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Als faßte ihn der Menschheit ganzer Jammer an, so pflegt er vor die Presse und die Fernsehkameras zu treten! Die Stirn zerfurcht, den Blick niedergeschlagen. Mit klagender Stimme berichtet er von dem schlimmen Zustand der schleswig-holsteinischen Umwelt, der für eben dieses Ressort zuständige Minister Rainder Steenblock im grünroten Kabinett der Heide Simonis. Man glaubt ihm auf Anhieb, wie schlecht er behandelt wird: da pfeift ihn seine Ministerpräsidentin in aller Öffentlichkeit an und läßt durchblicken, daß sie ihn für eine Schlafmütze hält dann wieder treten ihm seine Genossen aus dem eher rötlichen Landesverband der Grünen vors Schienbein, weil er eingeknickt ist vor den wirtschaftlichen Notwendigkeiten.
Erntete er zunächst in der Öffentlichkeit ein verständnisvolles Mitleid, ist es jetzt offenem Hohn gewichen. Als vor Dänemarks Nordseeküste die "Pallas" in Brand geriet und ins schleswig-holsteinische Wattenmeer trieb, da duckte sich der zuständige Umweltminister wie ein furchtsamer Hase in die Furche und hoffte, das Schiff möge an ihm vorüberziehen, ohne viel Unheil anzurichten bis seine Ministerpräsidentin ihn mit groben Worten zur Aktivität trieb. Nach einigen Wochen kam er zu dem Schluß, daß das angeblich in nur geringer Menge auf dem Wrack vorhandene Öl für die Umwelt keine Gefahr bedeute und daß man den Schrotthaufen so im Meeressand versacken lassen solle. Als dann eine Umweltorganisation ihm vorhielt, es seien viel größere Mengen Schweröl, als vom Minister angegeben, noch an Bord, die bei der nächsten schweren Sturmflut das Watt verseuchten könnten, da wußte er vor den Medienvertretern nichts anderes zu seufzen als: "Ich bin entsetzt."
"Naturschutzkasper" verspotten ihn Umweltschutzverbände. "Minister der traurigen Gestalt" kommentiert die Presse. Genossen aus seinem Grünen-Landesverband sagen öffentlich, daß dieser Umweltminister dem Naturschutz mehr schade als nütze. Dazu der traurige Steenblock in der gewohnt bedächtig-nachdenklichen Art mit schleppender Stimme: "Die Grünen müssen ihre Mißtrauenskultur in den Griff bekommen." Umständlich definiert er die Lage seiner Partei: "Die Situation der Partei (der Grünen) ist so, daß es sich lohnt zu kämpfen", und strahlt dabei alles anderes als Kampfeslust aus. So scheint sich der 51jährige Ostfriese zurückzusehnen nach dem Beruf, den er ausübte, bevor er sich in die Politik stürzte. Da war er nach eigener Angabe "Oberstudienrat für Kinderpflege, Schwerpunkt Krippenpädagogik". Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß er damals für eine solche Aufgabe auch ganz gut geeignet war. Heide Simonis aber sträuben sich mit dem Blick auf die Hessen-Wahl die Haare. In einem Jahr ist in Schleswig-Holstein Landtagswahl!
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