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Wer eine Haushaltshilfe hat, der kann von Glück sagen. Er ist frei und ungebunden. Vor allem in der Faschingszeit. Völlig unbeschwert kann er sich in den Trubel der tollen Tage stürzen. Zu Hause ist ja alles in bester Ordnung.
"Du meinst also, wir könnten auch über Nacht fortbleiben?"- "Aber warum denn nicht?" erwiderte meine Frau. "Marianne hat es doch hier sehr gemütlich. Sie bewohnt das netteste Zimmer der ganzen Wohnung. Sie hat den Fernseher und die Stereoanlage und wird sich bestimmt nicht langweilen ..."
In diesem Augenblick ging die Tür unseres Wohnzimmers auf, und da niemand angeklopft hatte, wußten wir sofort, daß es nur Marianne sein konnte, unsere Haushaltshilfe. Sie trug eine rote Bluse und ein schwarzes Baströckchen, wie die jungen Mädchen auf Hawaii. Blume n hatte sie auch im Haar.
"Sie sind wohl so nett", wandte sie sich an meine Frau, "und leihen mir für eine Nacht Ihren Persianer? Ich kann ja bei der Kälte so nicht auf die Straße gehen." - "Wo wollen Sie denn überhaupt hin?" erkundigte ich mich. "Fasching feiern!" erwiderte unsers Haushaltshilfe. "Ich habe eine Einladung zum Ball der tausend Herzen!" - "Wir möchten aber selber gern ausgehen", sagte ich, "und wären Ihnen dankbar, wenn Sie derweil das Haus hüten würden." - "Wenn das so ist", sagte Marianne, "dann will ich augenblicklich meinen Jahresurlaub!" - "Aber Sie sind doch erst seit vierzehn Tagen bei uns!" - "Das stört mich überhaupt nicht! Also entweder den Mantel - oder den Urlaub!?"
Natürlich gaben wir ihr den Mantel. Wir gaben ihr auch noch hundert Euro Bewegungsgeld, liehen ihr unseren Wagen, wünschten ihr viel Vergnügen und beschlossen, zu Hause zu bleiben. -
In der Nacht - es war schon gegen Morgen - klingelte das Telefon, und eine Stimme sagte: "Hallo, Süßer!" - "Wer spricht denn dort?" fragte ich. "Hier spricht Marianne! Was würdest du sagen, wenn du hörtest, daß dein Wagen kaputt ist?" - "Um Himmels willen!" - "Siehst du - aber noch ist er es ja nicht! Weißt du, Süßer, die Dinge liegen nämlich so: Wir sind hier eine nette, lustige Gesellschaft, aber zur Zeit alle fahruntüchtig. Wenn du also willst, daß deinem Wagen nichts passiert, dann komm her und fahr uns nach Hause! Oder bist du etwa betrunken?"
Viertel vor sechs saßen mein Frau und ich auf der Couch im Zimmer unserer Haushaltshilfe. Von nebenan, aus unserem Wohnzimmer, klang ohrenbetäubender Lärm herüber.
"Und du Esel hast sie auch noch hergefahren", sagte meine Frau. "Ach, es waren so nette Leute", sagte ich. "Unter anderem ein spanischer Grande, ein Pirat, eine Meerjungfrau und ..." - "Also ich will die Marianne nicht mehr länger in diesem Hause sehen!" sagte meine Frau. "Sobald sie mit ihrer Tanzerei da drüben fertig sind, entlasse ich sie fristlos!" - "Sie hat bereits gekündigt", sagte ich. "Vorhin, im Wagen. Der spanische Grande hat sie engagiert. Er ist vom Film!"
Drei Stunden später standen meine Frau und ich in der Küche. Das Wohnzimmer hatten wir schon aufgeräumt. Nur war das Geschirr noch abzuwaschen. Meine Frau wusch, ich trocknete. Marianne schlief bis zum Abend. Dann verließ sie die Wohnung, war aber eine Stunde später wieder da. "Ich muß dringend mit Ihnen sprechen", sagte sie. "Es handelt sich um Kurt." - "Wer ist Kurt?" fragte meine Frau. "Der spanische Grande." - "Na ja, Sie machen also Karriere beim Film! Da wir gelegentlich ins Kino gehen, sehen wir Sie ja vielleicht mal wieder." - "Er ist gar kein Regisseur!" sagte Marianne. "Er ist nur Oberbeleuchter. Aber ich bin total verknallt in ihn!" - "Und? Oberbeleuchter ist doch auch ein ganz schöner Beruf." - "Ja, aber zur Zeit ist er ohne Arbeit. Und da wollte ich fragen, ob er nicht bei Ihnen anfangen kann." - "Als Oberbeleuchter?" - "Nein, als Privatchauffeur! Sehen Sie, dann brauche ich doch, wenn ich zum Supermarkt muß, nicht selbst zu fahren ..."
Es ist möglich, daß ich mich wiederhole, aber ich muß es noch einmal sagen: Wer eine Haushaltshilfe hat, der kann sich wirklich glücklich schätzen ... |
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