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Die Leipziger Buchmesse verspricht vom 17. bis 20. März ein abwechslungsreiches Ereignis rund um die Leselust zu werden. Vier intensive Tage lang werden Besucher entführt in die Welt des Lesens. Voll mit kulturellen wie unterhaltsamen Angeboten von 2.084 Ausstellern aus 30 Ländern und einem umfangreichen Rahmenprogramm hat Leipzig im Frühjahr nicht nur die größte Präsentation rund um das gedruckte Wort. Auch in Punkto Qualität wird den über 100.000 erwarteten Gästen von aufwendigen Hörspielproduktionen über Theateraufführungen bis zu Leserreisen einiges geboten.
Eine Fülle von Themen von Belletristik bis Touristik, von Buchkunst bis Video eröffnet sich beim Betreten der modernen Messeanlagen Lesefreunden und Fachpublikum. Das Pendant zur großen Konkurrenz , der Frankfurter Buchmesse, kann sich durchaus mit der Bücherschau am Main messen - gerade weil es keine Kopie der großen Schwester sein will, sondern mit eigenen Höhepunkten zu glänzen versteht. Das sind vor allem Reise, Hörbuch, Jugend und Fortbildung. Aktuelle Trends auf dem Buchmarkt wie der Zuwachs im Hörbuchbereich sowie zahlreiche Wettbewerbe und somit viel Messe "zum Anfassen" werden geboten. Es ist ein Programm für Jung und Alt. Speziell für die jüngeren "Leseratten" stehen 10.000 von insgesamt 44.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zur Verfügung. Seit 14 Jahren ist die Buchmesse mit einem Lesefest der Superlative verbunden. Europas größtes Lesefest "Leipzig liest" wird sich mit 85 Autoren in 260 Veranstaltungen direkt an das junge Publikum richten, hat aber auch für ältere Besucher viele neue Eindrücke parat. Internationale Autoren stellen nämlich nicht nur im Kinder- und Jugendbereich ihre neuen Werke vor. Auch zu den Themen "60 Jahre nach dem Krieg", "Schule und Bildung", "Deutsch-israelische Beziehungen" oder zur deutschen Klassik, vor allem Schiller, ist ein anspruchsvolles Programm zu erwarten. Über 1.200 Veranstaltungen mit mehr als 1.000 neuen Talenten, aber auch mit bekannten Autoren erschließen Lesewelten.
Parallel zur Buchmesse findet die 11. Leipziger Antiquariatsmesse statt. Hier können Sie alte Fundstücke kaufen. Eine Bereicherung für alle, die selbst schon mal mit dem Gedanken gespielt haben, ein Buch zu veröffentlichen, dürfte der internationale Kongreß für kreatives Schreiben (International Congress of Creative Writing Programs) sein. Auch sonst ist für Bildungsangebote reichlich gesorgt. Ob Sie als Lehrer oder Erzieher die anerkannte Fortbildungsveranstaltung Buchmesse besuchen oder privat beispielsweise Ihre Sprachkenntnisse testen wollen (Online Tests Englisch und Französisch, täglich ab 10 Uhr in Halle 2) - Leipzig hat weit mehr als unentdeckten Lesestoff im Programm. Bei der Präsentation der Ravensburger Jugendmedienstudien erfahren Sie beispielsweise mehr über die Mediennutzung von zehn- bis sechzehnjährigen (17. März, Kongreß Center, Saal 5, 11 Uhr). Von Leseproben in fremden Sprachen bis zu ernsten Themen wie besseren Lernmethoden oder "Warum Jungen nicht mehr lesen?" wird jede Menge Wissenswertes angeboten.
Ob Historiker wie Joachim Fest ("Der Untergang"), Schauspieler wie Manfred Krug ("Mein schönes Leben") und Katharina Thalbach (unter anderem bekannt durch die ARD-Serie "Preußen - Chronik eine deutschen Staates") oder Politiker wie Klaus von Dohnanyi) - viele Prominente werden dem Publikum eine andere Seite ihres Könnens zeigen. Der norwegische Bestsellerautor Jostein Gaarder ("Sofies Welt") bringt beispielsweise seinen neuen Roman "Maya oder das Wunder des Lebens" zu Gehör. Sein Landsmann, der Astrophysiker Eirik Newth schildert faszinierende Ideen der Zukunftsforschung. Das Spektrum der Lesungen und Präsentationen ist weit gefächert. Sogar vermeintlich überholte Themen beweisen auf der Messe ihre ungebrochene Aktualität. So stellt der Nachfahre des Autors der berühmt-berüchtigten Benimmfibel, Alexander Freiherr Knigge, auf humorvolle Weise neu vor, wofür seine Familie einst bekannt wurde. "Expedition Knigge oder Das Geheimnis eines alten Buches" heißt seine heutige Fassung guter Manieren.
Praktische Lebenshilfe für alle Altersstufen bieten ferner die Romane. Dieses Jahr sind unter anderem Christoph Hein für "In seiner frühen Kindheit im Garten", Eva Menasse für "Vienna" und Terézia Mora für "Alle Tage" in der Kategorie Belletristik für den "Preis der Leipziger Buchmesse" nominiert. Stimmungsvoll und stilecht geht es auch im Landgericht zu. Krimifreunde können am ungewohnten Leseort Geschichten um Verbrechen lauschen. In einer Schnitzelfabrik wird ein Thriller über "die internationale Fleischmafia" zum besten gegeben. Erlesenes lebendig macht auch die Deutsche Bank: Sie öffnet ihren Tresorraum für Einblicke in die Welt von "Geldmachern".
Abends geht es ungewöhnlich weiter. Denn nach Messeschluß um 18 Uhr laden Diskussionen und Präsentationen außerhalb des Messegeländes ein. Eine reiche Auswahl für Nimmermüde. "Die lange Ossi-Wessi-Nacht" ist beispielsweise nicht nur für Autoren, sondern auch für Politiker eine Gelegenheit, sich der Frage nach dem heutigen Lebensgefühl östlich und westlich der Elbe zu stellen. Autoren lesen - Politiker hören zu oder stehen selbst Rede und Antwort - Wettbewerb wird groß geschrieben.
Noch bis zum 29. April dauert der Wettbewerb zum Förderpreis "In punkto Buch". Preise im Wert von 30.000 Euro sind dabei zu vergeben. Der Gewinner wird auf der Leipziger Buchmesse 2006 ermittelt. Beim Hörspiel ist man dieses Jahr ebenfalls "Auf der Suche". Der 2. Internationale Hörspielwettbewerb kann bereits an große Erfolge anknüpfen. Diesmal können junge Autoren sich einem großen Publikum präsentieren und Kontakte knüpfen. Eine Jury prämiert die besten Einsendungen, die dann in einer Jurte (in Halle 3) aufgeführt werden. "Wer liest, gewinnt" heißt ein Wettbewerb für Schulen und Bibliotheken, der preisgekrönte Bücher jungen Lesern nahe bringt. Büchergutscheine (jeweils 50 und 25 Euro) werden an die Gewinner vergeben - doch auch das Teilnehmen an sich ist ein Gewinn, wenn es für die Jugendlichen darum geht, ihre Schule würdig zu vertreten und "literaturfest" zu werden (17. März, Congress Center, ab 13.30 Uhr).
Ganz groß raus kommt dieses Jahr auch das Hörbuch. Leipzig ist in diesem wachsenden Segment als Treffpunkt der Branche in Führung gegangen. Unter dem Titel "Leipzig hört" wird vertonter Literatur tagsüber auf der Messe, aber auch abends in der Stadt viel gewidmet: Hörbuchnächte beispielsweise. Neuerdings finden sie wegen der regen Nachfrage an zwei Standorten (Spizz und Alte Handelsbörse) statt. Eine "Radionacht der Hörbücher" wird in der ARD übertragen. In ihr wird der Hörbuchpreis des Buchhandels für die beim Publikum beliebteste Hörbuchproduktion des Jahres, der HörKules, vergeben. Zusätzlich zeigen über 120 Hörbuchverlage und alle ARD-Anstalten in einem großzügig gestalteten Ausstellungsbereich in Halle 3 ihre aktuellen Produktionen. Prominente Sprecher, Autoren, Produzenten und Kritiker treffen sich zu Live-Lesungen, Präsentationen und Gesprächsrunden im Hörbuch-Forum. Im Hörbuch-Café warten interessante Vorträge und Podiumsdiskussionen rund um das Thema Hörbuch auf das Publikum.
Dem Reisen widmet Leipzig viele Seiten. Es ist eines der wichtigsten Themen mit denen sich die Stadt, die ihren Namen vom sorbischen Wort für Linde ableitet, auf der Messe schmückt. Auf maritimes Ambiente wird so beispielsweise nicht nur zwischen den Deckeln wert gelegt, die die Bücher umfassen. Nachdrücklich stellt Leipzig sich auch dem Thema Segeln. Außerdem kann man sich über die Entstehung von Ausflugs- und Reiseführern informieren sowie auf literarische Streifzüge gehen und bei Vorträgen die aktuellen Reisetrends kennenlernen. Lauschen Sie Reiseberichten bekannter Autoren und genießen Sie die Stimmung in den dazu ausgewählten Spielstätten. Lassen Sie sich in die historischen Gärten und Parks Brandenburgs entführen und begeben Sie sich auf eine Reise von der Donau bis zur Ostsee entlang der deutschen Flüsse und Seen. Wer vom Fernweh gepackt wird, kann sich von der Spezialbuchhandlung "Reisefibel" beraten lassen. Dort navigiert man die Besucher durch die Angebotsflut - Planung und Buchung der nächsten Urlaubsreise inklusive. Eine Lesereise mit Musik läßt "Die Erzählungen Europas und seiner Nachbarn erleben". Den "Alltag in einem masurischen Dorf" gibt es auf einer anderen "Reise" zu sehen (17. März, Halle 3, 16.30 Uhr). Diavorträge passend zum Buch bebildern beispielsweise "Lofoten und Nordmeerküsten" (18. März, Zoo Leipzig, 19 Uhr). Kulinarische Leckereien wie im Märchen verkostet "Der süße Wolf" in einer Lesung zum gleichnamigen Märchen-Kochbuch (20. März, Halle 3, 11 Uhr).
Geographischer Schwerpunkt der Messe ist neben Deutschland dieses Jahr Osteuropa. Literaten aus Polen, Lettland, der Ukraine und Albanien stellen sich vor. Genauer: Prominente Autoren werden erstmals den Nachwuchs vorstellen. Die Balkanregion, die Lage "Zehn Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton" werden Autoren aus Kroatien, Serbien, Bosnien, den Niederlanden und Großbritannien beleuchten. Besondere Aufmerksamkeit widmet Leipzig im März den "Kleinen Sprachen - großen Literaturen". Neben den Osteuropäern wie Rumänen und Litauern zeigt die Messestadt auch die finnische, griechische, maltesische und schwedische Literatur in einem zeitgenössischen Querschnitt.
Wenn Sie bei so viel Angeboten den Überblick zu verlieren drohen, dann helfen Ihnen die Geschenkideen weiter. Ihnen ist ein extra Messebereich gewidmet. Sind Sie unschlüssig, was Sie dem Verwandten und Freunden oder dem Nachwuchs in Ihrer Familie zu lesen geben sollen, finden Sie gleich am Eröffnungstag Anregungen, wenn Profis und Laien Bücher und Buchhandlungen bewerten. Unter anderem nominieren sie auch Werke für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2005. Er wird im Herbst verliehen.
Eine ganz andere Art von Geschriebenem, die Deutsche Klassik, steht bei "Leipzig liest Schiller" hoch im Kurs. Zum 200. Mal jährt sich dieses Jahr der Todestag des großen Poeten. Zahlreiche Neuerscheinungen, Theateraufführungen und Diskussionsrunden sollen das Gedenken wachhalten. Als Gast bekommen Sie in der sächsischen Metropole früh Gelegenheit, sich mit dem Autor und seinem Werk auseinanderzusetzen. Schon am 16. März liest Rüdiger Safranski aus seiner Schillerbiographie. Zeitgemäße Bezüge selbst herstellen lassen sich in den Diskussionsrunden "Schiller heute - Revolutionär und Genie" in der beeindruckenden Glashalle. Öffentliche Proben des Schauspiels Leipzig zu seinem Stück "Schiller unplugged" (zu deutsch etwa: "Schiller ohne Verstärker") gibt es als Anschauungsmaterial. Stadtrundgänge stellen den Dichter vor: "Gestatten: Schiller. Der Dichter zeigt sein Leipzig". Eine kleine Zeitreise ins 18. Jahrhundert beginnt.
Überblicke und Einblicke in das Leben bei Ende des Zweiten Weltkrieges werden sowohl auf der Messe als auch abends gewährt. Anläßlich des 60. Jahrestages des Kriegsendes will die Messe die unbekannten oder in Vergessenheit geratenen Seiten jener schwierigen Jahre zeigen. "Schicksalsjahr 1945. Der Zweite Weltkrieg - Das Erbe von Versailles" am 17. März (18.30 Uhr, Handelsbörse) sowie "Kriegskinder in Mitteldeutschland" am 19. März (19 Uhr, Handelsbörse) setzen im Rahmen der Hörbuchnächte Zeichen für mehr Verständnis dieser Epoche.
Am letzten Ausstellungstag können dann die Besucher das Wort ergreifen und unter dem Motto "Leipzig liest vor" jeweils 15 Minuten ihre schönsten Seiten der Messe sprechen lassen - auch ein "Honorar" gibt es: Bücher selbstverständlich.
Die Leipziger Buchmesse ist vom 17. bis 20. März täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet (feierliche Eröffnung am 16. März, 20 Uhr im Gewandhaus). Der Eintritt kostet für Erwachsene 9 Euro (Tageskarte), ermäßigt 7,50 Euro (Tageskarte), für Familien, Schüler und Gruppen pro Person 5 Euro.
Weitere Informationen: www.leipziger-buchmesse.de oder beim Kundenservice Telefon (03 41) 678 83 44 (auch Zimmerreservierungmöglich)
Sverre Gutschmidt
Literatur auf die Ohren: Hörbücher sind aus Leipzig nicht mehr wegzudenken.
Lichte Atmosphäre: Das Hauptgebäude der Leipziger Messe |
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