Ostdeutscher Beitrag

Noch während die letzten Montagsdemonstranten vor allem in den neuen Ländern ihre Protestplakate in die Höhe reckten, fühlte sich Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) auf einer Podiumsdiskussion in Leipzig zu einem Nachdenken über den deutschen Nationaltag angeregt. So sei seiner Meinung nach der 9. Oktober viel eher als der 3. Oktober für einen nationalen Feiertag

geeignet, schließlich seien am 9. Oktober 1989 rund 70.000 Menschen in Leipzig friedlich protestierend gegen das DDR-Regime auf die Straße gegangen. Mit diesem Datum würde endlich auch der "Beitrag der Ostdeutschen zur deutschen Geschichte gewürdigt".

Allerdings widersprachen ihm der Grünen-Abgeordnete Werner Schulz sowie der in England lebende Geistliche Paul Oestreich insoweit, daß sie statt des 3. Oktobers lieber den 9. November, den Tag der Maueröffnung, als Nationalfeiertag sähen. Für sie ist die Überschneidung unter anderem mit der "Reichskristallnacht", die ebenfalls an einem 9. November stattfand, keineswegs abträglich. Der 9. November sei eben ein deutsches Datum des 20. Jahrhunderts. Der 9. Oktober käme für sie hingegen nicht in Frage, da er eben in erster Linie nur für die Stadt Leipzig von ganz besonderer Bedeutung sei.