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Norman Finkelstein

 
     
 
Manchmal denk ich, daß die "Entdeckung" des Nazi-Holocaust durch die amerikanisch Judenschaft schlimmer war als das Vergessen. Natürlich brüteten meine Eltern priva darüber; die Leiden, die sie durchgemacht hatten, wurden nicht öffentlich gewürdigt Aber war das nicht besser als die heutige krasse Ausbeutung jüdischen Märtyrertums Bevor der Nazi-Holocaust der Holocaust wurde, waren darüber nur wenige wissenschaftlich Studien (von Raul Hilberg, Viktor Frakl und Ella Lingens-Reiner) erschienen.

Diese schmale Sammlung von Preziosen war besser als die vielen Regalmeter des Zeugs das heute Büchereien und Buchläden verstopft. Meine Eltern, obwohl sie bis zu ihrem To täglich die Vergangenheit neu durchlebten, verloren gegen Ende ihres Lebens das Interess am Holocaust als öffentliches Spektakel. Als die Wiedergabe des Holocaust immer absurder Formen annahm, zitierte meine Mutter gerne Henry Ford: "Geschichte ist Quatsch." Die Erzählungen von "Holocaust-Überlebende
n" – alle KZ-Insassen, all Helden des Widerstands – waren eine besondere Quelle sarkastischen Vergnügends be uns zu Hause.

Meine Eltern fragten sich oft, warum ich so wütend wurde über die Fälschung un Ausbeutung des Nazi-Völkermordes. Die Antwort ist: Weil er benutzt wurde, um kriminell Praktiken des israelischen Staates zu rechtfertigen, und weil die USA diese Praktike unterstützten. Da ist allerdings auch ein persönliches Motiv: Mir bedeutet die Erinnerung an die Verfolgung meiner Eltern viel. Die derzeitige Kampagne de Holocaust-Industrie, im Namen "bedürftiger Holocaust-Opfer" aus Europa Gel herauszuquetschen, hat die moralische Statur ihres Leidens auf das Format eine Monte-Carlo-Kasinos schrumpfen lassen.

Der Hococaust hat sich als unverzichtbare ideologische Waffe entpuppt. Mit seine Einsatz hat sich eine der formidabelsten Militärmächte der Welt – dere Menschenrechtskatalog erschreckend ist – zum "Opferstaat" stilisiert genauso hat die erfolgreichste ethnische Gruppe der USA Opferstatus erworben. Aus diese Opferschaft resultieren beträchtliche Vorteile – vor allem Immunität gegen jeglich Kritik, so berechtigt sie auch sein mag.

Längst ist die Zeit reif, unsere Herzen für die Leiden der restlichen Menschheit zu öffnen. Das war die Haupt-Lektion, die mir meine Mutter vermittelt hat. Ich habe sie kei einziges Mal sagen hören: "Du sollst nicht vergleichen." Meine Mutter verglic immer. Angesichts der Leiden von Afroamerikanern, Vietnamesen und Palästinensern lautet ihr Credo stets: "Wir sind alle Holocaust-Opfer."

Als "Holocaust-Opfer" wurden ursprünglich diejenigen bezeichnet, die da einzigartige Trauma der jüdischen Gettos, KZs und Sklavenarbeitslager durchleide mußten, oft hintereinander. Ihre Zahl wurde bei Kriegsende auf rund 100 000 geschätzt Von diesen Überlebenden können heute nicht mehr als ein Viertel noch am Leben sein. Wei jedoch das Überleben in den Lagern zur Krönung des Martyriums wurde, präsentierten sic viele Juden, die den Krieg woanders verbracht hatten, nachträglich als Lager-Überlebende. Für diese Verfälschung gab es auch ein starkes materielles Motiv Die deutsche Nachkriegs-Regierung zahlte den Juden aus den Gettos und Lager Entschädigung. Viele Juden fälschten ihre Vergangenheit, um dieses Auswahlkriterium zu erfüllen. "Wenn jeder angeblich Überlebende tatsächlich einer ist", pflegt meine Mutter zu sagen, "wen hat Hitler dann umgebracht?"

Norman Finkelstein

Zitiert aus "Die Woche" vom 28. Juli 2000

 
     
     
 
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