KOMMENTAR

Mißverständnis

Vielleicht wird ja unser Außenminister, der bekanntlich auf ein bewegtes politische Leben zurückschauen kann, den Tag verwünschen, an dem er sich in der ehrwürdige Berliner Humboldt-Universität dazu hinreißen ließ, den Nationalstaat vo staatspolitischen Phantasiegebilden zu verteidigen. Denn sein Vorschlag, sonst durchwe politische Maxime aller nichtdeutschen Staaten Europas, fand nicht nur in London, sonder auch in Paris sofort schärfsten Widerspruch. Frankreichs schneidiger Innenministe Jean-Pierre Chevenement konterte Fischers Denkvorlage frech: "Wir haben es mit eine Tendenz Deutschlands zu tun, sich für Europa eine föderale Struktur vorzustellen, die seinem Modell entspricht. Im Grunde träumt es immer noch vom Heilige Römisch-Germanischen Reich".

Bereits zuvor hatte der Innenminister die übliche antideutsche

Klaviatur des angeblic allgegenwärtig virulenten Nationalsozialismus bedient, obschon der französische Geheimdienst längst Gewißheit darüber besitzt, daß über 99 Prozent der Deutsche keine Kenntnis mehr von den Kernthesen des Nationalsozialismus besitzen. Es reiht sic aber diese neue französische Attacke in die Praxis unserer Nachbarstaaten ein, Politi mit Reißnägeln zu formen. Am Ende, so auch jetzt Chevenement, sei alles ei "Mißverständnis" gewesen. Man erinnert sich noch an den skandalösen Ausfal des polnischen Friedensnobelpreisträgers Walesa, der gegenüber der niederländische Zeitung "Elsevier" erklärte, wenn sich Deutschland sperrig zeige, "sollt man nicht mehr zu einer Aufteilung Zuflucht nehmen, sondern dieses Land einfach von de Landkarte ausradieren". Es war hinterher selbstverständlich auch nur ei Mißverständnis. Müller