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Dr. Walter Engel leitet seit nahezu zwei Jahrzehnten die Geschicke des Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses. Ein Einsatz im Dienste des Ost-West-Dialogs.
Als Banater Schwabe hat er sich in der Heimat seiner Vorfahren, also in Deutschland, beispielgebend integriert. Mehr noch: In den Jahren nach der Aussiedlung setzte er sich vorbildlich für die Integration seiner Landsleute und gleichermaßen vieler ost- und mitteldeutscher Heimkehrer ein. Er wurde zum engagierten Kulturvermittler zwischen Ost und West, der eigene Erfahrungen einbringt, ohne die Biografien seiner Gegenüber zu übergehen. Ein analytisch denkender und praxisnah agierender Moderator zwischen Wunsch und Machbarkeit, zwischen Vision und Realität.
So etwa dürften viele seiner Kollegen und Mitarbeiter den Direktor des Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses, Dr. Walter Engel, einschätzen. Der richtige Mann am richtigen Platz - und das nicht nur in Schönwetter-Zeiten.
Walter Engel wurde am 13. November 1942 im banater Deutschsanktmichael geboren, besuchte das Hatzfelder Gymnasium und absolvierte die Temeswarer Universität. Die berufliche Laufbahn begann im Schuldienst des siebenbürgischen Weberstädtchens Heltau. Von 1968 bis 1972 gehörte der Pädagoge mit journalistischem Gespür zum Redaktionsteam der „Hermannstädter Zeitung“ und war anschließend als Dozent am Germanistiklehrstuhl Temeswar tätig.
Nach der Übersiedlung im Jahre 1980 promovierte Walter Engel in Heidelberg, absolvierte eine bibliothekswissenschaftliche Ausbildung in Frankfurt am Main, wo er zunächst als Mitarbeiter der Stadt- und Universitätsbibliothek und dann beim Amt für Wissenschaft und Kunst beschäftigt war. Fünf Jahre lang war Dr. Engel Präsident des Kulturverbandes der Banater Deutschen. 1988 übernahm er die Leitung des Düsseldorfer Gerhart-Hauptmann-Hauses, damals „Haus des Deutschen Ostens“.
Dr. Walter Engel setzte auch seine in Rumänien begonnene publizistische und journalistische Arbeit fort. Er war Mitbetreuer des „Gemeinsamen Weg“ vom Ostdeutschen Kulturrat, ist Chefredakteur der von der Stiftung „Gerhart-Hauptmann-Haus / Deutsch-osteuropäisches Forum“ herausgegebenen Vierteljahreszeitschrift „West-Ost-Journal“. Desgleichen hat Dr. Engel eine beachtliche Reihe von Publikationen und Schriften veröffentlicht. Dazu zählen unter anderem Lehrbücher, Anthologien, Dokumentationen, Kunstkataloge und Rezensionen, deren Inhalte sich auf deutsche Literatur, Medien oder Kunst-Ausstellungen beziehen.
Für seine „Verdienste um Volk und Staat“ wurde Dr. Engel 2005 die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen.
Von Anbeginn seiner leitenden Tätigkeit an der Bismarckstraße hat Dr. Engel den Weg der Kommunikation und des Dialoges eingeschlagen. Aus der Erkenntnis heraus: „Wir wissen zuwenig über den Osten“ initiierte er Veranstaltungsreihen, die das gegenseitige Kennenlernen der Menschen aus Ost und West, ihrer Bräuche, Sitten und kulturellen Werte zum Ziel hatten. Das überregional bekannte „Literaturforum Ost-West“, heute „Literaturforum Neues Europa“, die Informationsreihe „Botschafter stellen ihr Land vor“, die unzähligen Vernissagen von Dokumentar- und Kunstausstellungen und nicht zuletzt die systematische Entwicklung von Bibliothek und Artothek gehen auf das Konto des banater Direktors und seines Teams.
Nicht zu übersehen, die vielen grenzüberschreitenden Projekte: Kulturpolitische Studienreisen in die südöstlichen und östlichen Herkunftsgebiete, Austausch von Referenten und Künstlern, Publikumsaktionen wie „Tag der Offenen Tür“, „Mittel- und ostdeutscher Weihnachtsmarkt“ oder Chorfestivals und Darbietungen von jugendlichen Theater- und Musikgruppen. Ein besonderes Engagement hat Dr. Engel in all diesen Jahren als Vorsitzender der „Arbeitsgemeinschaft ostdeutscher Museen und Heimatstuben“ gezeigt, überzeugt davon, daß
diese größtenteils ehrenamtlich betreuten Einrichtungen effektiv zur Bewahrung und Pflege des ostdeutschen Kulturgutes beitragen.
Daß all diese Aufgaben nicht ohne Kooperationen umzusetzen sind, war Dr. Walter Engel schon immer bewußt. So spannte er ein weites Netz zu Universitäten und Museen in Ost-Mitteleuropa und zu Kulturvereinen der deutschen Minderheit jenseits der Grenzen - von Königsberg in Ostdeutschland bis Temeswar im Banat -, festigte die Zusammenarbeit mit bundesdeutschen Einrichtungen, insbesondere mit der Heinrich Heine-Universität und dem Polnischen Institut. Partner in seiner facettenreichen Tätigkeit fand und findet der Direktor des Hauses auch in den Organisationen der Heimatvertriebenen, vom BdV bis zu den kleinen aber aktiven Freundeskreisen.
Ein besonderes Augenmerk war und bleibt für Dr. Engel, das Kulturerbe der historischen deutschen Ostgebiete und Siedlungsgebiete als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu vermitteln. Dafür soll das Gerhart-Hauptmann-Haus - selbst nach dem bevorstehenden Rückzug in den sicherlich ruhelosen Ruhestand des hier Porträtierten - eine Drehscheibe des Dialogs und der offenen Begegnung, auch mit den östlichen Nachbarn, bleiben. |
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