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Die Zusammensetzung und Organisation des römischen Militärs (exercitus) hat sich im Verlaufe der Jahrhunderte so sehr verändert, daß sich eine Periodisierung geradezu anbietet:
Das Militär der Königszeit. Zu Beginn bestand das militärische Personal nur aus Patriziern und ihrer Klientel . Jede Kurie stellte 100 Infanteristen und zehn Kavalleristen, so daß man bei 30 Kurien auf eine Gesamtstärke von 3000 Infanteristen und 300 Kavalleristen kam: Diese stellten zusammen die Legion (legio).
Die ’servische’ Organisationsform. Die Unterteilung der Bürgerschaft (Patrizier und Plebejer ) in Klassen und Zenturien hat das Aussehen des römischen Militärs nachdrücklich verändert. Die 18 Reiterzenturien bildeten die Kavallerie, die fünf übrigen Klassen die Infanterie, wobei die schwere aus den ersten drei, die leichte aus den verbleibenden zwei Klassen gebildet wurde. Die ärmsten Klassen bildeten die Pionier- und Musikeinheiten. Somit begründete man eine hierarchische Ordnung nach Ausstattung und Bewaffnung, die mit der Vermögenslage übereinstimmte, denn es war üblich, daß sich die Bürger auf eigene Kosten ausrüsteten.
Die Dienstverpflichtung erstreckte sich vom 17. bis zum 60. Lebensjahr, doch nur die iuniores, also die Männer zwischen dem 17. und 46. Lebensjahr, waren im aktiven Militärdienst; die seniores (vom 46. bis 60. Lebensjahr) bildeten das in Rom selbst stationierte Militär. Eine Legion besaß eine Stärke von etwa 4000 Mann. Schlachtordnung war die Phalanx.
Das Militär des 4. )hs. Die Überlieferung schreibt dem Camillus eine ganze Reihe von Reformen zu: Er führte die Besoldung ein, die für die Verlängerung der Feldzüge auch außerhalb des Sommers nötig wurde, sowie die Aufteilung der Truppen nicht mehr nach dem Vermögen, sondern nach Leistung und Alter; außerdem wählte er als taktische Einheit die Manipel, also 120 Mann oder zwei Zenturien zu jeweils 60 Mann, wobei nunmehr eine Legion aus 30 Manipeln bestand. In der Schlacht wurden die Manipeln dreistufig und versetzt angeordnet: Die erste Gruppe bestand aus den Jüngsten (hastati), die zweite aus den gereiften Männern (principes), die dritte aus erfahrenen Legionären (triarii). Diese Infanterie wurde unterstützt von einer leichteren, den Veliten, sowie der Reiterei (300 Kavalleristen waren aufgeteilt auf zehn Schwadrone oder turmae) und den Alliierten (Italern) oder Hilfstruppen, d. h. nichtitalische Söldner, so etwa gallische Infanteristen, kretische Bogenschützen, balearische Schleuderer oder numidische Reiter. Eine Legion bestand somit insgesamt, einschließlich der Neben- und Hilfstruppen, aus etwa 4200 Mann. Im 4. Jh, hob man in der Regel vier Legionen aus, doch im Ernstfall konnte Rom die Zahl auf zehn erhöhen.
Die Reformen des Marius . Marius schuf eine Berufsarmee, die sich auf die Ärmsten Roms stützte: Künftig verpflichteten sich die Soldaten für 16 Jahre, in denen sie in Waffen standen. Dies erlaubte es, eine zahlenmäßig starke Armee zu rekrutieren, die im Jahre 89, als Italien sich nach dem Bundesgenossenkrieg bis zur Gallia Cispadana erstreckte, das Bürgerrecht erhielt. Andererseits wandte Marius als taktische Einheit die Kohorte (600 Mann) an, die aus je einer Manipel hastati, principes und triarii bestand. Eine Legion setzte sich aus zehn Kohorten zusammen, denen 1000 fremde Reiter zur Seite standen.
Die Kaiserzeit. Augustus veränderte die Militärorganisation nicht nachdrücklich. Zwar führte er einige Änderungen bei der Kavallerie durch, wobei er diese wieder in die Legion miteinbezog, vor allem aber öffnete er das Militär für die Einwohner der Provinzen , die mit der Dienstverpflichtung auch das Bürgerrecht erhielten. Das Überangebot bei der Anwerbung Freiwilliger genügte, um die Armeestärke aufrechtzuerhalten, ohne auf alle Bürger zurückgreifen zu müssen. Der Dienst dauerte ohne Unterbrechung 20 Jahre, Das Militär des Augustus bestand aus 25 Legionen mit etwa 150000 Mann; hinzu kamen noch mehrere Hilfstruppen wie etwa Infanterie-, Kavallerie-oder auch gemischte Kohorten von fast derselben Stärke. Bei diesen dauerte der Dienst 25 Jahre, und sie wurden in den Provinzen rekrutiert, so daß die Hilfstruppen nicht mehr identisch waren mit fremden Truppen. Außerdem muß man noch spezielle Verbände mitzählen wie etwa die Prätorianergarde oder die Stadtgarde.
Die militärische Hierarchie innerhalb einer Legion war etwa wie folgt: Zur Zeit der Republik standen an ihrer Spitze die Militärtribunen , unter diesen die Zenturionen , schließlich die Unteroffiziere (principales); in der Kaiserzeit lag das Kommando über eine Legion bei einem Legaten , und der Rang des Militärtribunen wurde zu einer Auszeichnung.
Der Oberbefehl über das Militär lag in republikanischer Zeit beim Magistrat , der das imperium besaß, später dann bei den Konsuln . Zur Kaiserzeit war der Kaiser dauerhaft Oberbefehlshaber. |
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