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Die ersten Rassennamen und Gliederungen entstanden oder wurden geprägt zu einer Zeit, in der die genetischen Grundlagen der Rassenbildung noch nicht bekannt waren. Da aber in der wissenschaftlichen Nomenklatur die zuerst von Wissenschaftlern gegebenen Namen, die nach der mit ihnen verbundenen Formbeschreibung mit heute möglichen Rassenabgrenzungen ausreichend übereinstimmen, den wissenschaftlichen Vorrang besitzen und weiterverwendet werden müssen, ist die Benennung in sich nicht einheitlich. Im populären Sprachgebrauch leben dabei noch Bezeichnungen wie etwa Arier oder Semiten, die auf Sprachgruppen zurückgehen, oder Indogerma- nen bzw. Romanen, Germanen u. ä., die zugleich auf bestimmte Volkheiten bezogen werden können, immer noch weiter. Als Grundlage der wissenschaftlichen Nomenklatur werden im allgemeinen geographische Bezeichnungen verwendet, die nach dem gegenwärtigen oder einem bereits historisch faßbaren Rassenkernraum ausgewählt sind. Daneben sind Bezeichnungen übernommen worden, die aus der Völkerkunde stammen und zunächst für ethnische Einheiten gelten sollten, also deren Eigenbenennung verwenden. Mehrfach sind auch Bezeichnungen im Gebrauch, die in der jeweiligen Stammessprache weiter nichts als Mensch bedeuten, wie etwa bei der südafrikanischen Rassengruppe der Khoisaniden, die sich aus der Eigenbenennung Khoi bzw. San der Buschmänner und Hottentotten zusammensetzt. Im Rahmen unserer Abhandlungen stützen wir uns auf die umfassende Gliederung, die durch v. E i c k s t e d t vorgenommen wurde. Auch wenn wir dabei in bestimmten Fragen und Gliederungen teilweise anderer Meinung sind bzw. sein müssen, was im Einzelfalle dargelegt und begründet wird, ist diese Gliederung die bis jetzt weitaus beste und stützt sich auf eine umfassende Feldarbeit dieses bekannten Anthropologen, die kaum von anderen in gleichem Ausmaß betrieben wurde. Deshalb wird auch seine Gliederung nicht nur im deutschen Sprachbereich verwendet.
An die jeweils zugrunde liegenden geographischen bzw. völkerkundlich-sprachlichen Ausgangsnamen ist in seiner Nomenklatur die Endung -id angehängt, die ausdrückt, daß wir es hier mit deutlich abgrenzbaren Rassen auf genetischer Grundlage zu tun haben. Eine Verwendung des Rassennamens mit der Endung -oid verweist dann im Text auf faßbare Anklänge bzw. bemerkenswerte Ähnlichkeiten einer Population mit der Merkmalskombination der namengebenden Rasse, die auf engere Beziehungen, z. T. in der Vergangenheit, schließen lassen, aber nicht mit Sicherheit belegt werden können. Als eine der Ausnahmen von der eben gebrauchten Benennungsregel soll hier die Rassenbezeichnung Alpine angeführt werden, die auch ohne die sonst einheitlich angehängte Endung -id nomenklatorisch voll gültig ist.
Im Schrifttum findet man vielfach zur Kennzeichnung älterer Fundserien, die man typologisch an eine heute faßbare rassenkennzeichnende Merkmalskombination als Vorstufen anschließen will, dem Namen der modernen Systemrasse als Vorsilbe Proto- (= Erst-) oder Palä- (= Alt-) vorgesetzt. Diese Bezeichnungen sind nicht unbedingt glücklich gewählt, tragen aber doch dazu bei, die Rassen als Prozeß zu begreifen. Abweichende Einstufungen gleicher Gruppen durch verschiedene Autoren dürfen dabei nicht überraschen, zumal gerade die Auswertung morphologischer Züge recht subjektiv sein kann. Die exakt metrisch-statistisch faßbaren Befunde, die allein objektiv vergleichbar sind, reichen eben zu einer tragfähigen Rassendefinierung nicht aus und müssen durch das subjektivere Sehen ergänzt werden. Erst beide zusammen gestatten es uns, das methodische Ordnungsstreben wissenschaftlicher Gliederungsversuche dem biologischen Befund in seiner ständigen Entwicklung anzupassen. Unterschiede in der Auffassung und ihre Diskussion mmchen dabei erst die wissenschaftliche Arbeit fruchtbar und ermöglichen eine fortschreitende Klärung des wissenschaftlichen Jeweilsbildes . |
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