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Am 27. Februar hätte die unvergessene Schauspielerin Grethe Weiser ihren 100. Geburtstag begehen können. Unzähligen Filmen hat sie mit ihrem Mutterwitz und ihrer unverwechselbaren "Berliner Schnauze" auf die Sprünge geholfen. Grethe Weiser wurde auf "ihren Typ" festgelegt, aber selbst dem Film ist es nicht gelungen, sie gänzlich zu "verheizen". Sie hat auch in Streifen dritter Klasse nicht vergessen lassen, daß sie eine gute Schauspielerin ist. Und sie war "da", wenn ein Produzent einmal den Mut hatte, ihr eine ernste Rolle, eine gute Aufgabe zu geben. In Wolfgang Liebeneiners Heimkehrerfilm "Liebe 47" war das so, und unvergessen wird ihre Charakterstudie als Putzfrau Frida Binder bleiben, die sie 1954 in dem Film "Die Stadt ist voller Geheimnisse" bot. Sie hatte bewiesen, daß sie auch das Charakterfach beherrscht.
Als "echte Berlinerin" wurde sie 1903 in Hannover geboren, wuchs in Dresden auf und begann als Elevin an der "Berliner Volksbühne". Ihre ersten frechen Chansons trällerte sie im Berliner Kabarett "Charlott". Der Film holte sie erstmals 1927 für den Stummfilm "Männer vor der Ehe" vor die Kamera. Die "Göttliche Jette" (mit Hans Junkermann und Kurt Meisel) ist dann Filmgeschichte geworden. Seitdem hat sie unzählige Male im Atelier gestanden. Sie hat auch viele schlechte Filme gemacht. Das hat aber weniger an ihr als an den ach so einfallsreichen deutschen Drehbuchautoren gelegen. Die vielen Klamotten, in denen sie mitgewirkt hat, konnten ihren guten Ruf jedoch nicht untergraben.
Das Theater gab sie allerdings nie auf. Gleich nach dem Krieg war Grethe Weiser bei Ida Ehre engagiert und lebte bis 1954 in Hamburg. Während der Film sie dann auf der Linie "urkomisch" festlegte, zeigte sie sich auf der Bühne als "Mutter Wolffen" im "Biberpelz" von Gerhart Hauptmann von einer ganz ungewohnten Seite.
Im Jahre 1968 wurde sie anläßlich ihres 40jährigen Bühnenjubiläums vom Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Berlins damaliger Regierender Bürgermeister Schütz überreichte den Orden im "Renaissance Theater", wo sie mit großem Erfolg eine russische Emigratin in dem Stück "Die Lokomotive" spielte.
Dann dieser unglückselige 2. Oktober 1970. Die Schauspielerin befand sich mit ihrem Mann Hermann Schwerin auf der Fahrt von München nach Bad Tölz, wo sie einen Kuraufenthalt antreten wollte. Der von Schwerin gesteuerte Wagen wurde bei einer Straßeneinmündung von einem Lastwagen gerammt und 20 Meter mitgeschleift. Ihr Begleiter war sofort tot. Grethe Weiser wurde mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Die Ärzte des Tölzer Versorgungskrankenhauses konnten jedoch nur noch den Tod der geschätzten und beliebten Künstlerin feststellen. Tausende von Berlinern nahmen in einem über siebenstündigen Defilee Abschied von Grete Weiser und ihrem Ehemann Hermann Schwerin. |
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