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Krach in der Wüste

 
     
 
Voller Stolz feierte Deutsche Bahn-Chef Hartmut Mehdron im Mai vergangenen Jahres die Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofs. Ganz Deutschland konnte die farbenprächtige Einweihung am Bildschirm verfolgen und war beeindruckt.

Die Freude ist der Pein gewichen: Am 17. Januar muß sich Mehdorn den Fragen des Haushaltsauschusses des Bundestages stellen. Vorwurf: Verschwendung beim Bau des Hauptbahnhofs.

Schon dieser oder jener Kameraschwenk bei der Eröffnungsfeier offenbarte einen Schönheitsfehler: So metropolenwürdig das gigantische Gebäude sich auch ausnahm, links und rechts
war nichts zu sehen von der Stadt, die nun über das neue Schienenkreuz mit der Welt verbunden ist. Kein Wunder: Das Areal um den früheren Lehrter Stadtbahnhof war damals - und ist bis heute - weitum eine einzige Brachlandschaft. Eine Bahnsprecherin jubelte allen Ernstes, daß die Leere doch phänomenal sei - kein Bahnhof in anderen europäischen Metropolen hätte schließlich solch eine "Ruhezone" um sich herum. Daß Verkehrskreuze Ruhe statt Trubel brauchen, war den verblüfften Zuhörern vollkommen neu.

Für die Deutsche Bahn war es mit der selbstherrlichen Ruhe allerdings bald vorbei, nachdem ein Gericht der Klage des Architekten Meinhard von Gerkan stattgegeben hatte. Der Hamburger Baumeister leitet zusammen mit Volkwing Marg das größte deutsche Architekturbüro "gmp". Gerkan sieht sich in seinem Urheberrecht verletzt, weil die Bahn seinen Entwurf in der Bauausführung in Eigenregie abgeändert hatte. Diese Änderungen sind es zudem, die Mehdorn nun in die peinliche Befragung zwingen, denn aus den damit erhofften Einsparungen wurde nichts - im Gegenteil.

Am eklatantesten sichtbar werden die Eingriffe bei der Glasüberdachung, die von den ursprünglichen 430 auf 321 Meter verkürzt wurde. Die Verkürzung erweist sich mittlerweile als mehrfaches Desaster: Auch ein Laie erkennt schmerzhaft, daß die Proportionen des Gebäudes nicht mehr stimmen. Für den repräsentativen Bahnhof einer Weltstadt, wie es Berlin selbst gern sein möchte, schon an sich unangenehm.

Viel schlimmer für Mehdorn ist jedoch, daß die Verkürzung die Kosten nicht einmal gesenkt, sondern in die Höhe getrieben hat. Grund: Alle Dachteile waren zum Zeitpunkt von Mehdorns Entscheidung bereits produziert und sind für keinen anderen Bau zu verwenden, weil durchweg Maßanfertigungen. Durch die Krümmung der Schienentrasse etwa gleicht keine der Glasscheiben des Gewölbes darüber der anderen. Für diesen Planungsfehler interessiert sich nun der Bundestag.

Stadtplaner fordern die Vollendung des Glasdaches wegen des Schallschutzes, der für die anliegenden Grundstücke unverzichtbar sei. Durch die derzeitige Lärmbelästigung haben diese, wie der Berliner "Tagesspiegel" vermeldet, einen erheblichen Wertverlust erlitten. Selbst der vom früheren Senatsbaudirektor Hans Stimmann vorgesehene Wohnungsbau sei nun dadurch verhindert. Die laute "Ruhezone" rund um den Bahnhof könnte sich demnach zum Dauerzustand auswachsen.

Für dringend geboten halten Mehdorn-Kritiker die Verlängerung auch deshalb, weil mittlerweile überall Bahnhöfe durch Dachergänzungen auf die für einen Doppel-ICE erforderliche Mindestlänge von 420 Metern gebracht werden. In Berlin kann der Bahnreisende hingegen derzeit groteske Szenen beobachten: Wenn es regnet, eilen teuer bezahlte Mitarbeiter der Deutschen Bahn den Passagieren der ersten Klasse hinterher, um sie mit Regenschirmen über den nicht überdachten Bahnsteig persönlich zu ihren Waggons zu geleiten oder die Anreisenden dort in Empfang zu nehmen.

In Sachen Glasdach hat der Architekt nach zähem Ringen eingelenkt. Gegen eine andere Veränderung, Flachdecken statt Gewölbekonstruktionen im Untergeschoß, ist er jedoch vor Gericht gezogen und bekam in erster Insanz recht. Sollte er auch in letzter Instanz erfolgreich sein, droht Bahnchef Hartmut Mehdorn düster mit "drei Jahren Baustelle". Doch zunächst einmal soll der Bahn-Chef am 17. Januar vor dem Haushaltsausschuß des Bundestages Rede und Antwort stehen. Dort muß er darlegen, warum das verkürzte Glasdach erheblich teurer geworden ist als das längere Dach gekostet hätte - umgekehrt hätte man es erwarten können. Darüber hinaus besteht Streit, inwiefern das Architekturbüro für seine Leistungen inzwischen in voller Höhe honoriert worden ist. Die Bahn als Bauherr weigert sich, Nachforderungen von "gmp" für planerische Leistungen anzuerkennen, da sie diese als nicht gerechtfertigt ansieht, wie der stellvertretende Konzernsprecher Volker Knauer gegenüber dererklärte.

Zu dem im "Tagesspiegel" kolportierten Kompromißangebot des Architekten, demzufolge er sich bereit erklären würde, auf die Ausführung der Gewölbekonstruktion im Untergeschoß zu verzichten, wenn diese wenigstens auf der Zwischenebene hergestellt und das Glasdach auf volle Länge gebracht wird, will sich bislang niemand von den stre
 
     
     
 
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