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Ende März haben die 15 EU-Verkehrsminister einstimmig beschlossen, das Satellitennavigationssystem Galileo mit einem Umfang von 30 Satelliten einzurichten. Die Anwendungsbereiche dieses Systems sind sowohl zivil als militärisch, obschon die EU-Kommissarin Loyola de Palacio sorgfältig vermieden hat, die militärischen Aspekte von Galileo zu unterstreichen. Galileo wird nämlich grundsätzlich in Wettbewerb mit dem ähnlichen amerikanischen Navigationssystem GPS geraten, das seit 1993 funktionsfähig ist und bisher das einzige zuverlässige System war. Vorgesehen ist, daß Galileo erst 2008 in Betrieb gesetzt sein wird.
Die Entscheidung der Europäischen Union wurde beim letzten Gipfel in Barcelona getroffen, und zwar mit qualifizierter Mehrheit, das heißt, gegen die Stimmen Großbritanniens und seiner Klienten auf dem Festland, die keine Streitmotive mit den USA hervorrufen wollten. In der Tat hat Washington, seitdem Galileo im Gespräch war, sich mit all seinen Kräften ausdrücklich gegen dieses europäische Vorhaben gewandt, damit die NATO nicht durch eine vermeintliche Unabhängigkeit Europas geschwächt wird. Das amerikanische GPS war ursprünglich vom Pentagon entworfen und gebaut worden, findet aber Anwendung im zivilen Bereich, unter der Bedingung, daß die Militärinteressen der USA nicht beeinträchtigt werden. So wurde GPS während des Kosovo-Krieges abgeschaltet, um die Geheimhaltung der US-Operationen zu gewährleisten.
Gegen 2010 werden voraussichtlich fünf Satellitennavigationssysteme in Betrieb sein. Außer GPS und Galileo wird Japan über sein eigenes verfügen, Amerika ein zweites (WAAS) aufbauen und Rußland vielleicht mit dem GLONASS zurechtkommen. Die am meisten präzisen werden das amerikanische WAAS und das japanische MSAS sein, beide mit der Fähigkeit, einen Gegenstand auf der Erde mit einer Genauigkeit von sieben Metern zu lokalisieren. GPS und Galileo werden die ganze Erdoberfläche abdecken, während WAAS und MSAS allein eine örtliche Anwendung bieten können. Alles in allem gibt es zur Zeit nur eine offene Frage: die der Kompatibilität. Verhandlungen sind gegenwärtig zwischen USA und EU im Gange, um GPS und Galileo kompatibel zu machen. Mit einem Abschluß der Verhandlungen wird Ende 2002 gerechnet.
Nach Angaben der Brüsseler Kommission werden die Entwicklung und die Installation des europäischen Systems insgesamt zwischen 3,2 und 3,6 Milliarden Euros kosten, darunter 2,1 Milliarden für die eigentliche Installation, die zu zwei Dritteln privat finanziert sein wird. Vom Galileo erwartet man die Schaffung von 140.000 hochqualifizierten Stellen. Ein unabhängiges Rechnungskonsortium, das von der Kommission ernannt wurde, geht davon aus, daß Galileo 2011, also drei Jahre nach seiner Inbetriebnahme, rentabel sein wird. Im Gegensatz zum GPS der USA werden die von Galileo gewährten Dienstleistungen gebührenpflichtig sein. Nach dem Machtkampf im Satellitenbereich zwischen Intelsat und Comsat hat es den Anschein, daß eine neue Auseinandersetzung zwischen GPS und Galileo begonnen hat.
Vom Vorhaben Galileo wird in gewissen europäischen Hauptstädten eine größere Selbständigkeit den USA gegenüber im Verteidigungsbereich erwartet. Diesbezüglich ist noch mit heftigen Auseinandersetzungen im Rahmen der atlantischen Allianz zu rechnen. Francisco Lozaga |
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