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Achtung, Autofahrer!" Die Stimme aus dem Radio klingt sehr eindringlich. "Auf der A 1 kommt Ihnen zwischen Ramelsloh und Horster Dreieck in Richtung Hamburg ein Fahrzeug entgegen. Bitte fahren Sie ganz rechts und überholen Sie nicht. Wir informieren Sie, wenn die Gefahr vorüber ist ..." Es dauert nicht lange, dann ist die Stimme aus dem Verkehrsstudio wieder zu hören: "Achtung, Autofahrer! Der Fahrer auf der A 1 hat seinen Irrtum bemerkt. Sie können die Strecke jetzt wieder ungehindert befahren ..."
Beruhigt lehnt sie sich in ihrem Sessel zurück. Der Mann beim Rundfunk hat sein Versprechen gehalten und die Hörer informiert. Die Ungewißheit wäre ja auch nicht auszuhalten gewesen. Hat er oder hat er nicht ...? So ist sie denn auch jedesmal erleichtert, wenn ein verlorengegangenes Kind ("Michael, sieben Jahre, blonde Haare, etwa einsfünfzig groß, trägt blaue Cordhose, gelben Anorak und weiße Turnschuhe") wieder unbeschadet auftaucht und nicht nur die Suchmeldung über den Äther ausgestrahlt, sondern auch die glückliche Heimkehr gemeldet wird. Von Neugier keine Rede, diesen Vorwurf will sie sich nicht gefallen lassen. "Man stelle sich nur die Ängste der Eltern vor oder auch der Daheimgebliebenen, die genau wissen, daß ein Verwandter gerade auf der A 1 in Richtung Hamburg fährt", argumentiert sie energisch. "Information beruhigt."
Ganz anders ist es da um ein Medium bestellt, das in jüngster Zeit besonderen Auftrieb erhalten hat: die Zettel an Bäumen oder Lichtmasten. "Studentin sucht 2-Zimmer-Wohnung mit Balkon. Telefon ..." - "Butschi ist weg", trauert Familie XY um ihren Kanarienvogel und hat sogar ein Foto des Lieblings mit aufgeklebt. "Wer hat unseren Struppi gesehen?" - "Katze, wertvoll, entlaufen." - "Silberarmband verloren, Nähe Park ..."
Suchanzeigen ohne Ende. Seit neuestem aber auch Stellengesuche wie "Ich putze bei Ihnen zu vernünftigem Preis ..." - "Schülerin paßt auf Ihre Kinder auf" oder "Vom Klempner bis zum Gärtner. Wir machen alles, was Sie sich nicht zutrauen." Immer mehr Menschen nutzen die Möglichkeit, in ihrer engsten Nachbarschaft per Zettel zu suchen und zu werben. "Leider erfährt man nicht, ob die Angebote und Nachfragen Erfolg haben, ob Struppi, Mieze und Butschi den Weg nach Hause gefunden haben", bedauert sie. "Da bin ich dann doch e |
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