|
In katholischen Kreisen ist "Gottes heimliche Kinder - Töchter und Söhne von Priestern erzählen ihr Schicksal" von Annette Bruhn und Peter Wensierski alles andere als positiv aufgenommen worden.
Schon in ihrem Vorwort gehen die beiden Autoren darauf ein, wie zurückhaltend die deutschen Bistümer sich bei den Recherchen zu dem vorliegenden Buch geäußert haben.
So gaben die meisten nur an, daß sie allenfalls von zwei, drei Kindern von Priestern in ihrem Sprengel wüßten, doch damit ließen sich die Autoren nicht abspeisen und forschten nach. Hierbei war ihnen auch der Verein der vom Zölibat betroffenen Frauen eine große Hilfe, andere Informationen erhielten sie durch Zufall.
Die sich über Jahre hinziehenden Recherchen haben zwar nicht ergeben, wie viele Kinder von Priestern gezeugt worden sind - das war auch nicht das Ziel -, doch es wurden einige erschütternde Einzelschicksale gesammelt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
"Aus Sicht der Kirche bin ich eine Sünde, aus meiner Sicht bin ich eine Freude", erzählt der 62jährige Lokführer Günter, der im ganzen eine sehr positive Einstellung versprüht, obwohl er von seiner Mutter zu Pflegeeltern gegeben wurde, später als billiger Knecht auf dem Hof seines Stiefvaters arbeiten mußte, wo man ihm immer deutlich machte, daß er ein "Nichts" sei. Erst als Erwachsener macht er sich auf die Suche nach seinem Vater, der ihm erzählt, wie verführerisch er Günters Mutter damals fand, der sich bezüglich seines eigenen Verhaltens allerdings keinerlei Schuld bewußt ist.
In einem anderen geschilderten Fall versucht die Mutter von der Kirche Unterhaltszahlungen für ihre Tochter zu erstreiten - vergebens. Auch die Mutter ihres Priestergeliebten verweigert jeden Kontakt zu der eigenen Enkelin.
Aber nicht alle Priesterväter entziehen sich ihrer Verantwortung. Das Autorenduo stellt einige Männer vor, die für ihre Kinder ihr Amt aufgegeben haben und häufig mit Schimpf und Schande aus der katholisch en Kirche gejagt und gemieden wurden. Für viele war die völlige Veränderung ihres Lebens jedoch so bedrückend, daß sie ihren Frust an den Kindern ausließen.
Bei einer Familie hat der Priester seine Lebensgefährtin offen als Haushälterin beschäftigt. Zwar kann die Familie unter einem Dach leben, doch die Kinder leiden unter der Heimlichkeit, da sie niemandem offen sagen dürfen, wer ihr Vater ist, obwohl fast alle im Ort informiert sind.
Die Heimlichkeit bedrückt nicht nur die Kinder, sondern auch das Paar, daß nur im gemeinsamen Urlaub gemeinsam Essen oder ins Kino gehen kann.
"Einem Mann zu verbieten, eine Frau zu lieben, ist genauso, als würde man einem Vogel verbieten zu fliegen", wird die 25jährige Priestertochter Simone aus Niedersachsen zitiert. Womit deutlich wird, daß das vorliegende Buch auch ein Plädoyer gegen das Zölibat ist.
Annette Bruhn und Peter Wensierski: "Gottes heimliche Kinder - Töchter und Söhne von Priestern erzählen ihr Schicksal", Spiegel und dtv, München 2006, broschiert, 239 Seiten, 9 Euro 5611 |
|