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Essen und lesen - wie paßt das zusammen?, wird sich der eine oder andere fragen. Ganz gewiß, denn schließlich sagt man ja auch, man habe einen Roman "verschlungen", oder dieser Text sei schlecht verdaulich. Doch Spaß beiseite: Bei "Lesefutter", einem jungen Verlag für junge Autoren, haben das Grundbedürfnis Essen und die Freude an Literatur auf ungewöhnliche Weise zusammengefunden. Jens W. Gantzel und Frank Riepe haben die Brötchentüte als Medium entdeckt! Mit kurzen Texten oder Gedichten bedruckt wird sie in fünf- bis sechsstelliger Auflage über Bioläden vertrieben. In gut einem Jahr seit Gründung des Verlags sind bisher 1,2 Millionen Tüten mit "Lesefutter" über die Tresen gegangen. Waren es zunächst "nur" Brötchen, sind es jetzt auch Bücher, die in diesen Tüten verpackt werden, denn neben Naturkostläden und Reformhäusern haben sich auch Buchhandlungen für diese Art der Kulturförderung begeistern lassen.
Angefangen hatte alles einst mit einem Freund der beiden Verleger, der Nachrichten und kurze Texte auf seine Brötchentüten schrieb. Warum nicht einmal im großen Stil dieses Medium nutzen?, dachten sich Gantzel und Riepe. Neben der Verbeitung guter, unterhaltsamer Literatur wollen sie die Lebensqualität der frühstückswilligen Kundschaft steigern und die Lust am Lesen im Alltag fördern. Ganz ohne Werbung geht s natürlich nicht. Doch auch die Sponsoren, die diese "Kleinkunst" erst möglich machen, sind interessant. So wirbt jetzt das "Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg" auf der Rückseite der Tüten für seine Ausstellung. Aber auch die Volksbank Oldenburg ist mit dabei, ebenso der Nahverkehrsverbund Baden-Württemberg, der eine Auflage zum Thema Reisen in Auftrag gab. Der Phantasie sind keinerlei Grenzen gesetzt. "Mit dem Spagat zwischen Kunst und Kommerz fühlen wir uns sehr wohl", bekennt Frank Riepe. "Entgegen dem allgemeinen Trend werden wir beweisen, daß mit einem intelligenten Konzept sich auch mit Kultur Geld verdienen läßt." Nicht zuletzt aber sind diese "Tütentexte" auch eine Chance für junge Autoren, die auf diese Weise zeigen können, was sie drauf haben. |
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