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Kohl ohne Kohl

 
     
 
Je näher die deutsche Öffentlichkeit den düsteren Hintergründen des CDU-Spendenskandals kommt, desto mehr scheint das Interesse an dem Fall zu erlahmen.

Der sagenumwobene Finanzberater Weyrauch beginnt zaghaft, sich zu Wort zu melden, CDU-Chef Schäuble wird just einer neuen "Erinnerungslücke" überführt, die Verbindung zu Elf-Aquitaine tritt immer sichtbarer hervor, und – ganz nebenbei – Kohl schweigt weiter.

Parallel dazu gerät auch Bundespräsident Rau (SPD) in immer ärgere Erklärungsnöte.
Auch er gibt stets nur zu, was ihm ohnehin nachgewiesen wird.

Doch so richtig will sich das politische Deutschland nicht mehr darüber erregen. Nordrhein-Westfalens CDU-Chef Jürgen Rüttgers stellt sich wie Bayerns Ministerpräsident Stoiber (CSU) demonstrativ vor Präsident Rau. Bundestagspräsident Thierse (SPD) läßt durchblicken, daß die Geldstrafe für die CDU wohl eher moderat ausfallen dürfte.

Hat das große gegenseitige Händewaschen schon begonnen? Haben die Akteure begriffen, daß nicht mehr allein die CDU im Regen steht, sondern die Finanzpraktiken aller Parlamentsparteien unter die Lupe geraten könnten, und fahren die Angelegenheit jetzt ganz sachte runter?

Manches deutet darauf hin. Am Ende bliebe so nicht nur die großspurig angekündigte "Aufklärung aller Sachverhalte" auf der Strecke. Dann schwindet auch die Hoffnung auf wirkliche Besserung. Das Ergebnis hieße der Fortbestand des berüchtigten und (wie Kritiker schon lange befürchten) mehr oder weniger al- le großen Parteien vergiftenden "Systems Kohl" – nur eben ohne Kohl. Elisa Wachtner

 
     
     
 
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