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In der Verwandtschaft und im Bekanntenkreis wußte man, daß Helga eine künstlerisch begabte Frau war, daß sie nun aber an ihrem ersten größeren Werk arbeitete, wußte nur Jochen, ihr Ehemann. Er bewunderte die Fingerfertigkeit seiner Frau und war überrascht von der Harmonie und der prächtigen Farbzusammenstellung des zwar nur langsam entstehenden, aber schon als grandios erkennbaren Werkes. Deshalb hatte Jochen auch keinen Einwand erhoben, als Helga ihm erklärte, das künstlerische Teilwerk anläßlich ihrer Geburtstagsfeier vorzuführen.
Die Gäste lauschten gespannt und waren voll des Lobes über das sich mehr und mehr abzeichnende Talent der jungen Frau. Obwohl auch Jochen ihr Anerkennung zollte, verhehlte er nicht, daß es bis zu Vollendung des Werkes noch eine Menge zu ändern und ergänzen gab. Helga wußte es und arbeitete mit einer bewundernswerten Ausdauer weiter. Sie nutzte jede entbehrliche Minute. Schließlich bestand sie darauf, das noch immer nicht ganz vollendete Werk anläßlich einer weiteren häuslichen Feier vorzustellen.
Wieder saßen die Gäste da und lauschten. Es wurden Kommentare abgegeben, ob deren positivem Inhalt Helga erstrahlte. Aber es mischten sich auch Kritiken ein, und als diese gar den überwiegenden Teil der Kommentare ausmachten und schließlich auch noch Jochen mit einer negativen Bemerkung aufwartete, verlor die angehende Künstlerin die Nerven. Zum Entsetzen der Anwesenden ergriff sie das Kunstwerk, warf es auf den Fußboden und stapfte mehrmals kräftig mit den Füßen darauf. Da lag sie nun, die Unvollendete von Helga - die für Jochen bestimmte Strickjacke, für die Helga die Ärmel partout nicht in eine passende Form bringen konnte.
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