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Wie schön war s doch damals, als Großchen am Abend oder auch schon am späten Nachmittag in der dunk- len Jahreszeit mit den Kindern zusammensaß und erzählte. Märchen und Geschichten waren es, die sie selbst einmal von ihrer Mutter oder Großmutter gehört hatte und die sie nun weitergab an ihre Enkel. Vergangen diese Zeiten, vergessen auch viele der Geschichten und Märchen. Nina Stadie-Zuralski und ihr Bruder Bernhard Zuralski haben gut aufgepaßt, als ihre Mutter Agnes Paul, geboren 1898 in Wormditt, ihnen einst die wunderbaren Märchen der Gebrüder Grimm erzählte, aber auch Geschichten, die in Ostdeutschland spiel- ten und in denen Feen, Kobolde, Nixen auftraten. Elche, ja sogar der geheimnisvolle Ur-Elch mit der Bernsteinkrone, Fischer und Prinzessinnen spielen wichtige Rollen in diesen Märchen und Sagen. Mutter Agnes Paul und Großmutter Mathilde Stadie, geboren 1863 in Mauenwalde bei Allenburg, schrieben all die Geschichten auf, die ihnen erzählt wurden. Dreizehn dieser alten Märchen und Sagen haben die Kinder nun aus dem Nachlaß von Agnes Paul, die 1968 in Stettin starb, ausgewählt und unter dem Titel Die bösen Augen herausgegeben (Frieling Verlag, Berlin. 94 Seiten, brosch., 7 Euro). Illustriert ist dieser Band auch mit vielen Holzschnitten der vor einigen Wochen verstorbenen Graphikerin Lieselotte Plangger-Popp. So entstand nicht nur ein lesenswertes Märchenbuch mit Geschichten einer bemerkenswerten Frau (Agnes Paul war als Opernsängerin und als Professorin für Gesang am Konservatorium in Stettin bekannt), sondern auch ein letzter Gruß einer begnadeten Graphikerin. os |
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