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Häufig liest man in den Wirtschaftsteilen unserer Zeitungen, daß wieder einmal namhafte Firmen fusioniert haben, daß bekannte Markennamen von einem Unternehmen ins andere wandern, daß US-Firmen deutsche Konkurrenz schlucken, daß deutsche Unternehmen ins Ausland abwandern. Kaum jemand, der sich nicht intensiv mit Wirtschaftspolitik beschäftigt, kann den Überblick behalten. Da ist ein soeben erschienenes "Handbuch Deutsche Wirtschaft " hilfreich, das von der wissenschaftlichen Stiftung "Unser Land" herausgegeben ist und als dessen Autor Alfred Mechtersheimer zeichnet. Auf fast 800 Seiten sind mehr als 4.000 Firmen verzeichnet, mit allen wichtigen Angaben über die Besitzverhältnisse, über die von ihnen produzierten oder vertriebenen Artikel, über Besonderheiten und auch über ihre Geschichte. Amüsant, daß zum Beispiel das als führendes Modekaufhaus in Europa geltende Unternehmen C&A Mode Deutschland KG, eine Tochter von C&A Europe aus Belgien, seine vor der Öffentlichkeit weitgehend geheimgehaltene Geschäftspolitik damit begründet, daß nämlich die seit dem 17. Jahrhundert mit Textilien handelnde Familie Brenninkmeijer aus dem Münsterland zu den Wanderhändlern, damals "Tödden" genannt, gehörte, die als geheimbündlerisch und streng katholisch beschrieben werden und sich sogar mit einer Geheimsprache verständigten.
Wo wirtschaftliche Macht wächst, da wächst auch der politische Einfluß. So ist es nicht belanglos, daß US-Großkonzerne deutsche Firmen im Laufe der Zeit aufkaufen. So gehören heute zum US-Konzern Procter & Gamble aus Cincinnati nicht nur die Produkte Pampers und Ariel, sondern auch Lenor, das Klopapier Hakle, alle Blendax-Erzeugnisse, Meister Proper, aber auch Arzneimittel, Impfstoffe, die Wella-Produkte sowie das Traditionsunternehmen in der Kölner Glockengasse 4711. Sogar die urdeutsch klingenden Havelland Fruchtsäfte sprudeln aus der amerikanischen Quelle.
Alles das und noch viel mehr erfährt man aus dem "Handbuch Deutsche Wirtschaft", zum Beispiel auch manches über die Strategien, die Aldi Nord oHG und Aldi Süd oHG zum größten deutschen Lebensmittel-Discount-Geschäft gemacht haben, und welche Markenprodukte hinter den von ihnen vertriebenen Waren stecken.
Beginnt man im Handbuch zu blättern, liest man sich bald fest, weil es weit mehr bietet als Bilanzzahlen und Umsatzprozente.
U. Meixner
Alfred Mechtersheimer: "Handbuch Deutsche Wirtschaft - 2003/2004. Firmen, Marken, Hintergründe", Verlag Unser Land - Wissenschaftliche Stiftung für Deutschland e. V., Starnberg 2003, geb., 784 Seiten, 24,80 Euro |
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