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Zwei hohe Feiertage im Abstand von nur zwei Tagen, und krasser könnte der Gegensatz nicht sein: Karfreitag, Kreuzigung und Tod des Herrn, Triumph der Mächte der Finsternis - dann Ostern, Auferstehung des menschgewordenen Gottessohnes, Befreiung des Menschen von ewiger Schuld durch die Sühnetat Jesu, Sieg des Lebens und des Lichts.
In diesen Tagen, da ein Krieg gerade zu Ende geht, andere sich bereits abzeichnen, wieder andere schon gar nicht mehr von der Weltöffentlichkeit wahrgenommen werden - da kann man leicht auf die Idee kommen, Ostern am besten ausfallen zu lassen. Licht und Leben, Freude, Hoffnung, Zukunft, das paßt doch überhaupt nicht in diese traurigen Zeiten. Der gütige, gnädige, väterlich liebende Gott, der Ostern seinen am Karfreitag geopferten Sohn auferstehen läßt und damit die Heilsweissagung des Alten Testaments erfüllt, ein solcher Gott kann, darf doch nicht zulassen, was wir in den letzten Wochen dank der modernen Massenmedien hautnah miterleben mußten: Kriege, Attentate, schwere Unfälle und Naturkatastrophen, widerwärtige Verbrechen, Haß und Gewalt auch im privaten menschlichen Miteinander (oder auch Gegeneinander). Ein wirklich "lieber" Gott, einer, der das edelste seiner Geschöpfe wirklich liebt, muß derartiges doch verhindern; folglich gibt es diesen Gott des Neuen Testaments gar nicht.
Es würde zu weit gehen, an dieser Stelle eine theologische Erklärung zu versuchen, warum es, trotz allen Leides, doch den gütigen Gott gibt. Nehmen wir daher nur einige wenige Aspekte.
Immer wieder fällt mir auf, daß gerade Menschen, denen es gut geht, besonders schnell jeden Gedanken an Gott verdrängen. Fürs Glücklichsein, so scheint es, braucht man keinen Gott; das schafft man schon allein. Oft zeigt sich dann aber sehr schnell, daß solch selbstgemachtes Glück nur oberflächlich, unbeständig und von kurzer Dauer ist. Kommt dann die Ernüchterung, vielleicht gar der jähe Absturz in Elend und Trauer, dann ist Gott wieder gefragt. Man braucht ja jemanden, der hilft, der tröstet, der einem den Weg weist. Denn mit Rückenwind kommt man auch alleine gut voran, bei Gegenwind tut es gut, an die Hand genommen und gestützt zu werden.
Gerade hier sehe ich das Einmalige, das geradezu Geniale an dieser Kombination zweier so gegensätzlicher Feiertage. Sie lehrt uns: Karfreitag ist unverzichtbar; ohne diesen Tag tiefster Trauer, des Todes und der Finsternis gäbe es kein Ostern, keine Auferstehung, kein Licht und kein neues, ewiges Leben.
Und Ostern ist erst recht unverzichtbar, denn sonst wäre Karfreitag gleichbedeutend mit dem Ende der Schöpfung. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß heute fast alle führenden Astrophysiker und Kosmologen von einem ewigen, auf immer und alle Zeiten sich ausdehnenden Universum überzeugt sind - so wird die Osterbotschaft zum kosmischen Weltprinzip.
Ostern in diesen traurigen Tagen: Nehmen wir die frohe Botschaft (also: das Evangelium) an. Und die lautet nicht: "Die Hoffnung stirbt zuletzt", sondern: "Die Hoffnung stirbt nie!" |
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