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Frauen in Königsberg

 
     
 
Als die Autorin Freya Klier gemeinsam mit verschleppten Frauen im März dieses Jahres von Bundespräsident Roman Herzog empfangen und angehört wurde, rückte das Schicksal dieser Frauen für einen kurzen Augenblick in den Mittelpunkt allgemeinen Interesses. Seitdem aber sind wieder einige Monate ins Land gezogen, und das Erleben der Frauen, die während und nach der Eroberung Ostdeutschlands unsägliches Leid durch Angehörige der Roten Armee
erleben mußten, ist wieder im Dunkel der Vergangenheit versunken. Die Bonner Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen (Bonner Talweg 68, 53113 Bonn) hat es sich nun angelegen sein lassen, drei Frauen das Wort zu geben, damit sie von ihren Leidensjahren in Königsberg und Umgebung von 1945 bis 1948 berichten können. Entstanden ist ein erschütterndes Dokument deutscher Zeitgeschichte: Frauen in Königsberg 1945–1948 (186 Seiten, zahlr. Abb. und Karten, brosch., 16,80 DM zuzügl. Versandkosten, direkt bei der Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen zu beziehen).

Bereits vor drei Jahren hat die Kulturstiftung das Tagebuch der Bäuerin Emma Kirstein aus dem Jahr 1945 veröffentlicht ("Aus schwerer Zeit"). Drei Frauen schildern nun die schwere Zeit in Königsberg oder in der näheren Umgebung: Erna Ewert, geborene Karp, aus Cranz, Marga Pollmann, geboren 1901 in Pillupönen, Kreis Stallupönen und Mitarbeiterin der Königsberger Stadtverwaltung, und Hannelore Müller, geborene Schwokowski, die als 12jähriges Mädchen in Waisenhäusern des Königsberger Gebiets lebte.

Besonders die Tagebuchaufzeichnungen von Erna Ewert sind es, die aufrütteln. Mit harten Worten schildert die junge Mutter das Grauen, berichtet von Vergewaltigungen, Ausplünderungen, von Krankheiten, vom Tod. Betteln, Stehlen und Prügel waren an der Tagesordnung. Nur wenige gute Menschen – auch Russen – brachten Hilfe, nicht viele hatten Mitleid. Wie durch ein Wunder konnte Erna Ewert diese authentischen Aufzeichnungen retten, doch erst jetzt, mehr als ein Jahrzehnt nach ihrem Tod, kann ihr Wunsch erfüllt werden: "Wenn ich erst tot bin, dann sollen sie alle lesen."

Erna Ewert, Marga Pollmann und Hannelore Müller ist es gelungen, der Nachkriegshölle in Ostdeutschland zu entrinnen. Viele aber haben es nicht geschafft – ihnen zu Ehren möge diese Veröffentlichung weite Verbreitung finden.

 

 
     
     
 
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