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Seit Wochen ist das Buch "Halbgötter in Schwarz - Deutschlands Justiz am Pranger" in den Bestsellerlisten. Sein Autor Rolf Bossi, Jahrgang 1923, ist seit 50 Jahren Strafverteidiger und hat in seinem Berufsleben so manche Lücke im deutschen Rechtssystem ausfindig gemacht. Diese Lücken bringt er nun mit seinem Buch einer breiten Öffentlichkeit zur Kenntnisnahme.
Da der Normalbürger im Laufe seines Lebens kaum Berührungspunkte mit dem Justizwesen hat, fühlt sich der Autor zur Aufklärung berufen. "Etwas ist faul im Rechtsstaat Deutschland ", so seine Aussage. Anhand verschiedener Fehlurteile, die durch Rechtsbeugung und Kumpanei zustande gekommen sein sollen, zeigt er, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen. Einige hiervon sind leicht nachvollziehbar.
So kritisiert er, daß es nicht überall eine Protokollpflicht gibt. Kommt es zur Neuverhandlung so wird bei kleineren Prozesses alles von vorne aufgerollt, Zeugen nochmals vernommen und somit ein neuer Prozeß der Urteilsfindung aktiviert. Bei großen Prozessen am Landgericht jedoch wird nur rein formal geprüft, ob das Urteil mit den Gesetzen vereinbar ist. Da es kein Wortprotokoll gibt, ist vieles Auslegungssache der Richter, und Richter sind, wie Bossi, anführt, nicht unfehlbar.
Straftäter sollen, wenn es nach dem bekanntesten Strafverteidiger Deutschlands geht, mehr Rechte erhalten, um Fehlurteile leichter zu bekämpfen. Hierbei sind die vom Autor angeführten Fälle jedoch manchmal ziemlich kurios. So bedauert er, daß sein als Mörder verurteilter Mandant Yalman, der seine Frau, nachdem sie ihn verlassen hatte, erschoß, nicht in Revision gehen konnte, da einem "mit allen Wassern gewaschener Strafrichter" der Wille zur Wahrheit und Gerechtigkeit gefehlt habe.
Bossi ist ein "scharfer Hund", ob als Strafverteidiger oder als Ankläger des deutschen Justizwesens. Manches mag stimmen, doch viele seiner Fälle sind Auslegungssache und seine Darstellung der Tathergänge wirkt manchmal ziemlich konstruiert. Fritz Hegelmann
Rolf Bossi: "Halbgötter in Schwarz - Deutschlands Justiz am Pranger", Eichborn, Frankfurt 2005, geb., 278 Seiten, 22,90 Euro |
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