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Wilhelmche ist ein wahrer Lorbaß. Nur Unsinn hat er im Sinn. Da verliert er seinen Schlorren im Modder, dazu sind seine Beine total verdreckt. So kann er seine Mutter natürlich nicht begleiten, auch wenn sie nur zum Melken geht. Wilhelmche bleibt zu Haus und macht das, was ihm ausdrücklich untersagt wurde: er steigt in den Backtrog, wo Mutter die Blutwurst vorbereitet hat ... Was nun? Muttchen Pluhn weiß Rat. Dieser ist nachzulesen in einem Band mit "begrienenswerten und besinnliche n" Geschichten aus dem Kreis Mohrungen und Umgebung, die Brigitte Demuth-Ignée mit viel Sinn für Humor niedergeschrieben hat.
Da liest man die ergötzliche Geschichte von dem Grapscher, der ein Sommerfest ausnutzt, um der holden Weiblichkeit näher zu kommen. Da erfährt man von einem Jäger, der es auf die Pelzmütze und den Muff der Tante Sophiechen abgesehen hat und ihnen eine Ladung Schrot verpaßt, während sie zum Lüften auf den Spitzen des Staketenzauns stecken. Da geht s aber auch um verbotene Küsse und verschwundene Ehemänner, um einen neuen Gendarm, der die Buchstaben des Gesetzes für seinen Ehrgeiz nutzen will.
Die heute in Kanada lebende Autorin hat mit ihren heiteren Erinnerungen an ein versunkenes Ostdeutschland ein Buch vorgelegt, das Wehmut weckt, das aber auch von dem Leben vor bald hundert Jahren erzählt. In den rund 60 Episoden (darunter solche in erfrischender Kürze) tauchen unverwechselbare Originale ebenso auf wie Personen der Zeitgeschichte. Ein Lesespaß nicht nur für Ostdeutschland. Ein Glossar mit ostdeutschen Ausdrücken erleichtert die Lektüre für West-, Nord- und Süddeutsche.
Brigitte Demuth-Ignée: "Begrienenswertes und Besinnliches vom Kreis Mohrungen und nebenan", Husum Taschenbuch, 124 Seiten, 6,95 Euro |
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