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Herr Matthus, Sie stehen in diesen Tagen sicher unter besonderer Anspannung. Nicht wegen des bevorstehenden Weihnachtsfestes, sondern vielmehr wegen der Uraufführung Ihrer neuen Oper "Kronprinz Friedrich", die am 30. Dezember "über die Bühne gehen" soll. Geplant ist diese erste Aufführung zur Wiedereröffnung des Schloßtheaters Rheinsberg. Warum haben Sie gerade diesen Ort ausgewählt?
Nicht ich habe den Ort ausgewählt, sondern der Ort hat das Sujet der Oper und auch den Termin bestimmt. Nach der Flucht aus Ostdeutschland habe ich in Rheinsberg meine Oberschulzeit verbracht und dort auch mein Abitur gemacht. Oft stand ich vor der Ruine des Schloßtheaters und träumte von der Musik und vom Theater. 1990 war die Theaterruine die Quelle der Inspiration für die Gründung der Kammeroper . Somit hat es einen beziehungsreichen Grund, daß mit einer Oper von mir das wiederaufgebaute Schloßtheater eröffnet wird.
Mit "Kronprinz Friedrich" haben Sie sich wieder einmal einem historischen Stoff zugewandt. Was fasziniert Sie so an der Geschichte des Kronprinzen, der mitansehen muß, wie sein bester Freund Katte hingerichtet wird? Und wie haben Sie versucht, das dramatische Geschehen musikalisch umzusetzen?
Das eigentliche Anliegen der Oper ist kein historisches, sondern ein immer wieder aktuelles Thema: die Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn. Die Flucht der beiden jungen Offiziere, die Verurteilung und die Hinrichtung Kattes sind die äußeren Vorgänge die qualvolle Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn aber der eigentliche Konflikt der Oper. Friedrich Wilhelm wollte aus dem verzärtelten musenbetonten Kronprinzen einen harten preußischen König modellieren. Und der junge Friedrich rebellierte gegen den überstrengen, scheinbar uneinsichtigen Vater. Für Vater und Sohn war diese Zeit die Hölle. Aber aus diesem Fegefeuer ist ein großer König hervorgegangen. Der junge Dichter Thomas Höft hat mir ein sehr musikträchtiges Libretto geschrieben. Ich habe nun versucht, die Personen und die dramatischen Handlungen musik- und theatergerecht zu komponieren. Dafür habe ich mir zehn Sänger ausgewählt, die die Personen der Handlung, aber auch viele reflektierende Ensemblesätze singen. Das Instrumentarium besteht aus 14 Flöten, drei Posaunen, drei Schlagzeugern, einem Cemblao und einem Kontrabaß.
In Rheinsberg haben Sie mit Ih- rer Initiative "Kammeroper Schloß Rheinsberg", die den sängerischen Nachwuchs fördert, ein kulturelles und musikalisches Zentrum ins Leben gerufen, das zu einer Begegnungsstätte für junge Menschen aus aller Welt geworden ist. Wo und wie sehen Sie die Zukunft des Nachwuchses gerade in der sogenannten E-Musik? Immer mehr Musical-Schulen wachsen geradezu wie Pilze aus dem Boden. Sieht es mit der Ausbildung von, nun ja, Opern-Komponisten zum Beispiel ähnlich gut aus?
Es ist für mich ein beglückendes und hoffnungsvolles Zeichen, daß sich jährlich zwischen 500 und 600 junge Opernsänger aus der ganzen Welt bewerben, um in Rheinsberg zu singen. In der Entscheidung junger Menschen für die Oper und den Gesang sehe ich für den Bestand der Kunstform Oper hoffnungsvoll in die Zukunft. Ein gutes Musical unterscheidet sich erst einmal nicht so sehr von der Oper menschliche Probleme werden singend dargestellt. Jedoch zeigt sich, daß die oft anzutreffende Oberflächlichkeit in vielen Musicals den erhofften Zuspruch des Publikums zunehmend nicht einlöst. Wir müssen die weitere Entwicklung abwarten, jedoch wird die Faszination des Gesangs in welchem Genre auch immer sicher nicht verloren gehen.
Nach der Premiere in Rheinsberg am 30. Dezember und einer weiteren Aufführung am 1. Januar des neuen Jahres soll Ihr "Kronprinz" auf Tournee gehen.
Am 28. Dezember wird eine Voraufführung der "Kronprinzen"-Oper im neuen Schloßtheater in Rheinsberg stattfinden und am 1. Januar 2000 eine Wiederholung. Die Uraufführung ist ausverkauft. Jedoch für die beiden anderen Vorstellungen gibt es noch einige Karten. Am 14. Juni 2000 werden wir mit der Oper zur Expo 2000 in Hannover gastieren. Gleich danach werden zwei Vorstellungen im Markgräflichen Opernhaus in Bayreuth stattfinden, und dann werden wir die Oper Ende Juni sechs Mal während des Festivals der Kammeroper wieder in Rheinsberg aufführen. Am 25. März 2000 wird darüber hinaus eine neue Inszenierung meiner Oper in Dresden/Radebeul stattfinden.
Da kann man dann nur noch toi, toi, toi für die Premiere wünschen!
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