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Auf dem Gelände der ehemaligen „Barmherzigkeit“ auf dem Hinterroßgarten in Königsberg - heute Gebietskrankenhaus für das Königsberger Gebiet - steht ein schmuckloser, kaum behauener Stein. Er wurde 1992 zum Gedenken an die Diakonissen des 1850 errichteten Krankenhauses der Barmherzigkeit errichtet. Jetzt ist ein zweites Denkmal für die Königsberger Diakonissen im Entstehen, allerdings nicht in der Pregelstadt, sondern in Wetzlar, wo sich heute das Mutterhaus der Barmherzigkeit befindet. Im Unterschied zu dem schmucklosen Stein in Königsberg wird es ein modernes , großflächiges Denkmal sein, das nicht nur an die fast ein Jahrhundert dauernde, aufopferungsvolle Arbeit der Diakonissen in Ostdeutschland erinnert, sondern auch an ihre segensreiche Tätigkeit in der Nachkriegszeit in Hessen.
Der Stein in Königsberg steht dort, wo viele Diakonissen in Massengräbern bestattet wurden: im Garten des Krankenhauses. Bei der Einschließung Königsbergs 1945 entschlossen sich Mutterhausleitung und die in der Stadt und im Umkreis tätigen Schwestern, dort zu bleiben, um den Hilfsbedürftigen nahe zu sein. Niemand konnte sich ausmalen, was tatsächlich nach der Kapitulation Königsbergs vor der Roten Armee kommen sollte: Plünderung des Krankenhauses - damals einer der modernsten Krankenhausbauten Deutschlands -, schwerste Verletzungen und Vergewaltigungen von Schwestern, aufopferungsvolle Pflegetätigkeit an Deutschen und Russen unter unvorstellbaren Widrigkeiten, Mangel an Verbandsmaterial und Medikamenten, Hunger, Seuchen … Etwa 250 Diakonissen, unter ihnen die Oberin Gräfin Renata zu Stolberg-Wernigerode, starben zwischen Kapitulation und Ausweisung der letzten überlebenden Schwestern Mitte 1948.
Der Gedenkstein in dem Garten am Schloßteichufer trägt in deutscher und russischer Sprache die Inschrift: „Zur Erinnerung an die Diakonissen der Barmherzigkeit, die hier ihr Leben von ganzem Herzen Gott und den Lebenden gewidmet haben. Gott ist die Liebe!“
Die ausgewiesenen Schwestern fanden nach einer kurzen Zeit der Sammlung und Neuorientierung 1953 Arbeit und Heimstatt in Wetzlar. Arbeit im Stadt- und Kreiskrankenhaus sowie in der Gemeindekrankenpflege in hessischen Kirchenkreisen - Heimstatt nach der Übersiedlung des Mutterhauses in das Kloster Altenberg in Solms bei Wetzlar, das allerdings nach Bränden wieder vollständig aufgebaut werden mußte.
Als der Vorschlag nach einem Denkmal für die aufopferungsvolle Tätigkeit der Diakonissen laut wurde, waren sofort viele Bürger Wetzlars zur Unterstützung bereit. Der Wetzlarer Oberbürgermeister Wolfram Dette übernahm die Schirmherrschaft für das Projekt. Wetzlarer Betriebe, die Stadt und zahlreiche Einzelspender haben bereits einen finanziellen Grundstock aufge-
bracht, so daß die Realisierung des Denkmals bald erfolgen wird, zumal noch die Spenden aus der ganzen Bundesrepublik - vor allem von Ostdeutschland - für den zu diesem Zweck gegründeten Verein „Trägerkreis Diakonissen-Denkmal, Wetzlar“ hinzukommen.
Zur Ausführung kommt der Entwurf des jungen Wetzlarer Künstlers Jörg Großhaus. Er verzichtet auf eine figürliche Darstellung, sondern beleuchtet die Quellen, aus denen die Diakonissen Motivation und Kraft für ihre Tätigkeit beziehen.
Basis des Denkmals ist ein dreigeteiltes Rondell. Die Kreisform will Grenzenlosigkeit und Ewigkeit aufzeigen, die Dreiteilung an die Dreieinigkeit Gottes erinnern. Das Wasser aus drei kleinen Fontänen soll Reinheit, Heilung und Kraft symbolisieren. Aus naturbelassenen Basaltsäulen wird sich wie schwebend ein Bronzekreuz erheben, das für das Leitprinzip der Diakonissen des Königsberger Mutterhauses steht: selbstloses, liebevolles Wirken am Nächsten aus dem Bewußtsein der Erlösung durch den Heiland Jesus Christus.
Außerhalb des Rondells wird auf Plaketten ebenfalls in Symbolform auf die Königsberger und Wetzlarer Geschichte des Mutterhauses hingewiesen. Eine Widmungsplakette soll Dankbarkeit für das Wirken der Diakonissen zum Ausdruck bringen.
Das rosengeschmückte Denkmal wird an einem repräsentativen, aber auch zu stiller Einkehr einladenden Platz im Bereich der Wetzlarer Baulichkeit des Mutterhauses errichtet werden. Dafür sind Bänke am Rande des Rondells vorgesehen. Auf ihnen werden nicht nur Diakonissen aus dem Mutterhaus beschauliche Stunden verbringen, sondern auch viele Bürger der Stadt Wetzlar und ihre Gäste.
Für weitere Auskünfte steht die Vorsitzende des Trägerkreises, Freifrau Gabriele von Falkenhausen, Nachtigallenpfad 4, 35578 Wetzlar, Telefon 0 64 41/4 22 86, gerne zur Verfügung.
Gedenkstein in Königsberg: Seine Inschrift lautet in deutscher und russischer Sprache: „Zur Erinnerung an die Diakonissen der Barmherzig- keit, die hier ihr Leben von ganzem Herzen Gott und den Lebenden gewidmet haben. Gott ist die Liebe!“
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