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Serbien - der billige Feind das verlogene Muskelspiel der Nato

 
     
 
Die Flüchtlingsströme aus dem Kosovo stechen ins Auge. Ausgerechnet Serbien hat in den vergangenen sieben Jahren wahrlich genug Unheil und vieltausendfaches menschliches Elend verbreitet. Da scheint ein energisches Auftreten der Nato – schon ist von Luftangriffen auf serbische Ziele die Rede – nicht nur berechtigt, sondern dringend geboten.

Bei näherer Betrachtung freilich verwehen die hochmoralisch unterlegten Tiraden des "Westens" im Winde. Kein Zweifel, die Albaner stellen im Kosovo die große Mehrheit, und erst Unterdrückung und aufreizende Provokation durch die serbischen Machthaber ließen die Situation in der zu deutsch Amselfeld genannten Region eskalieren.

Indes fragt man sich doch, worin eigentlich der gravierende Unterschied zwischen den Amselfeld-Albanern auf der einen und den Kurden oder Tibetern auf der anderen Seite besteht. Richtig: Die Kurden rumoren in einem Nato-Staat, und China ist ein sogenannter "Zukunftsmarkt", auf dem alle verdienen wollen. Da Serbien weder das eine noch das andere zu bieten hat, bäumt sich nur hier, ersatzweise sozusagen, die ganze moralische Empörung der "zivilisierten Welt" auf: Honi soit qui mal y pense!

Wer sich dem Sog der Bilder und Parolen nüchtern zu entziehen weiß, kommt freilich zu einer weit differenzierteren Beurteilung der abermals prekären Lage auf dem Balkan. Da ist zunächst Serbien, in dem zur Zeit die aggressiv-chauvinistischen Kräfte um Slobodan Milos?evic´ mit einer wachsenden Zahl zur Vernunft Gekommener um die Macht ringen. Den Scharfmachern käme ein Eingreifen der Nato auf dem Amselfeld nur zu gelegen. Solches würde von ihnen leichthin als "Beweis" für ihre Propaganda
these an die serbische Bevölkerung verkauft werden, daß es Deutschland, den USA usw. nicht um Frieden und Stabilität, sondern schlicht um die Zerschlagung Serbiens gehe. Das Amselfeld war einst das Herz Altserbiens. Keine große Sache, die Serben für den Kampf um den historischen Boden zu gewinnen. Die gemäßigten serbischen Gegner von Milos?evic´s Vormachtstreben, die auf eine Verständigung Belgrads mit den Nachbarn und den Nato-Staaten hinarbeiten, hätten in einer derart aufgeladenen Situation kaum noch eine Chance.

Ganz anders sähe es aus, wenn die europäischen Mächte bei einer Politik der Isolation Serbiens und der Eindämmung jeglicher Hegemonialbestrebungen blieben, eng abgestimmt mit dessen Nachbarn Kroatien, Ungarn, Rumänien, Bulgarien und Mazedonien. Der große moralische Paukenschlag gegen die bösen Menschenrechtsverletzer bliebe zwar aus, aber auf den kann man ja auch im Falle Ankaras oder Pekings verzichten.

Eine solche Strategie mag auf den ersten Blick unbefriedigend wirken, und so richtig glücklich kann damit niemand sein. Doch die Alternative, die letztlich auf einen Einmarsch ins Amselfeld mit späterer Unabhängigkeit des Kosovo münden müßte, löst das Dilemma nicht, es vergrößert es nur noch mehr.

Stabilität, die allenthalben als Ziel angemahnt wird, schüfe eine erzwungene Unabhängigkeit des Kosovo auf keinen Fall. Zunächst würde so das Völkerrecht gebrochen, denn das Amselfeld ist Teil Serbiens, wenn auch mit albanischer Bevölkerungsmehrheit. Darin unterscheidet sich die Region grundlegend von Slowenien, Kroatien oder Mazedonien: alle drei waren formell souveräne Unionsrepubliken des alten Jugoslawien, dessen Verfassung den Austritt einzelner Republiken auf der Basis des Selbstbestimmungsrechts ausdrücklich einräumte. Für das Kosovo als Autonome Region innerhalb der Serbischen Republik galt und gilt dies nicht. Und ein Bruch des Völkerrechts mit dem Argument, die Bevölkerungsmehrheit sei nun mal nicht serbisch, könnte eine Lawine auslösen nicht nur auf dem Balkan, wo allerorten nationale Minderheiten leben, die in ihrer kleinen Region die Mehrheit stellen.

Neben diesen moralischen und rechtlichen Erwägungen spricht auch pragmatisch gesehen nichts wirklich für eine Loslösung des Amselfelds von Serbien. Ein Blick nach Albanien läßt wenig Gutes ahnen. Und insbesondere die Albaner aus dem Kosovo haben sich höchstselbst gerade in Deutschland einen fürchterlichen Ruf erworben. Ihrem Verhalten, der abnorm hohen Kriminalitätsrate unter ihren in Deutschland lebenden Landsleuten ist es zu verdanken, daß viele Deutsche abseits der Kameras nur mit Schrecken über Albaner reden. Es erscheint vernünftig anzunehmen, daß in einem souveränen Kosovo, ähnlich wie in Albanien bereits, kein glücklicher Kleinstaat, sondern eine gewaltige Räuberhöhle heranwüchse. Ganz abgesehen davon, welche Signalwirkung dieser neue Staat für Mazedonien hätte, in dessen Nordwesten die geballte Minderheit der "Tetovo-Albaner" lebt.

Nein, die Mächte, die einst im Falle Kroatiens viel zu lange zögerten, sollten jetzt tun, was damals falsch war und heute richtig ist: Die Waffen im Schrank lassen und die Entzündung mittels Sanktionen und massivem politischem Druck langsam abklingen lassen. Jeder falsche Schritt kann eine Kettenreaktion auslösen. Und "moralisch" kann man sich solange bei Chinesen und Türken sein Mütchen kühlen – was allemal glaubwürdiger wäre.

 

 
     
     
 
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