|
Der Fußball ist ein Import aus England. Bereits im 16. Jahrhundert spielten größere Gruppen, oftmals ganze Dörfer gegeneinander und versuchten, den Ball über eine Markierung zu befördern. Dieses geschah ohne nennenswerte Regeln und war entsprechend brutal.
So heißt es in einer Quelle aus dem Jahre 1583: „Das Fußballspiel ist eher eine blutige, mörderische Beschäftigung als ein Spiel oder Zeitvertreib. Wartet nicht jeder darauf, seinen Gegner zu Fall zu bringen - auch auf steinigem Boden? Und wer dies am besten kann, ist der angesehenste. Mal wird das Genick gebrochen, mal der Rücken oder Beine oder Arme. Aus den Nasen schießt das Blut, oder die Augen quellen hervor.“
Im 18. und 19. Jahrhundert waren es vor allem die Schüler der englischen Eliteinternate, die dieser Form des Sports mit Vergnügen frönten, und das mit Billigung des Lehrkörpers. Die Internatslehrer stammten nämlich meist aus niedrigeren sozialen Schichten als die Internatsschüler und hatten deshalb Disziplin probleme. Da waren sie froh, wenn sich ihre Zöglinge beim Kampf um den Ball austobten. Daneben wollten die Lehrkräfte mit dieser Art Mannschaftssport die Persönlichkeitsentwicklung und die Herausbildung von Führungsqualitäten fördern.
Im Interesse der Gesundheit der Spieler setzten sie jedoch Spielregeln fest. Dieses taten sie jedoch nicht landesweit einheitlich, und so bestanden in England lange Zeit mehrere Regeln nebeneinander. Eine Vereinheitlichung des Regelwerks erfolgte erst im Zuge der 1863 in London vollzogenen Gründung der „Football Association” (FA).
Ein Jahr nach der FA-Gründung wurden in der Universitätsstadt Cambridge Spielregeln beschlossen, die bis zur Bestimmung der Spielkleidung reichten. So mußten die Spieler Hosen tragen, die über die Knie reichten, sowie Mützen mit Quasten. Die heute noch gültige Beschränkung der Spielerzahl auf elf nahm die FA 1870 vor. Ein halbes Jahrzehnt später wurde das bis dahin übliche Stoffband als obere Torbegrenzung durch die Querlatte ersetzt, und wieder zwei Jahre später führte die FA den Feldverweis ein.
Noch bis 1871 blieb die wichtige Frage ungeklärt, ob der Ball nur mit dem Fuß oder auch mit der Hand gespielt werden darf. Das Reichsgründungsjahr brachte die Entscheidung. Die FA legte fest, daß Handspiel fortan für die Feldspieler verboten sei. Die Gegner dieses Verbots spalteten sich ab und gründeten einen eigenen Verband für die nach der englischen Stadt Rugby benannte Spielvariante. Zur Unterscheidung von dieser in Deutschland kaum, aber in England bis heute noch recht beliebten Form des „football“, wird die nach den Regeln der FA gespielte Variante im Englischen mit einer Ableitung des Begriffes „Football Association“ bezeichnet, „soccer“.
Das exakte Turnen in der Halle, das in jenen Jahrzehnten den Sportunterricht in Deutschland prägte, bot in diesem Land nur wenige Anknüpfungspunkte für den spielerischen Kampf um den Ball. Allerdings verschärfte sich in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts die Kritik an jener Form des Turnunterrichts, und so griffen einige Turnlehrer die Tradition der Turnspiele auf. Mit „Spielnachmittagen“ gaben sie dem menschlichen Spieltrieb Raum.
Einer dieser Turnlehrer war Konrad Koch, der zusammen mit seinem Kollegen Hermann Corvinus 1872 am Braunschweiger Martino-Katharineum Schulspiele einführte. Nachdem es einem weiteren Mitglied des Schulkollegiums, August Hermann, gelungen war, einen Ball aus England zu besorgen, begann die Geschichte des Fußballs im deutschen Schulsport damit, daß Konrad Koch den ersten Schüler- Fußballverein ins Leben rief.
Weitere Fußballvereinsgründungen im schulischen und außerschulischen Raum folgten, und so rief bereits 1893 Georg Demmler zur Konstituierung eines deutschen Fußballbundes auf. Der Aufruf verhallte zwar ungehört, doch entstanden regionale Verbände wie die Süddeutsche Fußball-Union 1893, der Hamburg-Altonaer Fußball-Bund 1894, der Tor- und Fußball-Bund Berlin 1895, der Süddeutsche Fußball-Verband 1897, der Rheinische Spielverband 1898 sowie der Verband Bremer Ballspiel-Vereine und der Mannheimer Fußball-Bund 1899.
Rund ein halbes Jahr nach den Vorbesprechungen beim Allgemeinen Deutschen Sportfest in Leipzig und ein Vierteljahr nach den sogenannten Urländerspielen gegen englische Mannschaften in Berlin und Karlsruhe fand am 28. Januar 1900 auf Einladung des Ersten Vorsitzenden des Verbandes Leipziger Ballspielvereine, E. J. Kirmse, im Leipziger Mariengarten der Erste Allgemeine Deutsche Fußballtag statt.
Der Einladung folgten 86 Vereine. Nach vielen Vorschlägen und heftigen Debatten stimmten auf dem Fußballtag 62 von ihnen, beziehungsweise deren Vertreter, der DFB-Gründung schließlich zu. Von diesen traten bis auf zwei alle dem neuen Bund sofort bei. Damit hatten Jahrzehnte nach ihren Vettern und Basen von jenseits des Kanals auch die Deutschen mit dem Deutschen Fußball-Bund ihren Fußball-Verband.
|
|