|
In loser Reihenfolge präsentiert Stefan Winckler konservative Vereinigungen und Organisationen in Deutschland. Nach dem Auftakt der Serie mit der "Stimme der Mehrheit", einem Zusammenschluß von Publizisten und Wissenschaftlern, geht es heute um die Tempelherren von "Ordo Militiae Crucis Templi".
"Zu Gottes und zu Deiner Ehr: diesen Schlag und keinen mehr. Sei tapfer, gläubig und gerecht, sei ein Ritter und kein Knecht!"
Zu berühmtesten Phänomenen des Mittelalters gehört zweifelsohne der Ritterorden der Templer. Von Hugo de Payens 1119 als geistlicher Orden der "armen Ritter Christi" gegründet, boten die Mönchsritter den Pilgern Geleitschutz auf dem Weg ins Heilige Land . Überragende wirtschaftliche Leistungen sind überliefert, die persönliche Tapferkeit jener Mönchsritter ist legendär. 1307 bis 1314 löste König Philipp der Schöne von Frankreich den Orden gewaltsam auf, um an dessen Vermögen zu kommen und sich für die Zurückweisung seines Aufnahmegesuchs zu rächen. Einzelheiten können auch in populärwissenschaftlichen Büchern nachgelesen werden, da gerade der unfaire Prozeß gegen die Templer zu den besterforschten Feldern der mittelalterlichen Geschichte zählt.
Die geistlichen Orden der Johanniter und Malteser sind fast jedem ein Begriff, den weltlichen Ritterorden vom Heiligen Grab kennt hingegen selbst der gut informierte Leser schon weniger. Und nur die wenigsten wissen, daß auch mehrere Tempelherrenorden in Deutschland und Westeuropa wirken. In der laufenden Serie über konservative Organisationen sei daher der Ordo Militiae Crucis Templi Deutsches Priorat als größter Templerorden vorgestellt. Dabei handelt es sich um einen weltlichen Laienorden, der die Ideale seiner historischen Vorbilder in "tradierter Form", also angepaßt, am Leben halten möchte: "Glaube an Gott, Treue gegenüber dem Orden, Tapferkeit in der geistigen Auseinandersetzung, Gerechtigkeit gegenüber jedermann, Gehorsam gegenüber dem Ganzen, Zucht und Maß in Leben". Nicht zu verwechseln ist er mit Freimaurern und Esoterikern, die sich zu Unrecht auf den großen Namen der historischen Templer berufen. Etwa 250 Männer verschiedener Altersgruppen und Berufe gehören dem Orden an, Ärzte befinden sich in der relativen Mehrheit. Der Ordensgruß lautet "Non nobis" ("Nicht für uns"). Der OMCT Deutsches Priorat stützt sich in seinem Selbstverständnis auf zwei Säulen: Religion und Nation. Ökumenisch ausgerichtet, mit einem katholischen und einem evangelischen Ordensgeistlichen als Institutionen, will er den Gläubigen in einer zunehmend säkularisierten und oberflächlichen Welt einen "Geleitschutz" im übertragenen Sinne bieten. Das heißt beispielsweise, daß der einzelne Ordensbruder dort widerspricht, wo religionsfeindlich geredet oder gehandelt wird, und damit dem Gläubigen im Alltag beisteht. Den Menschen soll demnach geholfen werden, "Gefahren für sich, die Familie, Volk, Christentum und Menschheit zu erkennen und zu meistern". Dies geschieht durch Veröffentlichungen in der Ordenszeitschrift "Non nobis", durch jährlich stattfindende Konvente auf wissenschaftlichem Niveau, durch Veröffentlichungen zu einzelnen Themenschwerpunkten wie Schutz des Lebens, Zustand und Zukunft der Kirchen, politi-sche Fragen. In diesem Sinne wendet sich der Orden gegen eine multikulturelle Gesellschaft, denn, so die Überzeugung, "der Mensch bedarf zu seiner Entfaltung der kulturellen Grundlagen, in die er durch Familie sowie Religions- und Volkszugehörigkeit hineingeboren wurde". Der Einsatz gilt einem christlich-abendländischen, freiheitlich verfaßten Deutschland. Der Einfluß in der Öffentlichkeit entspricht jedoch nicht dem geistigen Potential des Ordens. Von der jeweiligen Lokalpresse wird der Orden zwar beachtet, wenn er das Generalkapitel (die jährliche Zusammenkunft mit der Aufnahme neuer Ordensbrüder) zelebriert. Sonst ist es sehr still um ihn, zumal auch keine Öffentlichkeitsarbeit entsprechend einer Partei, eines Vereins oder einer Kammer betrieben wird (und auch kaum realistisch ist). Außerdem harren die Tempelherren noch immer der offiziellen Anerkennung durch den Vatikan.
Was aber bedeutet "Rittertum" heute? Und was unterscheidet einen "Orden" von einem gewöhnlichen Verein? "Rittertum in der Postmoderne" (Edmund Sawall) erfordert einen starken Charakter, der zum geistig-moralischen Einsatz gegen libertinäre, atheistische oder sozialistische Tendenzen in der heutigen Zeit bereit ist. Dieses "Rittertum" ließe sich umschreiben mit Bewußtsein der eigenen Werte und Einstellungen sowie dem Mut, diese zu äußern, verbunden mit Würde im Auftreten und Solidarität untereinander. Mit einem Wort: Bekenntnis als Voraussetzung der Brüderlichkeit. Denn so wie ein Ritter für den Orden einsteht, so stehen sich die Ordensbrüder untereinander bei, beispielsweise, wenn ein Ritter unverschuldet in Not gerät. Wir haben es also mit einer elitären Gemeinschaft zu tun, der sich der einzelne Ordensbruder mit seiner ganzen Persönlichkeit freiwillig unterwirft und damit eben auch einer erhabenen Sache dient. Folglich kann er einem anderen Orden oder gar einer Loge nicht angehören. Wie verläuft der Weg in den Or-den? Üblicherweise wird ein Interessent (praktizie-render Christ und untadeliger Charakter) durch ihm bekannte Ordens-brüder ange-sprochen, zu einem überregionalen Konvent oder einem der regelmäßigen Komtureitreffen eingeladen, damit er sich ein Bild vom Ordensleben machen kann. Ein Gesuch zur Aufnahme in den Orden bedarf zweier Bürgen und wird von der Ordensregierung entschieden. Im günstigen Fall folgt nach einigen Monaten die feierliche Rezeption im Rahmen eines Gottesdienstes anläßlich des Generalkapitels. Der neue Rechtsritter gelobt und bekennt im Namen und mit Hilfe Gottes, "ein allzeit getreuer und gerechter Bruder unseres Ordens zu sein." Er empfängt den Schlag und wird im Orden willkommen geheißen.
Kontakt: Ordenskanzlei, Am Kallenberg 9, 88699 Frickingen
|
|