Karthager

Der erfolgreiche phönizische Stadtstaat Tyros am Mittelmeer gründete im Jahre 814 v. Chr. auf einer Halbinsel nordöstlich der heutigen Stadt Tunis in Nordafrika die Kolonie Karthago. Bis zum 5. Jh. v. Chr. war diese aufstrebende Siedlung eng mit Tyros verbunden, denn von Karthago aus wurde der Schutz für die phönizischen Handelsplätze im gesamten westlichen Mittelmeerraum organisiert und überwacht. Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich jedoch in Karthago eine wohlhabende und mächtige Gesellschaft, die von einer Kaufmannselite geführt wurde und zu einer eigenen ethnischen Identität gefunden hatte. Man hatte sich von den Phöniziern abgenabelt“, aber man sprach nach wie vor phönizisch, d. h. eine westsemitische Sprache, die im Umkreis von Karthago selbst nach dem Untergang der Stadt und des Staates bis ins 6. Jh. n. Chr. weiterlebte. Die wachsende Handelsmacht Karthagos führte zu wechselnden Bündnissen mit den Etruskern und selbst den Römern gegen die Ausweitung der griechischen Siedlungen im Westen. Die Konfrontation mit der aufstrebenden Großmacht Rom aber war unvermeidbar. Inzwischen hatte sich für die Karthager auch der Name Punier eingebürgert. Man nennt daher die drei großen militärischen Auseinandersetzungen zwischen Rom und Karthago die Punischen Kriege, die sich von 264-146 v. Chr. hinzogen. Der berühmte aller karthagischen Heerführer, Hannibal (246-183 v. Chr.) konnte sogar in Italien selbst den Römern im Jahre 216 v. Chr. bei Cannal eine vernichtende Niederlage beibringen, aber er verstand es nicht, seinen Sieg zu nutzen und scheiterte. Nach entsetzlichen Kämpfen eroberten die Römer dann Karthago selbst, zerstörten die Stadt vollständig und führten die gesamte Bevölkerung in die Sklaverei. Der Staat Karthago war ausgelöscht. Unter Kaiser Augustus wurde die Stadt dann als römisches Verwaltungs- und Kulturzentrum wieder aufgebaut und erhielt den Namen Colonia Julia Carthago. In der Zeit zwischen 439 und 533 war Karthago dann die Hauptstadt des Wandalenreiches. Erst nach dem Sieg der Oströmer über die Wandalen wurde Karthago wieder zur Ruinenstadt, deren Größe und Ausdehnung erst die Ausgrabungen im Zwanzigsten Jahrhundert eindrucksvoll dokumentierten.