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Neulich hörte ich es wieder: "Wir fahren in die Masuren." Ich zuckte erschreckt zusammen und dachte: Oh Gott, nicht schon wieder! Denn der, der solches freudig sagte, war ein Herr mittleren Alters von fülliger Gestalt, die man durchaus schon als "XXL" bezeichnen könnte, was im Modedeutsch ja die Bedeutung von "übervollschlank" haben soll. Und da außer mir kein Masure in der Nähe war, mußte ich das Schlimmste befürchten. Denn es fahren so viele nette Menschen immer wieder "in die Masuren", daß ich nicht mehr zählen kann, wie viele im Laufe der letzten Jahre in mich gefahren sind. Ich stehe schon kurz davor zu einer multiplen Persönlichkeit zu mutieren!
So geht man doch nicht mit Minderheiten um! Sind wir eigentlich den Leuten, die so gerne "in die Masuren fahren", schutzlos ausgeliefert? Mein Gott, wie viele liebenswerte Mitmenschen sind da eigentlich schon "in den Masuren" verschwunden? Ich habe noch niemals gehört, daß jemand "in die Westfalen" oder "in die Rheinländer" gefahren ist oder gar "in die Deutschen"; und in die Engländer, Franzosen oder Amerikaner schon gar nicht. Warum aber immer wieder "in die Masuren?"
Will man uns etwa auf diese Weise psychisch klonen, um im Zuge der allgemeinen demografischen Debatte aus einer winzigen Minderheit eine deutliche Mehrheit zu basteln? Eigentlich ist es sehr schön, daß sich die Menschen anspruchsvolle Ziele suchen, eigentlich ja, nur wenn ich irgendwann mit einem Schild um den Hals herumlaufen muß: "Masure - wegen Überfüllung geschlossen!", nützt das der Weiterentwicklung der Europäischen Union oder gar der deutsch-polnischen Verständigung?
Mein Vorschlag: Fahren Sie nach Masuren! Es ist wirklich eine wunderschöne Gegend, dieses "Land der dunklen Wälder und kristall nen Seen" - noch neulich war ich dort - aber bitte, bitte fahren Sie nicht mehr weiter in uns, wir wären Ihnen dafür äußerst dankbar! |
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