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Warum können solche Lebensberichte erst heute geschrieben werden, mehr als ein halbes Jahrhundert nach Flucht und Vertreibung? Bücher wie das von Gerhard Spiwoks sind wichtig. In "Der weite Weg - Von Ostdeutschland über Sibirien nach Niedersachsen" schildert der aus dem Dorf Grieben am Rande der Rominter Heide stammende Ostpreuße seinen Leidensweg. Als Sohn eines Schneidermeisters wuchs er mit vier Brüdern auf. Als sowjetisch e Panzer im Kreis Angerapp auftauchten, ging er auf die Flucht, wurde aber in Pommern aufgegriffen und nach Sibirien verschleppt. Jahre später fand er seine Eltern in Niedersachsen wieder. Ein Schicksal wie viele, wird der eine oder andere denken. Ein Schicksal aber auch, von dem erzählt werden muß, nicht zuletzt um weiteres Leid zu verhindern. Es ist ein Leben "zwischen Glück und Elend, zwischen Verlorenheit und Selbstbehauptung", wie Alfred Cammann von der Forschungsstelle für Volkskunde in seinem Vorwort betont. Cammann, Preisträger für Wissenschaft, war es auch, der den Druck des Buches 1996 gefördert hatte. Nun, da der Verlag Otto Schwartz nicht mehr existiert, ist noch eine Restauflage beim Autor vorhanden. Ein Buch, das vom "Glück in der kleinen Welt des ostdeutschen Dörfchens" erzählt, aber auch von der Hölle des GULag und dem Wiederbeginn im Westen. Lesenswert, auch heute noch. OB
Gerhard Spiwoks: "Der weite Weg. Von Ostdeutschland über Sibirien nach Niedersachsen", brosch., 148 Seiten, 13,50 Euro |
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