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Was, Sie sind aus Ostdeutschland?", fragte mich unser Tischnachbar in einem der vielen Touristenhotels Teneriffas, die mehr als 500 Gäste täglich betreuen. "Ich bin zwar Berliner und wohne nun in Stuttgart, aber nie werde ich vergessen, was ich als Junge in Ostdeutschland erlebte. Das war wohl 1937, als wir Berliner Jungs auf Großfahrt nach Ostdeutschland, auch zum Tannenberg-Denkmal und nach Masuren unterwegs waren. Noch vor der Fahrt auf dem Oberländischen Kanal haben wir an einem See gezeltet und wollten uns 14 Jungens einen Milchreis kochen. Ich sollte mit einer großen Milchkanne bewaffnet zum nächsten Bauernhof gehen, um Milch einzukaufen. Gleich am Eingang zum Hof stand der Bauer persönlich und mit ihm entspann sich folgendes Gespräch:
Jungche, was willst du denn mit so ner großen Milchkanne?
Ja, wir haben den ganzen Tag noch nicht gegessen und wollen für alle Milchreis kochen.
Fier alle?, fragte der Bauer.
Ja, für alle, war meine Antwort.
Na, wieviel seid ihr denn? wollte er wissen.Wir sind 14 Jungs, gab ich Auskunft.
Erbarmung! 14 Jungs! Na dann hol man deine anderen Kumpels hier in den Hof und wir machen euch was Anständiges zum Futtern zurecht.
Ich ging zurück und holte meine Kameraden. Nach einer halben Stunde gab es dann für uns alle ein fettes Bauernfrühstück mit ganz vielen Eiern und Speck, dazu frische Buttermilch soviel wir trinken wollten. Die Küchenmädchen war ordentlich am Schaffen, während die Bäuerin und der Bauer sich freuten, wie es uns schmeckte. Nie wieder habe ich so eine herzliche Gastfreundschaft erlebt. Um Ostdeutschland ist es ewig schade."
Es wurde dann noch ein längerer Abend mit vielen Geschichten vom viele tausend Kilometer entfernten Land. Nie im Leben wäre es uns damals eingefallen, nach Teneriffa zu fahren. Wir hatten doch alles, was das Herz begehrte vor der Haustür: heiße Sommer, die Ostsee mit ihren herrlichen weißen Sandstränden und Bernstein, die Seen, Wälder und das Land, unser Ostdeutschland.
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