Klatsch und Tratsch

Boxfans der reiferen Generation werden sich die Augen, oder besser die Ohren gerieben haben, als im vergangenen Jahr der Kampf um die Weltmeisterschaft im Mittelgewicht angesagt wurde und längst vergessene und doch so vertraute Töne erklangen. Das war doch der olle Vader Abraham mit seinem "Lied der Schlümpfe". In den 70er Jahren hatte er damit die Hitparaden gestürmt. Dann aber geriet er in Vergessenheit, bis ein Boxer namens Arthur Abraham, von seinem findigen Manager beraten, das "Lied der Schlümpfe" und natürlich auch eine Schlumpfmütze zu seinem Markenzeichen erkor. Vader Abraham, der eigentlich Pierre Kartner heißt, gehört zu den vielen einstmals Prominente

n, die heute zurückgezogen leben und für die kaum noch einer den Blick hebt, sollten sie vorübergehen.

Wer spricht denn noch von Mathias Rust, dem Kremlflieger, der auch noch anderweitig unangenehme Schlagzeilen machte? Wer spricht noch von Beate Klarsfeld und ihrer legendären Ohrfeige für Bundeskanzler Kiesinger? Und wer von Karin Tietze-Ludwig, die jeden Sonnabend sehnsüchtig erwartet wurde, damit sie die richtigen 6 aus 49 verkünde? Klementine mit ihrem Spruch von besonders weißer Wäsche ("nicht nur sauber, sondern rein"), Mireille Mathieu, die nicht nur zauberhaft singen konnte, sondern auch durch ihren perfekt geschnittenen Haarschopf begeisterte, John McEnroe, der durch sein Tennisspiel, aber auch durch seine Schimpftiraden und jähzornigen Ausbrüche berühmt-berüchtigt war - ihnen allen begegnet der Leser in einem kurzweiligen Buch von Sven Siedenberg, der fragt "Do you remember?" (Erinnern Sie sich?) und vergessene Helden des Alltags in Erinnerung ruft (dtv, 140 Seiten, brosch., 6,90 Euro). Ein bißchen Klatsch, ein bißchen Tratsch, aber auch eine Fülle von Informationen, die nicht nur Fans interessieren dürfte.