfnis, stets zu lernen, Inseln des Wissens anzusteuern und zu durchforschen, zwischen ihnen geistiges Umland aufzufüllen das steckt seit Kinderjahren in mir."
Die Flucht aus der Heimat bereitete seinen Träumen ein jähes Ende. Über die Festung Königsberg und Danzig erreichte er schließlich zu Fuß Berlin. Dort konnte er sein Abitur nachholen, ein Musikstudium am Sternschen Konservatorium und das der Philosophie und Musikwissenschaften an der FU aufnehmen. Heinz Tiessen, der Komponist aus Königsberg, erkannte das Talent seines jungen Landsmanns und förderte ihn sehr. Konzerterfolge blieben nicht aus. Stuttgart, München und Zürich, wo er als Assistent von Geza Anda arbeitete, waren die nächsten Stationen in seinem Leben.
1976 wurde er von der Freundeskreis Ostdeutschland mit dem Ostdeutschen Kulturpreis ausgezeichnet. Selbst hat der Künstler es stets "als eine Auszeichnung des Schicksals, als ein großes Glück und Geschenk empfunden, mein Leben mit Musik erfüllen zu dürfen, und hie und da von diesem Glück und Reichtum weitergeben zu dürfen".
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