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In dem Erzählband "Es gibt so ne und solche und Pillkaller" erinnert sich Heinz Adomat an seine beschauliche Kindheit in den 20er Jahren in seinem Heimatdorf, dem ostdeutschen Pillkallen.
"Pillkallen war ein kleines Städtchen in Nordostpreußen, das 20 Kilometer von der litauischen Landesgrenze entfernt verträumt in einer von fruchtbaren Äckern umgebenen Landschaft den Mittelpunkt des gleichnamigen Kreises bildete ... Pillkallen, das in den 20er Jahren zu ,Schloßberg / Ostdeutschland umgetauft wurde ... hat den Zweiten Weltkrieg nicht überstanden. Die kleine Stadt gibt es nicht mehr! Heute heißen dort einige russische Hütten und Neubauten ,Dobrowolsk , aber dieser Ort hat mit der alten liebenswerten Stadt Pillkallen nichts mehr gemein."
Mit sehr viel Wärme und Humor berichtet Heinz Adomat über seine Kinderstreiche und Erlebnisse, und doch kann man zwischen den Zeilen herauslesen, wie sehr dem Autor seine Heimat und die damit verbundenen Kleinigkeiten fehlen und wie er die ostdeutsche Sprache beziehungsweise die ihr eigenen Dialekte vermißt.
"Sie kam mit den Trecks und den Flüchtlingskarren / Und brachte die verlassene Heimat mit: / Ostdeutschlands schön klingende Lautensprache / Tröstete die Heimatlosen bei jedem Schritt. / Doch schon hörte man die warmen Laute / In neuer Umgebung langsam verrinnen, / Mit uns Alten, die einst im Osten bauten, / Wird ihr singender Klang in Bälde verschwinden."
Doch will Heinz Adomat mit seiner Autobiographie nicht nur an die langsam verschwindende ostdeutsche Sprache erinnern, sondern läßt auch seine Kindheit anhand lustiger Anekdoten Revue passieren.
"Ach, da war ich noch im zartesten Säuglingsalter, als der Alkohol in meinem bis dato noch sehr kurzen Erdenleben doch schon eine Rolle spielen sollte - was mir natürlich meine Eltern erzählten. Bei irgendeiner familiären Einheitsfeier, saß ich auf dem Schoß meiner Mutter und beäugte die vor mir aufgebaute Kaffeetafel mit meinen wachen Säuglingsaugen. Die ,Alten hatten es sich bequem gemacht und zur Erhöhung der Fidelitas wurden, was in Ostdeutschland üblich war, ein, manchmal zwei ‚Körnchen getrunken ... Bei meinem säuglingshaften Rundblick sah ich plötzlich vor meiner Mutter auf dem Tisch ein Gläschen stehen ... setzte es an meinen trinkfreudigen Mund - und das ‚Körnchen war in mir verschwunden! Entsetzt starrten die Erwachsenen ob ihrer mangelnden Aufsichtspflicht auf den trinklustigen ‚Säufling ."
Eine sehr fröhliche Autobiographie, in der jedoch auch etwas Wehmut mitschwingt, welche Heinz Adomat auch nicht durch seine mittelprächtigen selbsterdichteten ostdeutschen Büttenreden am Ende des Buches zu überdecken gelingt.
Heinz Adomat: "Es gibt so ne und solche und Pillkaller", Biografiewerkstatt Otto, Mainz 2006, 102 Seiten, 12,00 Euro |
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