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"Zwischen zwei Mühlsteinen - Mein Leben im Exil" heißt das neue Buch des Literaturnobelpreisträgers Alexander Solschenizyn.
Der Autor, der vor allem durch sein Werk "Archipel GULag" Weltruhm erlangte, war in seiner Heimat, der Sowjetunion, keineswegs immer ein gern gesehener Mensch. 1945 wurde er 27jährig an der Front in Ostdeutschland verhaftet, da er kritische Bemerkungen über Stalin geäußert hatte. Bis 1953 war Solschenizyn in sowjetisch en Zwangslagern inhaftiert. 1957 wurde der Autor zwar rehabilitiert und einige Zeit in der Sowjetunion für seine Werke geehrt, da Solschenizyn sich jedoch keinen Maulkorb anlegen ließ, entschied sich Moskau, 1974 den unbequemen Literaten außer Landes zu verweisen.
In "Zwischen zwei Mühlsteinen - Mein Leben im Exil" schildert der Autor nun seine Erlebnisse im Westen, die mit seiner Ankunft in Deutschland bei Heinrich Böll in Frankfurt beginnen.
Sehr detailliert beschreibt Solschenizyn, wie er von Journalisten, Freunden, Bewunderern und Neugierigen belagert wurde und keine freie Minute hatte. "Wir saßen eine Weile mit Bölls zusammen, noch waren die Gedanken diffus, da hörten wir die Nachricht, daß Dimitrij Panin mit seiner zweiten Frau gekommen sei und mich sehen wollte. Ich staunte - er lebte doch in Paris! Einfach so flugs hergekommen, ohne ein Wort zuvor?"
Neben Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft muß der Exilant immer wieder erleben, daß man versucht, ihn für die verschiedenen Ziele vor den jeweiligen Karren zu zerren.
Als endlich seine Frau mit den Kindern Rußland verlassen darf, ist Solschenizyn unsagbar glücklich, sie wohlbehalten bei sich zu haben, denn "die Kleinen brauchten nicht nur Pflege, sondern auch ein wachsames Auge. Vor einiger Zeit hatten uns die KGB-Leute Drohbriefe geschickt, getarnt als Sendungen von Kriminellen, daß bald die Kinder dran sein würden. War das vielleicht nur ein Scherz? Aber die Bereitschaft zum Scherzen fehlte in den Tugenden des Gründers ihrer Organisation ..."
Da Solschenizyn relativ detailliert schildert, wo er gerade mal wieder hinreist, ob nun für längere Zeit zum Wohnen oder nur für einen Vortrag oder Recherchen, liest sich sein aktuelles Werk abschnittsweise ziemlich zäh. Zwischendurch findet man aber immer wieder sehr interessante Ausführungen, die ein Bild vom Charakter des Autors und seinen Problemen mit dem Westen und seiner Gedankenwelt offenbaren.
Während der einen sehr hohen Anspruch hat, geht es den anderen häufig nur um das schnelle Geld. "Und was wurde das für eine Übersetzung! Bald nach dem Erscheinen erreichte uns ein Exemplar dieser Ausgabe. Als ob ich nichts zu tun hätte, setzte ich mich hin und begann, einige ausgewählte Kapitel zu prüfen und zu vergleichen. Ich war sehr verwirrt, bat Fachleute, der Sache nachzugehen. Das sollte eine Übersetzung sein? Die Farben waren verloren gegangen, das Plastische verunstaltet, des Öfteren fielen Adjektive oder Syntagmen weg, die Akzentuierung des Sinnes war verändert ..." Fritz Hegelmann
Alexander Solschenizyn: "Zwischen zwei Mühlsteinen - Mein Leben im Exil", Herbig, München 2005, geb., 427 Seiten, 29,90 Euro. |
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