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Eine besondere Verbundenheit

 
     
 
Auch in diesem Jahr trafen sich die Angehörigen der Güter Schlobitten und Prökelwitz des Fürsten Dohna in Bücken bei Hoya an der Weser. Im März 1945 war dieser vermutlich größte ostdeutsche Treck nach drei Monaten Fahrt in Syke und Eyestrup aufgelöst worden. Der Veranstalter des Treffens, Jürgen Prinz, konnte in diesem Jahr 70 Teilnehmer begrüßen, unter ihnen die Gräfinnen Sophie und Alexandra sowie Graf Fritz. Ihre Anwesenheit ist ein Zeichen der besonderen Verbundenheit der Fürstenfamilie mit den Menschen aus Schlobitten und Prökelwitz.

Es ist sicher etwas ganz Besonderes, daß sich 56 Jahre nach Kriegsende noch so viele Menschen aus ihrem Heimatort zusammenfinden. Dies ist Fürst Dohna zu verdanken, der 1954 erstmals zur Zusammenkunft einlud. Seitdem werden alle zwei Jahre Treffen organisiert. Ein weiterer Grund für den Zusammenhalt sind die gemeinsamen, unvergeßliche
n Erlebnisse während der 1500 Kilometer langen Treckfahrt von Ostdeutschland bis an die Weser. Daß der Treck damals einigermaßen heil im Westen ankam, ist der umsichtigen Planung und Durchführung des Fürsten Dohna und seinen landwirtschaftlichen Beamten anzurechnen. Nicht genug zu würdigen ist auch die Leistung der Jungen, die sich rührend und mit großer Disziplin um die Mitfahrenden kümmerten. Sie betreuten auch die Pferde, von deren Zustand das Fortkommen des Trecks abhing. Die Söhne übernahmen die Rolle ihrer Väter, die zumeist als Soldaten im Krieg waren. Auch ist den französischen und einigen russischen Kriegsgefangenen zu danken, ohne deren Hilfe die Flucht vor den sowjetischen Truppen nicht geglückt wäre.

Da zu Beginn der Flucht einige Treckwagen versprengt wurden, sind die Bewohner des Vorwerks Pachollen in der ehemaligen DDR geblieben. Zwei Wagen aus Schlobitten mußten sogar umkehren, da russische Panzer ihnen den Weg abschnitten.

Zwei Teilnehmerinnen des Treffens kamen von weit her gereist. Die Tochter des Forstmeisters von Schlobitten und Prökelwitz, Herrad Marrs, geb. Tielsch, kam von der Westküste der USA angereist. Anne Boster, Lehrerin an einer Quäkerschule in New York, kam ebenfalls, obwohl sie noch nicht einmal „Ur-Schlobitterin“ ist. Als junges Mädchen zog sie mit ihrer Mutter und ihrer Schwester für zwei Jahre von Berlin nach Schlobitten, wo sie die Schule besuchte. Interessiert an der Flucht und an dem Befinden der Schlobittener, ging sie herzlich auf alle zu. Ihr Wissen über die Vertreibung will sie ihren uninformierten Landsleuten in den USA näherbringen.

Das Treffen wurde von einem Gottesdienst in der schönen, mit vielen Blumen geschmückten Stiftskirche in Bücken eingeleitet. Pfarrer Meißners Andacht stand unter dem Wort „Gott gebe Gnade“ - ein Spruch, der in der fürstlichen Familientradition eine große Rolle spielte.

Gemeinsam wurde zu Mittag gegessen, und dann begann das gemütliche Beisammensein. Bilder aus Schlobitten und Prökelwitz wurden mit Hilfe eines Projektors vergrößert, ein Video der Ostdeutschlandreise von Frau Vogelsang weckte gemeinsame Erinnerungen. Streiche aus der Jugend wurden zum besten gegeben und erheiterten die Teilnehmer. Tische wurden gewechselt, und man besah sich die Bilder, Texte und Karten aus der Heimat, die viele Teilnehmer mitgebracht hatten. Die älteste Teilnehmerin war Charlotte Sommer (88), die Gutssekretärin von Prökelwitz, die nach der Flucht die Verbindung zu den Familien aufrecht erhielt und aufgrund ih- res phänomenalen Gedächtnisses amtliche Bescheinigungen, die nach der Auflösung des Trecks so wichtig waren, bestätigen konnte. Das älteste Ehepaar waren Karl und Frieda Lilienthal, ebenfalls aus Prökelwitz. Alle drei gehören zur Elterngeneration, von der leider nur noch wenige leben. Trotzdem: Auch im nächsten Jahr wird es wieder ein Treffen geben. W. Brandes

 
     
     
 
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