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Eigentlich sollte mit dem EU-Beitritt in Polen vieles besser werden. Besonders hinsichtlich der extrem hohen Arbeitslosigkeit – im Februar 2003 lag sie bei 20,7 Prozent – wurde alle Hoffnung auf das Jahr 2004 ausgerichtet. Nun, acht Monate nach dem Beitritt, ist zwar eine Verbesserung von zwei Prozentpunkten auf dem Arbeitsmarkt zu verzeichnen, aber die Republik hat immer noch die mit Abstand höchste Arbeitslosenquote der zehn neuen EU-Mitglieder vorzuweisen. „Einstellungen sind eine Art von Investition und die polnischen Unternehmen müssen nach drei Jahren Stagnation erst ihre Ergebnisse wieder auf Vordermann bringen“, erklärt Iwona Pugacewicz-Kowalska, Chefvolkswirtin bei CAIB Securities in Warschau. Aber nicht nur das zurückhaltende Einstellungsverhalten der Firmen macht Sorge, zahlreiche Unternehmen kündigen sogar Entlassungen an. „Eine geringere Belegschaft ist einer der Eckpfeiler unserer Strategie, um auf dem EU-Markt kon-kurrenzfähig zu sein“, erläutert Jan Krup, Vorstandschef des zweitgrößten Energieproduzenten Polens, seine Absicht, 2005 600 Arbeitsplätze abzubauen. Auch der Reifenhersteller Debica will in der ersten Jahreshälfte etwa fünf Prozent seiner Belegschaft entlassen. Bei der größten polnischen Bank PKO geht es um 1.200 bis 1.500 Angestellte und bei der Fluggesellschaft LOT sollen 123 Millionen Euro eingespart werden, wie viele Mitarbeiter somit genau ihre Arbeitsplätze verlieren, ist noch nicht offiziell.
Dementsprechend hat sich die noch am 1. Mai 2004 von Polens Regierung angekündigte Aufbruchstimmung eher als Wunschdenken herausgestellt. In einer Umfrage des Kreditvergabe-Instituts Cetelem bewerteten die Polen die Lage in ihrem Land im vergangenen Jahr auf einer Skala von eins bis zehn mit 3,8 Punkten und damit so schlecht wie kein anderer der zwölf befragten Staaten. Fritz Hegelmann
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