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Der Ferne Osten ist wirtschaftliche Wachstumszone

 
     
 
Die globale geostrategische Lage ändert sich weiter. War es im 20. Jahrhundert der Atlantik, der das globale Binnenmeer darstellte, um das sich das Weltgeschehen rankte, wie seinerzeit um das Mittelmeer, wird es künftig der Pazifische Ozean sein. Und das liegt nicht alleine daran, daß hier die USA und Japan Anlieger sind, sondern an den Tigerstaaten wie Malaysia, Indonesien oder Korea
, die ihre Finanzkrise bald überwunden haben dürften, an China und schließlich an dem politischen Brückenschlag Rußlands in den Fernen Osten.

Denn vor allem Rußland ist es, das durch seine Bodenschätze zu einer ökonomischen Blüte der asiatischen Region beitragen könnte. Hier bauen Japan und China vor. Japan zum Beispiel stellt 200 Millionen US-Dollar für die Verschrottung der ausgemusterten russi- schen Atom-U-Boote zur Verfügung wie auch 100 Millionen US-Dollar für die sachgerechte Verwendung der russischen Plutoniumarsenale, die für die Produktion der Atomwaffen benötigt wurden. Dies gab das japanische Staatsoberhaupt Jsunjitiro Koizumi vor einer Reise in das russische Chabarowsk bekannt. Doch damit nicht genug. Bei seiner Visite in Moskau und dem Treffen mit dem russischen Präsidenten Putin gab er den Plan des Baus einer Pipeline von Angarsk bis Nachodka bekannt, um die japanische Wirtschaft mit russischem Qualitätsöl zu versorgen. Dies bedeutet allerdings auch den Anfang einer neuerlichen asiatischen Ori-entierung Rußlands und eine Stützung des ökonomischen Aufbaus der asiatischen Staaten, die damit von arabischem und amerikanischem Öl unabhängiger werden.

China spielte bei den kürzlich in Moskau stattgefundenen Gesprächen zwischen Präsident Putin und dem japanischen Ministerpräsidenten Koizumi eine ganz besondere Rolle. Denn unter Ausschöpfung seiner Humankapazitäten ist die Volksrepublik die kommende Macht am Stillen Ozean - ob Japan und die USA dies nun wollen oder nicht. So betonte Koizumi auch das Interesse Japans an weitreichenden Projekten mit Rußland. Auf diese Weise könnten die beiden Staaten Einfluß auf die gesamte Region am Stillen Ozean nehmen und die geostrategischen Gewichte zu ihren Gunsten verlagern. Japan beobachtet die aufstrebende Macht Chinas mit Argwohn. Denn würde Japan seine geostrategische Position im Fernen Osten aufgeben, wären die Rotchinesen sofort in der Lage, diese Lücke zu füllen - und dies ökonomisch wie politisch, nicht zuletzt wegen ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit. Auch die sogenannten Tigerstaaten bedrohen die Position Japans, vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht. So versuchen die USA seit längerem, die Region durch ökonomische Kooperationsverträge an sich und Nippon zu binden und so zu kontrollieren. Für die Tigerstaaten stellt sich die ehemalige britische Kronkolonie Indien als ein Partner dar, der in verschiedenster Hinsicht mit China mithalten kann und perspektivisch eine Alternative zu Japan darstellt, dem man immer noch Verbrechen aus dem Zweiten Weltkrieg vorhält. Die Brücke zu Rußland ist für Japan so eine große Chance, seine Vormachtstellung im Fernen Osten zu erhalten. Nach dem G8-Gipfel im kanadischen Kannaskis hat zudem die japanische Diplomatie eine Schwerpunktverschiebung zugunsten einer Kooperation mit Rußland auf breiter Ebene vollzogen, auch weil Rußland unter Putin sich ökonomisch erholt und innenpolitisch als gefestigter und zuverlässiger Partner darstellt. Erst kürzlich hat Putin so auch das Pipelineprojekt Dutsin mit China auf Eis gelegt und prüft eine großräumige und Japan angenehmere Alternative unter Umgehung der Rotchinesen, finanziert durch japanisches Geld. Rußland erhofft sich aus der Zusammenarbeit mit Nippon vor allem einen Zugang zu den asiatischen Märkten, die durch die Japaner, anders als durch die Chinesen, erschlossen sind.

Dies bedeutete auch die konstante Nachfrage nach Energie und den Absatz des kaukasischen und sibirischen Öls, was kontinuierliche Einnahmen für Mos-kau verspricht. Öl fördert Rußland dann für Japan und den Fernen Osten - nicht für Europa, und das schließlich auch, weil Japan ganz entscheidend an dem Programm "Globale Partnerschaft" beteiligt ist, das insgesamt 20 Milliarden US-Dollar für die Vernichtung des atomaren Erbes der Sowjet-union zur Verfügung stellt. Um so bemerkenswerter, daß es immer noch den Streit um Territorien und keinen Friedensvertrag zwischen Rußland und Japan gibt. Doch Putin ist hier zugänglicher als seine Vorgänger. Es handelt sich dabei vor allem um die Inseln Chaboman und Schikotan, die nach einem Friedensvertrag an Japan zurückge- geben werden sollen. Weniger Einfluß wird Rußland bei der Bändigung der kommunistischen Bastion Nordkorea von den Japanern zugebilligt. Es habe, ähnlich wie die Atomenergie-Behörde und die Rotchinesen, eine Beraterfunktion. Direkte Verhandlungen werden da eher von den USA geführt und von Japan sowie dem europäischen Westen unterstützt. Rußland bemühe sich, so das Schlußdokument des Treffens zwischen Putin und Koizumi, die ungeregelten Probleme zwischen Japan und Nordkorea zugunsten Japans durch geeignete Maßnahmen zu unterstützen. Für das Frühjahr und den Sommer 2003 sind weitere Treffen zwischen Koizumi und Putin geplant. Einmal will der Japaner im Mai die "weißen" Nächte ansehen und an der 300-Jahrfeier von St. Petersburg teilnehmen. Im Juni erfolgt dann der nächste G8-Gipfel.

Mit einer strategischen Partnerschaft zwischen den Asiaten und Rußland wird Putin der geographischen Teilung seines Landes gerecht, er fördert aber auch den Aufstieg des Fernen Ostens in Konkurrenz zu Europa und dem Westen, wenn auch Japan der westlichste Asiate ist.
 
     
     
 
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