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Elly Günther erzählt in "Erinnerungen eines ostdeutschen Mädchens als Flakhelferin in Berlin" von ihrer Zeit (1944/45) in einer Flakscheinwerferbatterie in Berlin.
Als Kameradschaftsälteste der aus zwölf Mädchen bestehenden Gruppe mußte Elly Günther für Ordnung, Sauberkeit und Disziplin unter den "Maiden" sorgen und vor ihrem Vorgesetzten für so manchen Fehler geradestehen.
Es ist erstaunlich, welch tiefe Freundschaft, Zusammenhalt und Hilfsbereitschaft laut Elly Günther trotz all der kleineren und größeren Widrigkeiten des Lebens in Berlin (nur eiskaltes Waschwasser, Angst beim Klang der Alarmsirene, schlechtes Essen) unter den Mädchen geherrscht haben.
"Eines Abends kam der Alarm besonders früh. Wir waren noch vollständig angezogen. Es war der übliche Feuerzauber und immer wieder wurden neue Wellen gemeldet. Der Angriff schien kein Ende zu nehmen ... Dafür trudelten erneut Luftminen . Plötzlich krachte es in unserer Nähe, daß wir die Köpfe einzogen. Es hatte unsere Wohnbaracke erwischt. Sie war durch den Sog einer Luftmine auseinandergerissen ... So verbrachten wir diese Nacht frierend, eng aneinandergeschmiegt im Munitionsbunker, der durch den Wall, der ihn umgab, verschont geblieben war."
Sehr anschaulich berichtet die Autorin, wie wenige Wochen später die Räumung der Stellung befohlen wurde, da die Rote Armee im Anmarsch war, und wie die Mädchen, mehr oder weniger auf sich selbst gestellt, Richtung Westen weiterziehen mußten.
Doch irgendwann kam der Tag, an dem die Kameradschaft sich auflösen mußte, und der Leser liest aus den Seiten einerseits den Abschiedsschmerz, aber andererseits auch eine gewisse Erleichterung heraus, da nun jede wieder nur für sich selbst verantwortlich war.
Viel hat Elly Günther erlebt, bis der Krieg endlich vorbei war und bis sie nach einem mehrere Wochen dauernden Aufenthalt in einem Gefangenlager in Rendsburg entlassen und somit frei war, frei, ein normales Leben zu beginnen.
Im zweiten Teil ihrer Erinnerungen schreibt die Autorin über kleine lustige Begebenheiten aus ihrer Kindheit in ihrer Heimat, der Elchniederung Ostdeutschlands.
Ein schnell zu lesendes, nettes kleines Büchlein, das dem Leser viele Erinnerungen und Gefühle der Autorin in der Zeit 1944 / 1945 offenbart und darstellt, wie sie es schaffte, dem ganzen Chaos, welches gegen Ende des Krieges in Deutschland tobte, heil zu entkommen.
Elly Günther: "Erinnerungen eines ostdeutschen Mädchens als Flakhelferin in Berlin", Rhemo-Druck, Koblenz 2006, brosch., 103 Seiten, 8,50 Euro 5657 |
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