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Es gibt in den arabisch-islamischen Ländern das Institut der Mita’a, der Ehe auf Zeit oder auf Probe. Man probiert einfach mal, ob es klappt. Auch in der Politik probieren es die Potentaten gelegentlich mal mit der Mita’a - berühmt geworden sind die zeitweiligen Staatsfusionen etwa von Syrien und Libyen - und so nimmt es nicht wunder, daß auch manche Friedenspläne den Cha-rakter von Probe-Lösungen haben. Auf solche Versuche will Israel sich freilich nicht einlassen, es verlangt Garantien. Die Verei-nigten Staaten können sie geben, können das auch die Nachbarn in der Region, zum Beispiel die Saudis?
Die israelische Linkszeitung Haaretz meinte lakonisch zum Friedensplan aus Saudi-Arabien: Die Idee ist gut, sie hat nur einen Fehler, der Plan existiert nicht. In der Tat liegt noch kein offizielles Papier der saudischen Diplomatie auf dem Tisch. Man kennt die Vorschläge bisher vor allem aus einem Interview, das der faktische Herrscher in Riad, Kronprinz Abdallah, der „New York Times“ gab, die es am 24. Februar veröffentlichte. Wenn nun auch die Außenminister und Regierungschefs der Europäischen Union ihre Hoffnungen für Nahost an diesen Zeitungs-Plan knüpfen, dann beweisen sie einmal mehr, wie kurz ihr diplomatischer Arm ist. Übrigens auch ihr Gedächtnis, denn der Abdallah-Plan ist nichts weiter als eine Neuauflage des alten Fahd-Plans vom August 1981, in dem der König in acht Punkten den Rückzug der Israelis aus den 1967 besetzten Gebieten sowie die Errichtung eines Palästinenserstaates forderte. Ein paar Monate später, am 5. November, fügte Fahd noch hinzu: Es wird keinen Frieden geben ohne gegenseitige Anerkennung der Rechte aller beteiligten Parteien. Im Klartext: Frieden gegen Land.
Dabei ist es geblieben, und dabei wird es auch beim Abdallah-Plan bleiben, wenn der Kronprinz ihn dem US-amerikanischen Vizepräsidenten Cheney erläutert oder auf dem arabischen Gipfel Ende des Monats in Beirut vorlegt. Aber Cheney hat noch weiteres im Sinn. Wenn Du Frieden willst, dann rüste für den Krieg, hieß es bei den alten Römern. Cheney rüstet politisch auf, er will die Koalition gegen den Terror auch im Fall Irak zusammenhalten. Dafür braucht er vor allem die arabischen Staaten - und die Briten. Bezeichnenderweise besucht er nicht den Kontinent. Washington rechnet wohl nicht mit Deutschland oder Frankreich. Aber mit der Türkei und eben auch mit Israel und den Saudis. Letztere kann er nur gewinnen, wenn die USA sich stärker in Palästina engagieren. Das geschieht nun, und darin liegt der Keim der Hoffnung.
Ob und wie diese Saat aufgeht - das ist völlig offen. Über einen Friedensplan zu diskutieren, setzt ein Minimum an Vertrauen voraus. Dieses Minimum besteht auf israelischer Seite nur gegenüber einigen bestimmten Personen, Arafat gehört nicht dazu. Die Tragik Israels ist ja, daß es trotz der militärischen Überlegenheit einen Guerrilla-Krieg, in dem religiöser Fanatismus, Haß und Verzweiflung Menschen zu Sprengkörpern machen, nicht gewinnen kann. Längst hat dieser Krieg die alttestamentarische Dimension von Schlag und Vergeltung hinter sich gelassen, es geht um barbarische Reflexe, um die Vernichtung von Andersdenkenden und Andersgläubigen.
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