|
Dem Deutsch-Polnischen Grenzbestätigungsvertrag von 1990 mochte Heinrich Windelen im Deutschen Bundestag nicht zustimmen. Damit blieb er Angehöriger einer kleinen Schar von 15 Aufrechten um Herbert Czaja und Hartmut Sauer, die am 21. Juni 1990 im Deutschen Bundestag aus "völkerrechtlichen Gründen und wegen der Verletzung des Selbstbestimmungsrechts des deutschen Volkes" das Vertragswerk ablehnten.
1991 schlug der ehemalige Bundesvertriebenenminister Windelen auf dem großen Deutschlandtreffen der Ostdeutschland in Düsseldorf in die gleiche Kerbe. Man könne das Rad der Geschichte zwar nicht zurückdrehen. Es drehe sich aber auch unaufhaltsam weiter. Verzichtserklärungen könnten daran nichts ändern.
"Die Geschichte hat eben mehr Phantasie als die meisten Politiker", so seine schlesische Mahnung an die Schnellabwickler der ostdeutschen Frage.
Windelen, der am 25. Juni sein 85. Lebensjahr vollendete, wurde 1921 in Bolkenhain am Nordhang des Riesengebirges als Sohn eines Lederwarenfabrikanten geboren. Nach seinem Abitur in Striegau begann er ein naturwissenschaftliches Studium an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Breslau. Der Krieg beendete seine akademische Laufbahn allerdings, noch bevor sie richtig begonnen hatte. 1941 eingezogen, geriet er verwundet und im Range eines Feldwebels 1945 in Gefangenschaft.
Nach Kriegsende begann 1946 sein neues Leben mit einer kaufmännischen Lehre und in der westdeutschen Politik mit seinem Eintritt in die CDU im münsterländischen Warendorf. Nach ersten Erfahrungen in der Kommunalpolitik gehörte Windelen von 1957 bis 1990 dem Bundestag an. Unter Kiesinger war er 1969 für einige Monate der letzte Vertriebenenminister. Das Ministerium wurde unter der Regie der sozialliberalen Koalition abgeschafft. Helmut Kohl zog den in seinem Bekenntnis zur Wiedervereinigung unanfechtbaren Windelen 1983 für vier Jahre in sein Vertrauen und berief ihn zum Minister für innerdeutsche Beziehungen.
Über die Fraktionsgrenzen hinaus erlangte Heinrich Windelen auch als Vorsitzender des Haushaltsausschusses hohe Anerkennung.
Nur wenigen Alt-Politikern mit ernstzunehmender Karriere kann man am Ende ihres öffentlichen Lebens eine konsequente gesamtdeutsche Haltung über die gesamte Strecke nachsagen. Windelen gehört zu diesen stand- und wahrhaft Gebliebenen.
Sein klares Bekenntnis zu seiner schlesischen Heimat hinderte seine Geburtsstadt Bolkenhain (heute poln. Bolkow) übrigens nicht daran, ihm die Ehrenbürgerschaft zu verleihen.
Der Jubilar lebt heute im Kloster zum Heiligen Kreuz in Freckenhorst und erfreut sich eines klaren Geistes. G. Langer
Der letzte Vertriebenenminister: Heinrich Windelen |
|