A B C D E F G H I J K L M N O P Q R S T U V W X Y Z
     
 
     
 

Rassengeschichte Asien

 
     
 
a) J u n g p a l ä o l i t h i k u m: Trotz seiner gewaltigen Ausdehnung hat dieser Großkontinent Europa ist dabei geographisch nur eine westlich vorgelagerte große Halbinsel! bis jetzt wenig anthropologisch verwertbare Reste des fossilen Homo sapiens erbracht, obwohl er nach Ausweis kulturgeschichtlicher Belege sicher weitgehend auch schon in dieser Periode vorn Menschen durchwandert wurde. Die anthropologischen Fundkomplexe. verteilen sich jeweils auf die Bereiche intensiver wissenschaftlicher Forschungstätigkeit in Nah- bzw. Fernost. Über den möglichen Entwicklungskernraum des Homo sapiens geben uns die bisherigen Funde noch keine Anhaltspunkte. Die Präsapiensreste aus P a 1 ä s t i n a (Skhul und Kafzeh), die dort zusammen mit Präneandertalern als Mischpopulation (?) aufgefunden wurden (P a l ä a n t h r o p o l o g i e), werden neuerdings in das erste Stadial der letzten Kaltzeit datiert und rücken somit relativ nahe an das Auftreten vollentwickelter Sapiensskelette in Europa (Europa rassengeschichtlich) heran. Damit fällt die Annahme, diese Funde aus Palästina als direkte Vorstufen ansehen zu können. Die Skelette aus der Shanidarhöhle im N o r d o s ti r a k, die möglicherweise aus einer verspäteten Population ähnlichen Charakters wie die Skhul-Kafzeh-Gruppe stammen, sind in ihrem Hauptteil mit vollentwickelten Sapiensfunden aus dem Libanon gleichzeitig. Diese stammen aus drei Fundplätzen:

K s d r A k i l: 1938, unter Felsendach, zusammen mit frühem Aurignacium, Reste von 2 Individuen. Teile vom Schädeldach eines Erwachsenen und nahezu vollständiges Skelett eines gut siebenjährigen Jungen. Dessen Schädel lang, schmal und hoch.

Grotte d A n t e l i a s: Urn 1900, Höhle, zusammen mit Aurignacium, zahlreiche Bruchstücke einer ganzen Reihe von Individuen. Nach Zustand der Knochen zerschlagen, Schnittspu` ren Kannibalismus. Reste eines Fötus, die früher als neandertaloid bezeichnet wurden, sind von V a l l o i s eindeutig als Homo sapiens vermutlich nacheiszeitlichen Alters bestimmt worden.

A b r i B e r g y:1948, spätpaläolithisch, bruchstückhaftes männliches Skelett, noch nicht publiziert.

D j e b e 1 K a f z e h (Nazareth) : Dickwandige Stirnbeine, Ende Paläolithikum, cromagniform.

C h o u K o u T i e n l Oberhöhle (Peking) : 1930, aus höher gelegener Höhle, Reste von 3 Individuen. Begleitkultur und -fauna datieren in oberes Jungpaläolithikum. Die drei Schädel decken gesamte Formenbreite der fossilen Sapienstypen vom breiten Cromagnon bis zum schmaleren Combe Capelle. W e i -d e n r e i c h hat geglaubt, sie bereits unter das rezente Typenspektrum (mongolid, eskimid, melanesid) einreihen zu können. Das ist sicher nicht möglich, V a 11 o i s stellt demgegenüber eindeutig heraus, daß der männliche Schädel eng an Cromagniformes, die schmaleren weiblichen an seine Chanceladerasse anzuschließen sind. Bei der Beurteilung durch Weidenreich ist zu berücksichtigen, daß es nicht auf einzelne Formzüge ankommt, sondern das gesamte kennzeichnende Merkmalskombinat bewertet werden muß. Man kann nur feststellen, daß die Reste aus der Oberhöhle noch weitgehend undifferenziert das breite Typenspektrum des fossilen Homo sapiens repräsentieren.

Die voneinander so weit entfernten Menschenreste des asiatischen Jungpaläolithikums von der Ostküste des Mittelmeeres und aus Fernost lassen also noch keine faßbare Aufgliederung erkennen. Wie überall ist die Differenzierung in unsere modernen Großrassen an Schädel und Körperskelett des jungpaläolithischen Fundguts noch nicht ausgeprägt. Dem entsprechen auch die Feststellungen an den ältesten Sapicnsresten aus Amerika, erste Gruppen können frühestens in der zweiten Hälfte der letzten Kaltzeit aus Nordasien über die damals trockenliegende Beringstraße nach Nordamerika vorgestoßen sein. Die Ähnlichkeit der nahöstlichen Reste zu dem europäischen Befund kann dabei nicht überraschen, um so wichtiger ist die Tatsache, daß ein so versierter Kenner unseres anthropologischen Materials wie Vallois nicht ansteht, die Fundstücke aus der Oberhöhle von Choukoutien direkt auf seinen französischen Bestand zu beziehen und bei Peking gleiche Formelemente, den breiten Cromagnon wie den schmalen Chanceladetyp, festzustellen. Die Formenvielfalt unter den drei Individuen von Choukoutien unterstreicht dabei noch einmal eindeutig, daß wir auch in dieser Periode keine rassisch einheitlichen Populationen vorliegen haben, sondern jederzeit Fortpflanzungsgemeinschaften beachtenswerter Variationsbreite, die sich bis jetzt innerhalb des Rahmens der aus Europa bekannten Formen des fossilen Sapiens hält.

Diese bemerkenswerte Ähnlichkeit im morphologischen Befund an Schädel und Körperskelett über riesige Entfernungen, trotz der dadurch gegebenen geographischen Isolierung (Rassengenese), findet vielleicht eine Erklärung in der Tatsache, daß die ökologische Situation bei allen Gruppen wahrscheinlich sehr ähnlich war (höheres Jägertum in offener Landschaft), zum zweiten darin, daß das Körperskelett auf die Selektion wesentlich langsamer und indifferenter anspricht und wir nichts darüber aussagen können, welche rassenabgrenzenden Merkmalskombinationen bereits damals an der Muskelbedeckung, der Haut, der Komplexion, in der Feinmodellierung des Gesichts wie den Haarformen usw. ausgebildet waren. Daß wir mit solchen Unterschieden rechnen dürfen und müssen, sollte uns aber nicht dazu verleiten, mehr in unser Material hineinzuinterpretieren als nach dem vorliegenden Fundgut mit Sicherheit ausgesagt werden kann. Deshalb wird man sich den hypothetischen Folgerungen Weidenreichs über die Schädel aus der Oberhöhle von Choukoutien nicht anschließen können.

Es steht zu hoffen, daß wir bei der intensiven Forschungsarbeit in China in absehbarer Zeit mehr anthropologisches Fundgut aus dein Jungpaläolithikum dieses Raumes erhalten. Es liegen bereits entsprechende Meldungen vor, nur sind die Reste noch nicht bearbeitet und publiziert. Danach wird man vielleicht schon besser beurteilen können, ob die Differenzierung der beiden bedeutendsten Großrassen des Homo sapiens, die sich als so besonders dynamisch gezeigt haben, schon im Endpaläolithikum faßbar wird.

Kulturgeschichtlich können wir bis jetzt auch noch keine Aussage darüber machen, wo im eurasischen Kontinent der -Ober-gang vom Präsapiens zum Sapiens erfolgt ist. Die weiten südsibirischen Ebenen, die gern dafür in Anspruch genommen werden, weil sie während der letzten Kaltzeit sicher besiedelungsgünstig waren, lassen auch für das Jungpaläolithikum wohl eine höhere Jägerkultur erkennen, die besonders durch Knochenschnitzereien und -skulpturen ähnlichen Charakters wie aus dem osteuropäischen Raum gekennzeichnet wird. Es muß aber unterstrichen werden, daß der Höhepunkt der Kunstleistungen des fossilen Sapiens eindeutig auf das westlichere Europa konzentriert ist (Europa rassengeschichtlich) und dort, soweit bis jetzt zu beurteilen, gleichzeitig mit denen des osteuropäisch-sibirischen höheren Jägertums auftritt. Diese Beobachtungen lassen sich auch nicht dadurch abschwächen, daß die Forschungsintensität in beiden Räumen unterschiedlich gewesen ist, wie durch die Tatsache, daß nur in Westeuropa ausreichend Höhlen zur Verfügung gestanden hätten, die allein uns die Höhlenmalereien überliefern könnten.

b) Mesolithikum: Diese Periode ist für uns überaus wichtig, da wir für sie mit der endgültigen Ausdifferenzierung der beiden im Gesamtkontinent Eurasien vertretenen Großrassen der Europiden und Mongoliden rechnen müssen. Gleichzeitig können wir im Nahostraum besonders frühzeitig den Übergang zu neuen Wirtschaftsweisen (Pflanzenbäu, Viehhaltung bzw. -zucht) mit Seßhaftigkeit erfassen, die über eine erweiterte Nahrungsbasis sehr rasch zur Entwicklung von Bevölkerungskonzentrationen und daraus Ballungsdruckräumen führen. Die Verteilung unseres Fundgutes ist sehr einseitig, das meiste stammt aus dem Nahostraum, China ist noch kaum vertreten. Einige wenige Belegstücke stammen auch aus den tropischen Zonen dieses Kontinents. So unsicher ihre Datierung ist und so schlecht auch die Erhaltungswahrscheinlichkeit für Knochenmaterial in diesen Bereichen, können wir doch daraus entnehmen, daß die Erschließung dieser Räume damals rascher fortzuschreiten beginnt. Das vermutlich schon unter dem Druck, der sich in den für die intensiveren Formen der Nahrungsgewinnung günstigeren Gebieten entwickelt haben dürfte und dabei ständig neue Bevölkerungswellen älterer Wirtschaftsformen in ungünstigere Refugialräume entweder der Bergländer wie des tropischen Urwaldgürtels abdrängte. Die wichtigsten Serien aus dem Nahostraum sind:

M u g h a r e t e 1 Wad (Palästina): Layer B, Begleitkultur Natoufium, zahlreiche Skelette. Nach Keith kleinwüchsig-zierlich bis untermittelgroß, schlanker Körperbau. Schädel lang bis mittellang, hochgewölbt, profilierte Überaugenregion. Gesicht eher niedrig, aber nicht breit, z. T. mäßig vorkiefrig. Population zeigt breiteres Typenspektrum, nach Keith noch nicht mit heutigen Rassen zu parallelisieren, Vorformen des vielgestaltigen rezenten Rassenkreises der Mediterraniden.

M u g h a r e t e l Kebarah (Palästina): Layer B, zusammen mit Natoufium, große Serie, noch nicht endgültig publiziert. Typenbild wie Wad.

S h u k b a h (Palästina): Serie aus Layer B, zusammen mit Natoufium, noch nicht endgültig publiziert. Typenbild wie Wad und Kebarah.

E r g e l A h m a r (Palästina): Zusammen mit Natoufium Reste von sieben Individuen. Zierlicher bis untermittelgroßer Körperbau, langköpfig mit schmalem bis mäßig breitem Gesicht.

T e 11 es Sultan/Jericho (Jordanien) : Bis jetzt größte Fundserie aus Nahostraum, allein 1954-58 aus den präkeramischen Schichten dieses Tells Reste von gut 35o Individuen von 8000 bis 6000 v. Chr. Einmalige Fundserie aus einem Populationsstock, ergänzt durch noch umfangreichere Serien bis gegen 1400 v. Chr. Frühe Funde ähnlich mesolithischen Natoufiern, Jericho aber ab B. Jtsd. v. Chr. Großdauersiedlung mit zahlreicher seßhafter Bevölkerung, Nahrungsproduktion und entwickelter sozialer Organisation (Kleingruppen!). Zuerst noch großwüchsig, extrem langschädlig, dann überwiegend untermittelgroß (Männer bis 165 cm), feine Langschädel, zunehmend schmalgesichtig. Ende 7. Jtsd. v. Chr. daneben an einer Stelle extrem Grob-Großwachsige, alle ohne Schädel (Schädelkult), wohl cromagniform, Ende B. Jtsd. v. Chr. isoliert nur im Turm Anzeichen von Brachykranie, möglicherweise mit künstlicher Deformation. Letztere deutlich Wende 7.-6. Jtsd. v. Chr., übermodellierte Schädel (Kult!).

H o t u C a v e (Iran) : Höhle enthielt in endpaläolithischen, zumeist mesolithischen Schichten Reste mehrerer Individuen, cromagniform. Zuerst vermutetes höheres Alter nach prähistorischem Befund nicht zutreffend.

Belt C a v e (Iran) : Höhle, Reste von zwei Individuen, Datierung nicht voll gesichert, mesolithisch am wahrscheinlichsten.

G u a lc K e p a h (Malaya) : Unterkieferrest, Datierung unsicher, vielleicht mesolithisch. In diesem Raum bei kulturgeschichtlichen Kriterien zur Datierung zu berücksichtigen, daß sich ältere Schichten land Kulturen hier länger erhalten haben können (Abdrängung in Randlage), ein Zeitvergleich mit anderen Gebieten nicht tragfähig zu sichern ist.

K iv an g s i (China) : Unterkieferrest, möglicherweise mesolithisch. Die bislang so geringen Reste älterer Zeitstellung aus China mit dadurch bedingt, daß die seit langem fortschreitende, jetzt fast völlige Entwaldung dieses Großraums zusammen mit intensivem Anbau oberflächlich liegende Freilandfunde weitgehend vernichtet haben kann. Aus dem Fehlen verbreiteter Belege für die Anwesenheit des Menschen in diesem Raum nicht zu schließen, daß er hier im Jungpaläolithikum wie Mesolithikum noch nicht relativ zahlreich vertreten war.

Diese Zusammenstellung der wichtigsten anthropologischen Serien und Reste aus dem Mesolithikum Asiens zeigt ein eindeutiges Übergewicht des N a h o s t r a u m e s. Für diesen kann auch auf breiter Grundlage nachgewiesen werden, daß etwa seit Beginn des B. Jahrtausends v. Chr. der Übergang zur Nahrungserzeugung und Seßhaftigkeit in kleineren wie größeren Siedlungen beinahe städtischen Charakters nahezu 2000-3000 Jahre vor Einsetzen der neolithisch-städtischen Hochkulturen verbreitet begonnen hat. Die Differenzierung in vorwiegend Anbau treibende und mehr viehzüchtende, nomadisierende Gruppen hat entsprechend der unterschiedlichen Ernährungsbasis schon frühzeitig zu deutlich verschiedener Bevölkerungsvermehrung und daraus -konzentration geführt, wobei das bevölkerungsbiologische Schwergewicht bei den Anbau treibenden Populationen gelegen haben dürfte. Diese zeigen überwiegend untermittelgroße, zierlicher gebaute Körpergestalt mit schmaleren Langköpfen, hohem bis mäßig breitem Gesicht. Daneben ist auch das grobwüchsigere cromagniforme Element vertreten, das sich später im Neolithikum verbreitet unter den Serien dieser Zeit wiederfindet. Wir haben also auch hier das gesamte Typenspektrum des fossilen H o rn o sapiens belegt, wobei man vielleicht sagen kann, daß der Trend zu den zierlicheren Formen besonders unter den Anbau treibenden Populationen faßbar wird. Ein Anschluß an die modernen Systemrassen ist noch nicht möglich. Rassengeschichtlich wichtig ist ferner die Beobachtung, daß, wie die Jerichoserien wahrscheinlich machen, innerhalb der Populationen festere Kleingruppenbindungen vorliegen, die sich auch auf die Anreicherung bzw. längere Erhaltung bestimmter Merkmalskombinationen ausgewirkt zu haben scheinen. Die außerordentlich niedrige Lebenserwartung im Durchschnitt nur 20 Jahre für jedes Neugeborene! läßt darauf schließen, daß die Zuwachsrate nur begrenzt war und die Bevölkerungsdynamik demnach nicht sehr hoch eingeschätzt werden darf. Die berufliche Spezialisierung innerhalb der Vermehrungszentren macht die Annahme wahrscheinlich, daß der Bevölkerungszuwachs weitgehend bereits im eigenen Bereich verbraucht wurde. Da sich auch kulturgeschichtlich viele kleinere Entwicklungszentren abzuzeichnen scheinen, muß man vorsichtig sein, Ähnlichkeiten in der Merkmalskombination entfernterer Gruppen sofort im Sinne direkter genetischer Beziehungen und damit rassengeschichtlich zu deuten. Eine begründete Aussage zu diesem Problembereich benötigt noch viel reichere Materialserien. Vorerst kann man mit Sicherheit nur darauf verweisen, daß alle Populationen auf den umfassenden Genpool des fossilen Homo sapiens zurückgehen, der in seinem Typenspektrum sowohl Groß- wie Kleinwüchsige, breitere wie schmalere Langköpfe mit höherem und niedrigerem Gesicht enthielt. Aus diesem können sich dann regional getrennt Rassentypen ähiilicher Merkmalskombination herausdifferenziert haben, ohne daß wir mit Exaktheit behaupten können, daß die Anreicherung bestimmter Merkmalskombinationen auf einen direkten und engeren Herkunftszusammenhang verweisen muß.

Über die Großrasse der M o n g o l i d e n kann bisher noch gar nichts ausgesagt werden. Es darf aber mit Sicherheit angenommen werden, daß ihre Ausdifferenzierung in dieser Periode nahezu abgeschlossen war und gleichzeitig ihre große Ausdehnungsdynamik begonnen haben wird. Wir können ihren Kernraum in die Kältesteppen der Mongolei wie die großen Stromlandschaften Chinas lokalisieren, auch wenn in dieser Zeit die mächtigen letzteiszeitlichen Eisriegel in der Mitte Asiens endgültig zu schwinden beginnen und neue Wege nach Westen eröffnen. Die späteren Serien lassen der Vermutung Raum, dass Sibirien damals noch überwiegend von zahlenmäßig schwachen europiformen Gruppen durchstreift wurde, die durch den Ausdehnungsdruck des tungiden Rassenzentrums einmal Mehr und mehr nach Westen wie zugleich auch nach Osten und Nordosten abgedrängt wurden. Dafür spricht ein höherer Anteil europiden Formguts unter den frühen Menschenresten Amerikas wie den dort heute noch lebenden Altgruppen geringerer indianider Rassenprägung.

Im Süden des asiatischen Großkontinents dürfen wir mit hoher Wahrscheinlichkeit eine dünne Besiedlungsschicht primitiveuropiden Charakters voraussetzen, die am besten nach ihren heute noch in Indonesien/Ozeanien lebenden Vertretern als a u s t r a l i f o r m bezeichnet wird. Dieser breite Gürtel wird dann im Laufe des Neolithikums bis zur Neuzeit mehr und mehr zerfasert und überschichtet, läßt aber den ursprünglichen Großzusammenhang noch eindeutig erkennen. Das kann man gleichzeitig durch völkerkundliche Belege unterbauen. Wir dürfen dabei auch voraussetzen, daß die gleichartigen Selektionsbedingungen im Tropenbereich zu einer überdurchschnittlichen Anreicherung der dunklen Komplexion in Haut-, Haar- und Augenfarbe geführt haben. Genetisch ergibt sich aber aus dieser Tatsache kein eindeutig begründbarer Schluß, die dunkelfarbige Altschicht Südasiens und Indonesiens mit den gleichfalls dunkelfarbigen Negriden Afrikas zusammenzuschließen, auch wenn wir in Nasenform, Lippenbildung und teilweise der Haarform weitere enge Konvergenzen vorliegen haben.

c) Neolithikum bis Neuzeit: Hier ist wieder der N a h - ostraum ganz besonders reich vertreten, da sein kulturgeschichtliches Schwergewicht vorn Neolithikum an seit gut Zoo Jahren zu einer immer steigenden Zahl von Ausgrabungen angeregt hat. Es ist daher unmöglich, auf die vorhandenen Skelettserien im einzelnen einzugehen. Das frühe Einsetzen der Hochkulturen in Vorderasien, Westasien und Nordindien hat sicher zunächst zu einem betonten zahlenmäßigen Übergewicht der E u r o p i d e n im Gesamtkontinent durch die westlichen Bevölkerungsballungen geführt. Trotzdem müssen wir aber feststellen, daß der weite europide Siedlungsraum in seinen dünn besetzten Außenzonen vom Neolithikum an von Osten her zunehmend eingeengt wurde und daß die mongolide Großrasse vermutlich schon im letzten Jahrtausend v. Chr. zahlenmäßig in den Vordergrund trat. Ihr Anteil an der Weltbevölkerung ist seitdem laufend größer geworden und steht heute weit voraus an erster Stelle.

Zunächst wurde von ihr der größte Raumgewinn in Nordasien erzielt, die dortigen Alteuropiden immer mehr auf Westsibirien zurückgedrängt und dort endgültig in nachchristlicher Zeit weitgehend mongolid überlagert. Die bewegende Ausstrahlung erfolgte immer wieder aus dem tungiden Unruhezentrum der Mongolei (Austrocknung), das auch nach Osten und Nordosten drückte und dabei den Ostflügel der Alteuropiden (A i n u) auf Sachalin und den japanischen Inselbogen hinausdrängte, wo sie heute noch in Resten vertreten sind.

In Vorderasien, dem Nahostraum und Mittelasien überwiegen im Neolithikum zunächst noch massiver gebaute Langköpfe mit kräftig entwickelter Überaugenregion, feinere Langkopftypen sind in vorherrschenden Anteilen nur in Kleinasien und an der Ostküste des Mittelmeeres vertreten (Kilikien, Syrien, Libanon, Palästina), doch ist Kleinasien für das Neolithikum noch nicht ausreichend genug erforscht. Aus dem Zweistromland (E r i d u) und Nordwestiran (S i a 1 k I) sind in erster Linie nur die gröberen Langschädel belegt, die auch noch in den etwas späteren Hochkulturen Nordindiens (H a r a p p a, M o h e n j o d a r o, vorn

3. Jtsd. v. Chr. an) vorherrschen. Sie leiten über die W edd i d e n Indiens und Hinterindiens morphologisch zu den O s t-we ddi d e n und Australiden )- Indonesiens/Ozeaniens über. Die älteste Kurzkopfserie Vorderasiens ist aus der Mitte des

4. Jahrtausends v. Chr. von K h i r o k i t i a auf Cypern belegt. Leider sind diese Schädel zugleich so sehr künstlich deformiert, daß eine begründete morphologische Aussage über die zugrunde liegende Ausgangsform nahezu entfällt. Man wird aber annehmen dürfen, daß sie kurvoccipital, also rundschädelig waren. Bemerkenswert dabei ist, daß wir vom asiatischen Festland aus dieser Zeit noch keine Entsprechungen kennen, sondern nur vereinzelt hier und da einige wenige Schädel mit schwachen Graden von Kurzköpfigkeit. Erst im 2. Jahrtausend v. Chr. sind aus Kleinasien größere Anteile von kurvoccipitalen Rundschädeln neben immer noch höheren Prozentsätzen von Langschädeln aus verschiedenen Serien belegt, planoccipitale, steilhinterhäuptige Kurzköpfe sind sogar erst noch später zu fassen (Brachykephalisation). Die H e t h i t e r, die nach gleichzeitigen Reliefs aus der 2. Hälfte des 2. Jahrtausends v. Chr. gern als Prototypen der steilhinterhäuptigen Armeniden (vorderasiatische Rasse) angesprochen werden, haben nach Ausweis von Schädelserien bis jetzt nur Anteile kurvoccipitaler, aber noch keine planoccipitalen Kurzköpfe erbracht! Es scheint in jedem Falle vorerst geboten, bei dem Aufweisen von Zusammenhängen dieser Entwicklungsabläufe in Vorderasien mit ähnlichen in Europa Zurückhaltung zu üben. Die Bezeichnung Eastern Alpines für die kurvoccipitalen Rundköpfe in Vorderasien sollte nicht vorbehaltlos im Sinne eines belegbaren genetischen Zusammenhangs mit der alpinen Rasse Europas gedeutet werden. Das gleiche gilt für die planoccipitalen Ar m e n i d en, die in ihrem heutigen Kernraum Armenien erst im letzten Jahrtausend v. Chr. stärker vertreten sind und erst nach Christus zum vorherrschenden Element werden. Dem Versuch, sie mit der dinarischen Rasse Europas unter dem Oberbegriff T a u r i d e zusammenzufassen, muß immer wieder entgegengehalten werden, daß die ersten Planoccipitalen in Europa bis jetzt wesentlich früher belegt sind, eine Ableitung aus Asien daher wenig wahrscheinlich gemacht werden kann. Man vermag den Brachykephalisationsprozeß bei den verschiedenen Großrassen zu wechselnden Zeiten und in Wechselndem Ausmaß zunächst nur als unabhängig beginnend zu fassen, wenn er auch insgesamt als eine allgemeine, aber sehr junge entwicklungsgeschichtliche Formtendenz am Schädel des Homo sapiens zu betrachten ist.

In jüngerer Zeit nimmt der Anteil feinerer Langköpfe in Vorder- und Westasien zu, die schwerer gebauten Langköpfe treten anteilsmäßig mehr und mehr zurück, an ihre Stelle setzen sich entsprechende Anteile von zumeist planoccipitalen Kurzköpfen (auch im Iran). Aus dem Unruhezentrum der arabischen Halbinsel, die mit zunehmender Austrocknung unter dem Einfluß des Menschen laufend an innerer Tragfähigkeit verloren hat, sind immer wieder Bevölkerungsschübe der o r i e n t a l i d e n Rasse nach Nordost, Nordwest und Westen vorgestoßen. Ihr biologischer Dauereffekt ist aber im Gegensatz zum historischen in den dichtbesiedelten Überlagerungsräumen jederzeit nur gering geblieben, wie umgekehrt auch die i n d o g e r rn a n i s c h e n Herrenschichten, die seit dem 2. Jahrtausend v. Chr. immer wieder als zahlenmäßig begrenzte Schichten faßbar werden, sehr rasch von den ansässigen Populationen aufgesogen wurden. Auch der langdauernde umfangreiche und dadurch biologisch viel wirksamere Zustrom griechischer Bevölkerungsschübe seit dem 6. Jh. v. Chr. und besonders in hellenistischer Zeit ist relativ rasch wieder von den autochthonen Bevölkerungen aufgenommen worden.

Nach Osten hin dürfte im Neolithikum zunächst ein gewisser Zustrom europider Elemente aus Mittelasien nach China hinein erfolgt sein (bemalte Keramik). Doch sehr bald beginnt der mongolide Gegenstoß. Vorerst haben sich zwar die Europille n mit ihren Hochkulturen in M i t t e l a s i e n noch lange relativ unberührt erhalten und wurden zunächst nur im Norden von stark mongolid durchmischten Nomadenvölkern umgangen. Mit den Großreichbildungen der Hunnen und Mongolen im ersten und zweiten Jahrtausend n. Chr. setzt aber eine verstärkte Druckwirkung nach Westen ein, durch die besonders Teile der deutlich mongolid durchsetzten Türkvölker nach West- und Vorderasien hineingespült werden und dort verbleiben. Der biologische Effekt dieses Zuschusses mongoliden Rassengutes in Kleinasien kann aber nur gering eingeschätzt werden, auch wenn die Türkstämme dauernd dort verharrten. Die großen Mongolenstürme haben dagegen trotz der Massenausrottung von Besiegten oder sich Unterwerfenden und schweren Zerstörungen rassisch in Mittelwest- und Vorderasien kein faßbares biologisches Fremdgut hinterlassen, dagegen in Mittelasien Leerräume geschaffen, in die dann laufend immer mehr Populationen aus der europid-mongoliden Kontaktzone eingeströmt sind.

Abschließend sollen hier von den e u r o p i d e n Rassentypen Vorder- und Mittelasiens nur drei kennzeichnende kurz geschildert werden. Die 0 r i e n t a l i d e n, die ohne Zweifel enger an die polytypischen Mediterraniden angeschlossen werden können, sind mittel-großwüchsig, haben einen langen Kopf, ein hohes schmales Gesicht mit z.. T. betonter, herausgeschwungener und großer Nase, vielfach auch eine etwas mandelförmige Lidöffnung und vollere Lippen. Die Farben von Haar und Augen sind dunkel in verschiedenen Brauntönen, die Haut mäßig weiß bis heller bräunlich. Ihr Mienenspiel spiegelt innere Erregungen außerordentlich lebhaft und ausdrucksvoll wider. Die Armeniden (im deutschen Schrifttum auch vorderasiatische Rasse genannt) sind mehr mittelgroß, ihr Schädel ist kurz und hoch, aber nur zum Teil deutlich abgehackt planoccipital, vielfach ist das Hinterhaupt etwas ausgewölbt, was aber unter dem Eindruck eines nahezu spitzen oberen Abschlusses des Schädels fast verschwindet. Das Gesicht ist hoch und besitzt sehr häufig eine sehr hakig ausgebildete und große Nase. Die Farben von Haar und Augen sind dunkel, die Haut blaß weiß bis leicht getönt.

Aus dem mittelasiatischen Raum seien als zweite Kurzkopfkomponente die T zi r a n i d e n erwähnt, die deutlicher kurvoccipital sind mit einem weniger langen, ja vielfach breiten Gesicht. Die Kurzköpfigkeit ist auch bei ihnen relativ jung. Die Farben entsprechen den oben geschilderten, die Haut hat aber nur seltener lichtbräunliche Tönung, das fahlere Weiß als Grundton überwiegt. Die Haare sind locker europid, keine Anklänge an das mongolide Straffhaar.

Die Rassengeschichte Indiens ist noch nicht so eindeutig erforscht wie in den bisher besprochenen Teilen Asiens. Aus den ältesten Kulturschichten des westlichen Nordindiens liegen bis jetzt Schädelserien vor, die überwiegend eine etwas schwerer gebaute Langform mit Anklängen an die Altschicht repräsentieren, wie sie heute noch bei den Weddiden erhalten ist. Die Einschübe vom Zweistromland oder aus Iran konnten sehr wahrscheinlich zur Eigenentwicklung der indischen Rassen nicht viel beitragen, auch die jüngere Welle, die indogermanische Schichten nach Indien brachte, ist sicher trotz ihrer hohen historisch-kulturellen Dynamik biologisch weitgehend ohne Belang geblieben. In nachchristlicher Zeit kommen Zuströme aus dem islamischen Bereich, die sowohl 0 r i e n t a l i d e s als auch steile Kurzköpfe zuführten, aber gegenüber den großen Bevölkerungszahlen dieses Raums gleichfalls beinahe wirkungslos blieben. Deutlicher faßbar ist dagegen am südöstlichen Gebirgsrand des Himalaja wie auf der Landbrücke nach Hinterindien ein stetiges Einsickern mongoliden Rassenguts.

Entsprechend seiner Ausdehnung und geographischen Vielgestaltigkeit können wir auch auf dem indischen Subkontinent eine ganze Reihe Rassen unterscheiden. Es überwiegen die Langschädelformen bei weitem, nur eine Kurzkopfrasse, die I n d o -b r a c li i d e n, wird deutlich herausgestellt. Die G r a z i l i n d id e n zeigen eine den kleinwüchsigen europäischen Langköpfen des Mittelmeerraums älulliehe Merkmalskombination, doch sind sie keine Mediterraniden mehr. Zierlichen Körperbaus, meist untermittelgroß, haben sie einen langen Schädel mit zumeist relativ hohem Gesicht und feiner, überwiegend gerader Nase. Der Geschlechtsunterschied ist am Kopf nur wenig ausgeprägt, das Relief des Gesichts fein und weicher, die Lidöffnung oft auch etwas mandelförmig. Die Haare sind in der Regel schlicht bis leichtwellig und wie die Augen sehr dunkelfarbig, die Hautfarbe geht von lichten bis zu etwas volleren bräunlichen Tönen. Daneben gibt es aber auch grob-großwüchsigere Elemente mit dem deutlicheren Relief und vielfach breiteren Gesicht der cromagniformen Komponente der Altschicht.

Die Altschicht des Homo sapiens wird verbreitet durch die Weddiden vertreten, die mäßige Körperhöhe, aber vielfach zierlichen Bau aufweisen, der Kopf ist lang, dabei häufig mit entwickelter Überaugenregion, einem mehr niedrigen Gesicht, in dem eine breite Nase und vollere Lippen auffallen. Der Haarwuchs ist kräftig, schlicht-wellig, seine Farben wie die der Augen dunkel. Die Haut ist bräunlich getönt. Dieses Substrat ist noch überall zu erkennen und wird noch durch besonders dunkelfarbige Populationen auffällig. Diese sind im nördlichen Waldgebiet noch einmal in einem größeren Block vertreten (g o n d i d e Rasse), besonders aber auf dem Südteil des Subkontinents, wo sie eine geschlossene Restbevölkerung von etwa 20 Millionen bilden (rn a l i d e Rasse). Bei ihnen gesellen sich zu den sehr dunklen Tönen der Haut morphologische Sonderzüge am Kopf und Gesicht über eine deutliche Tendenz zu breitrunderen Formen, die den Geschlechtsunterschied stark abschwächen können. Die Bezeichnung Altschicht bezieht sich dabei nur auf bestimmte morphologische Züge, besagt aber nichts gegen eine mögliche hohe Kulturleistung, die von Populationen überwiegender Altschichtanteile in Südindien, auf Ceylon und in Hinterindien (Kmer-Reich) weitgehend eigenständig entwickelt worden ist. Wir haben nur neben diesen Kulturzentren noch Gruppen gleicher Altschichtrassen auf sehr niedriger organisatorischer und wirtschaftlicher Stufe leben, die in Refugialzonen dieses Raums erhalten bleiben konnten. Die kleinwüchsig-untermittelgroße europide Altschicht Hinterindiens kann im wesentlichen zu den Weddiden gezählt werden, bei ihr treten aber gehäufter Formzüge in Proportionen, Körperbau, wie speziell an Kopf und Gesicht (runde weiche Stirn u. a. m.) auf, die auch im Erwachsenenzustand ein Überleben kindlich wirkender Gestaltelemente (Rasseninfantilismus) bewahren.

Abschließend müssen noch aus dem südostasiatischen Raum P y g m o i d e n gruppen erwähnt werden. Am unvermischtesten sind die A n d a m a n e r, die Ureinwohner der gleichnamigen Inselgruppe weit westlich des schmalen Landrückens zur Halbinsel Malakka. Bei ihnen fällt trotz beachtlichen Kleinwuchses eine Körper-Gliedmaßen-Proportionierung auf, die keine Überlänge des Rumpfes zeigt, sondern überwiegend europiform anmutet. Der Kopf ist 1 a n g, das Gesicht mittelbreit, ebenso die Nase. Die Hautfarbe ist relativ dunkel, besonders auffällig aber das kurze Haar, das pfefferkornartig eng gedreht zusammensteht und dazwischen die Kopfhaut freiläßt (Fil-Fil). Trotz solcher Konvergenzen handelt es sich aber nicht um Negride oder Negroide, auch wenn auf die Andamaner die zusammenfassende Oberbezeichnung Negritos bzw. Negritide angewandt wird, die sich von der Erstbezeichnung Negritos durch die spanischen Entdecker dunkelfarbiger Zwerge (Ae t a) auf den Philippinen herleitet und allgemein für die Zwergvölker Südostasiens und

Indonesiens/Ozeaniens verwendet wird. Diese sind aber sicher (- Pygmäenproblem) eigenständige Entwicklungen aus der Altschicht des Homo sapiens dieses Raumes. Dazu gehören auch die S e m a 72 g und S e n a i auf der Halbinsel Malakka, die aber bereits so zerkreuzt sind, daß sich ihr ursprüngliches Typenbild kaum mehr in voller Klarheit darstellen läßt.

Die Mongoliden: Diese asiatische Großrasse ist die zahlenmäßig größte des Homo sapiens und kann in eine begrenzte Anzahl von Rassen aufgegliedert werden, die-vom Kernraum aus nach Süden hin das kennzeichnende Merkmalskombinat immer weniger scharf ausgebildet zeigen. Die südlichen Rassen werden daher als P a l ii rn o n g o l i d e zusammengefaßt, womit der Auffassung Ausdruck gegeben werden soll, daß die südlich ausstrahlenden Rassen relativ frühzeitig durch die Bevölkerungsdynamik der mongoliden Kernrassen (T u n g i d e, N o r d s i n i d e) aus dem Entwicklungsraum abgedrängt wurden und deshalb die besonders typischen Merkmale nur in abgeschwächterer Ausprägung zeigen können. Kennzeichnend ist allgemein ein untersetzterer Körperbau mit langem Rumpf und kürzeren Gliedmaßen. Die heute vorherrschende Brachykranie ist sicher eine relativ junge Erwerbung. Rundköpfigkeit ist dabei allein vertreten. Die Stirn ist steil gestellt, ohne betonte Uberaugenregion, das Gesicht überwiegend breit und durch die vorgeschobenen Wangenbeine oft außerordentlich flach wirkend, was durch eine kleinere Nase noch betont wird. Diese ist aber vielfach fein und kann relativ scharfrückig ausgebildet sein. Besonders kennzeichnend ist aber die Mongolenfalte, die Ausbildung einer zusätzlichen Deckfalte des Augenlids. Dabei hängt von außen oben her eine Hautfalte über, die sich z. T. gerade, z. T. bogig schwingend nach dem inneren Augenwinkel zu herabzieht und die Tränendrüse völlig überdecken kann. Dadurch wird der sichtbare Teil des Augapfels stark verkleinert, die offene Spalte verengert. Das ruft bei gestrecktem Unterrand dieser Deckfalte vielfach den Eindruck von Schlitzäugigkeit hervor. Das Haar ist straff, die Körperbehaarung außerordentlich schwach entwickelt, der Bartwuchs entsprechend gering. Haar- und Augenfarben sind dunkel, die Haut relativ dick, weshalb sie weniger Pigmentschutz nötig haben dürfte. So zeigt die Pigmentierung der Haut von Norden nach Süden zu innerhalb dieser Großrasse wenig Änderungen in der Farbverteilung, von einem dichteren gelblichen bis zu leicht bräunlichen Tönen. Diese geringere Empfindlichkeit gegen die Einstrahlungsintensität hat die Mongoliden auch dazu befähigt, sämtliche Klimazonen der Erde zu besiedeln, und ihre verschiedenen Rassen können sich unterschiedlichen Klimabedingungen weit besser anpassen als z. B. die aufgehellten Europillen. Für die Palämongoliden ist noch zu erwähnen, daß sich bei ihnen die Tendenz zur Erhaltung infantiler Formzüge und Proportionen im Erwachsenenalter besonders ausgeprägt zeigt, wodurch vor allem auch der Geschlechtsunterschied in den Bauformen verringert wird und jüngere Männer für unsere Auffassung oft ausgesprochen weiblich wirken.

Der Kernraum der Mongoliden war oben schon kurz auf die Kältesteppen der Mongolei und die Tallandschaften Chinas lokalisiert worden. Das Unruhezentrum liegt dabei eindeutig im Steppenbereich, der von den T u n g i d e n eingenommen wird. Von hier setzen die trotz begrenzter Anzahl sehr dynamischen großräumig ausstrahlenden Vorstöße ein, die das alteuropide Nordasien ausräumten, nach Amerika vorstießen wie auch nach Westen drängten, wobei dann die Kontaktzone zwischen Europiden und Mongoliden mit sicher bereits alten Kontaktrassen immer weiter westwärts verschoben wurde. Nach Norden und Nordosten (Amerika) sind dabei selbstverständlich stets auch nur weniger kennzeichnend mongolide Wellen des äußeren Gürtels gelangt, die dort zur Rassengruppe der I n -dianiden wurden. Das biologische Ballungszentrum der Mongoliden entstand aber entsprechend den ökologischen Möglichkeiten der Nahrungserzeugung in C h i n a. Im Norden entwickelte sich dabei die den Tungiden ähnlichste n o r d s i -n i d e Rasse, der sich im Süden im zweiten Hauptstromtal Chinas die Mitte 1 s i n i d e n anschlossen, die zeitweilig in der chinesischen Reichsgeschichte einen bedeutenden Gegenpart darstellten. Heute sind beide Druckräume völlig ineinander übergegangen. In Südchina bildete sich als kleineres Druckzentrum das der s ii d s i n i d e n Rasse aus, das eine bereits abgeschwächte und im Gesamtbau verfeinerte Kombination mongolider Merkmale darstellt. Der Entstehungsraum dieser Rasse hat geschichtlich auch eine Rolle gespielt, doch war ihm eine Ausdehnung nach Norden nicht möglich, weshalb sich von ihm aus ständig Bevölkerungsströme nach Süden entlang der Küste und von da aus dann die Flußtäler aufwärts innerhalb Indochinas bewegten. Vom südsiniden Kernraum aus wie aus dem mittelsiniden Rassenbereich sind gegen Ende des ostasiatischen Neolithikums erste Bevölkerungsschübe nach den südlichen japanischen Inseln gelangt, wobei aus dem südlicheren Bereich wohl auch Palämongolides mitgerissen wurde. Gegen die alteuropiden Vorbesiedler der japanischen Inseln, die Ainu, konnten sich diese Wellen aber erst durchsetzen, als in späterer Zeit über Korea ein stärkerer Zustrom nordsiniden und besonders tungiden Rassentunis erfolgte. Seit dieser Zeit wurden die Ainu völlig nach Norden verdrängt und aus den vier mongoliden Komponenten erwuchs mit dem Zusatz der alten Grundschicht in wechselnder Ausprägung das japanische Volkstum.

Über die rassengeschichtlichen Vorgänge im bergigen Gebiet zwischen den großen Strömen wie den Bergländern Südchinas können wir noch wenig sagen. Die abweichenden ökologischen und danach wirtschaftlichen Bedingungen dienten noch für lange der Erhaltung älterer Rassen- und daraus Volkssplitter, im klassischen Schrifttum Chinas als Barbaren bezeichnet (z. B. Lolo, Miao). Hier hat sich auch Palämongolides erhalten, vermutlich ist auch ein alteuropides Substrat daran beteiligt, von den frühen Einschüben europiden Rassenguts im westlichen chinesischen Großraum war schon oben die Rede. Hier sind auch noch in der Zeit der klassischen Großreichsbildungen Vorder- und Westasiens aufgehellte Europide in schwachen Prozentsätzen bis in die Kontaktzone vorgedrungen.

Über die Rassengeschichte des tibetischen Raumes kann noch nichts Klärendes mitgeteilt werden. Auch hier überwiegt das mongolide Element bei weitem, es ist aber durchaus möglich, daß sich in schwachen Prozentsätzen auch ein alteuropides Substrat darunter befindet. Von wo die einzelnen Bevölkerungswellen gekommen sind, die den mongoliden Hauptteil der Bevölkerung dieses Raumes bilden, kann bei der geringen anthropologischen Erfassung -der westlichen und südwestlichen Gebiete des chinesischen Großraums noch nicht einmal in den Grenzen umrissen werden. Man wird aber gerade für dieses Gebiet wie die mongolid besiedelten südlichen Abhänge der Gebirgskette nach Indien und Hinterindien zu mit gewissen Sonderzügen rechnen müssen, die sich rassengeschichtlich notwendigerweise aus den vielfältigen Isolationsmöglichkeiten dieses geographischen Raumes ergeben haben dürften, auch wenn er durch seine hohen Anteile von Gebirgs- und Hochgebirgslagen erst spät durch den Menschen einer ständigen Besiedlung erschlossen werden konnte.

Zur Rassengeschichte Indochinas läßt sich gleichfalls noch nicht viel sagen. Auch hier haben der Waldgürtel wie die vielen isolierten Berg- und Tallandschaften noch für lange Zeit als Refugialgebiete für biologisch-rassisch wie wirtschaftlich-technisch weniger ausdifferenzierte Populationen der Altschicht beider Großrassen gedient. Sie konnten aber auf die Dauer dem stärkeren biologischen Druck der S ii d s i n i d e n nicht widerstehen, die vor sich her die Palämongoliden (Palaungide, S c h a n i d e) weiter ins Innere wie nach Süden vorschoben. Die w e d d i cl e n Restblöcke der europiden Altschicht wurden mehr und mehr umspült wie überschichtet und aufgesogen, auch wenn sie sich im Kmerreich mit einer eigenen Staatsbildung hoher, indisch beeinflußter Kultur noch bis in unser Jahrtausend hinein selbständig erhalten konnten. Unter dem wachsenden Druck aus dem chinesischen Raum sind dann auch starke palämongolide Wellen immer wieder über die Inselbrücke nach Indonesien hinein vorgestoßen, wobei ein Hauptstrom nach Südosten (Sumatra, Java bis zu den Sundainseln), der andere nach Nordosten über Borneo und Celebes bis zu den Philippinen vordrang (Indonesien/Ozeanien rassengeschichtlich). Sie haben sich dort zu eigenen Rassen, den Proto- und Deuteromalayiden, entwickelt. Für die den Mongoliden anzuschließenden Rassen der I n d i a n i cl e n Amerika rassengeschichtlich.
 
     
     
 
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