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Über 1900 Besucher waren zum 11. Landestreffen der Ostdeutschland in Mecklenburg-Vorpommern in das Jahn-Sport-Forum gekommen - soviel wie noch nie in Neubrandenburg. Diese Teilnehmerzahl war Lohn der von den Organisatoren geleisteten Arbeit. So wurden zum Beispiel 70 Zeitungen angeschrieben, 3000 Einladungen verschickt und viele Handzettel verteilt. Erfreulich war, daß das Norddeutsche Fernsehen die Veranstalt ung filmte und am selben Abend im "Nordmagazin" einen Kurzbericht in Wort und Bild ausstrahlte. Mehr als 40 Helfer aus Neubrandenburg und Anklam hatten die Halle festlich geschmückt, sorgten für einen reibungslosen Ablauf und die anschließende Beräumung. Auf den Tischen standen wie immer große Schilder aller 40 ostdeutschen Kreise mit den beiliegenden Listen, so daß sich die Landsleute anhand der Eintragungen schneller finden konnten.
Zum Auftakt intonierte das Landespolizeiorchester M-V aus Schwerin einen Festmarsch. Manfred Schukat, Landesvorsitzender der Ostdeutschland in Mecklenburg-Vorpommern, eröffnete das Treffen und begrüßte die Teilnehmer und Ehrengäste, darunter 130 Landsleute direkt aus der Heimat. So gebe es dreierlei Ostdeutschland, die heute als eine Familie unter einem Dach versammelt seien. Die einen landeten im Westen, wo es nach den Entbehrungen der Flucht durch Lastenausgleich und Wirtschaftswunder jedoch bald aufwärts ging. Die anderen blieben in der sowjetisch besetzten Zone mit 40 Jahren SED-Diktatur und DDR-Mangelwirtschaft. Hier war der Anfang mühsamer, und über Ostdeutschland oder gar Flucht und Vertreibung zu sprechen war tabu. Am schlimmsten traf es jene Landsleute, die im Osten zurück-blieben oder bleiben mußten. Ihnen wurde die eigene Heimat zur Fremde, die Muttersprache verboten; Name geändert, und oft gab es Verschleppungen nach Sibirien oder Einweisungen in Kinderheime. Die ostdeutsche Restbevölkerung werde heute als "deutsche Minderheit" bezeichnet. Manfred Schukat nannte es ein desto größeres Wunder, daß die Ostdeutschland heute und hier in Neubrandenburg zusammenkommen können. Er rief sodann 26 Fahnen ostdeutscher Heimatkreise auf, die unter Marschklängen des Landespolizeiorchesters in die Halle getragen und von den Landsleuten mit stehendem Applaus begrüßt wurden. Für das folgende geistliche Wort war eigens Kaplan André Schmeier aus Allenstein gekommen. Er thematisierte die massive Entkirchlichung in den neuen Bundesländern und rief die Landsleute zur Rückbesinnung auf. Wer zu spät kommt, den bestrafe auch hier das Leben. Ostdeutschland ohne christlichen Glauben ist ein Widerspruch in sich selbst.
Heimatliche Grußworte überbrachten Magdalena Piklaps für die Ostdeutschland aus dem Memelland und Heinrich Hoch für den Dachverband der Deutschen in Ermland und Masuren. Beide gaben ihrer Freude Ausdruck, daß sie solch einen Tag unter Landsleuten erleben dürfen. Heinrich Hoch lud alle ein zum Gegenbesuch beim nächsten Ostdeutschen Sommerfest am 21. Juli 2007 in Hohenstein. Marion Haedge vom Heimatkreis Neidenburg übermittelte die Grüße der Kreisvertreter und des Bundesvorstandes der Freundeskreis Ostdeutschland. Das Grußwort des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge, Landesverband M-V, sprach Reinhard Wegener aus Schwerin, selbst gebürtiger Braunsberger. Eine Spendensammlung im Saal erbrachte über 1600 Euro zugunsten des Volksbundes. Und schließlich hieß der Neubrandenburger Stadtpräsident Günter Rühs, gerade frisch in den Landtag von M-V gewählt, die Ostdeutschland in seiner Stadt willkommen. Er ging auf eigene familiäre Bindungen nach Ostdeutschland, Pommern und Schlesien ein und traf damit die Wellenlänge seiner Zuhörer. Zum Dank erhielt der Redner einen Bierkrug mit dem Königsberger Wappen und eine Flasche russisches Königsberger Bier.
Das Landespolizeiorchester gestaltete den weiteren Vormittag mit einem erfrischenden Platzkonzert. Aus Kostengründen hatten die Ostdeutschland in M-V erstmals die Ausgabe von Mittagessen, Kaffee, Kuchen und Getränken in eigene Regie genommen. Die ehrenamtlichen Helfer hatten alle Hände voll zu tun, fast 2000 Essenportionen und ebensoviel Kaffee und Kuchen auszugeben. Doch sie bestanden diese Bewährungsprobe hervorragend und trugen damit wesentlich zur Kostendeckung bei. Dicht umlagert wurden ebenso der Büchertisch mit Heimatliteratur und Landkarten sowie der Stand mit Königsberger Marzipan, großen und kleinen Flaschen "Bärenfang".
Die Veranstalter hatten diesmal ein besonderes Programm vorbereitet und die Chöre der Deutschen Vereine aus Ostdeutschland eingeladen. Die Landsleute aus Heydekrug, Lötzen, Heilsberg, Bartenstein und Osterode hatten die weite Anreise nach Neubrandenburg nicht gescheut. So richteten sich am Nachmittag alle Augen, Fotoapparate und Kameras auf die mit Fahnen und großen Sonnenblumen festlich geschmückte Bühne. Unter der bewährten Moderation von Heimatsänger Bernd Krutzinna alias "BernStein" kamen am Nachmittag alle Ensembles zum Zuge. Festlich gekleidet und stimmgewaltig trug zunächst der Chor "Heide" aus Heydekrug deutsche und litauische Volks- und Heimatlieder vor. Über die Geschichte und Arbeit ihres Vereines gab Gerlinde Stunguriene als Vorsitzende kurze Informationen. Eine Augenweide war auch die Kinder- und Jugendtanzgruppe "Saga" aus Bartenstein, die in ihren ostdeutschen Trachten ansprechende Volkstänze aufführte. Danach zeigten in bunten Kostümen die Chöre "Stimme der Heimat" aus Lötzen, "Warmia" aus Heilsberg und "Tannen" aus Osterode ihr Können, indem sie ebenfalls Heimatlieder und Gedichte vortrugen. Moderator "BernStein" verstand es, einige Mitwirkende an das Mikrofon zu holen und selber zu Wort kommen zu lassen. So berichteten aus ihrem Leben und der Arbeit ihrer Vereine unter anderem Barbara Ruzewicz aus Lötzen, die auch im Vorstand des deutschen Dachverbandes tätig ist, und Elli Waszkiewicz aus Osterode, die viele Ostdeutschland von Besuchen in der Heimat kennen. Ein etwas moderneres, aber um so flotteres Programm boten danach die "Tannen" aus Osterode mit Liedern und Tänzen, und auch der Sänger "BernStein" brachte bekannte und neue, oft selbstverfaßte Ostdeutschlandlieder aus seinem beliebten Repertoire zu Gehör.
So herrschte bis zum Schluß eine frohe Atmosphäre in der großen Halle. Abgerundet wurde das Programm durch weitere Darbietungen der Folkloregruppe "Saga" und des Chores "Heide", bevor alle Mitwirkenden zum Großen Finale auf die Bühne gerufen wurden.
Anschließend sprach Manfred Schukat das Schlußwort. Er dankte den fleißigen Helfern für ihren enormen Einsatz und lud die Ostdeutschland zu den nächsten Veranstaltungen ein. Für das neue Jahr sind auch wieder zahlreiche Heimatfahrten geplant. Die Ostdeutschland gehören zusammen, das hat dieses Landestreffen einmal mehr gezeigt. So hieß es zuletzt: Auf Wiedersehen zum 12. Landestreffen der Ostdeutschland in Mecklenburg-Vorpommern am 1. September 2007 in der Stadthalle Rostock. |
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