Kommentar: Eingreifen Stasi-Opfer demonstrieren in Washington Peter Fischer

Vor der amerikanischen Botschaft in der deutschen Hauptstadt haben sich erstmals Bürgerrechtler aus der vormaligen DDR und andere am nationapolitischen Geschehen besonders Engagierte zusammengefunden, um von der US-Regierung die Herausgabe der Stasi-Unterlagen zu fordern, in deren Besitz sich einschlägige amerikanische Kreise unmittelbar nach dem Fall der Mauer zu bringen wußten. Daß der Protest dabei nicht von irgendwelchen Rachegefühlen diktiert wird, darf, bei allem Verständnis für Geschundene, nicht unterstellt werden. Es handelte sich damals um einen bedeutsamen

Eingriff von großer politischer Tragweite, denn der Besitz von vermuteten rund 30 000 westdeutschen Adressen potentieller Mitarbeiter der DDR-Stasi (aber auch anderer bolschewistischer Geheimdienste) bedeutet ein ungeheures Machtmittel, um auf die hiesige Innenpolitik Einfluß nehmen zu können. Dies um so mehr, weil längst durchgesickert ist, daß ein Großteil jener Stasi-Zuarbeiter in hohen und höchsten Ämtern bis zum Fall der Mauer tätig war und sie auch heute noch entsprechende Ämter in Universitäten, Kirchen und wohl auch in der Politik ausüben.

Mit dem Wissen um ihre vormalige verhängnisvolle Tätigkeit sind sie natürlich auch weiterhin von Übersee her erpreßbar und ein ständiges Unsicherheitspotential in Politik, Wissenschaft und Wehrstand. Die neue Bundesregierung bleibt daher aufgefordert, den Wünschen jener Berliner Protestanten schnellstens zu entsprechen, denn die erst kürzlich gesprochene Eidesformel verlangt eindeutig, "Schaden vom Deutschen Volk abzuwehren und seinen Nutzen zu mehren."