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Daß der 65jährige Betriebswirt Heinz Gustaffson sich für die Geschichte Namibias interessiert, ist an sich nichts Berichtenswertes, daß aus diesem Interesse jedoch gleich ein über 700 Seiten starkes Buch geworden ist, ist mehr als beachtenswert.
Auch der Präsident des Senats der Freien Hansestadt Bremen, Henning Scherf, lobt im Vorwort des Buches "Namibia, Bremen und Deutschland - ein steiniger Weg zur Freundschaft" das Engagement des gebürtigen Neumünsteraners.
Ausführlich widmet dieser sich in den ersten paar hundert Seiten der Entdeckung und der Missionierung des südwestafrikanischen Landes. Mit dem aus Bremen stammenden Missionar J-H. Schmelen, dem Bremer Pionier Heinrich Vogelsang und anderen abenteuerlustigen Männern begann die Erkundung von Mensch und Natur. Das Interesse an dem fernen Land wurde von deutscher Seite immer größer und die ersten Stimmen wurden laut, Südwestafrika zur Kolonie zu machen.
Gustafsson beschreibt detailliert die Entwicklungen, zitiert aus Briefen und Dokumenten und schildert anschaulich das deutsche Vordringen in das den Europäern unbekannte Stück Erde. Auch auf die Urbevölkerung, die Nama und Herero, geht der Autor ein. Ihre Kultur, ihre Führer, ihre Reaktion auf die Deutschen sowie die zunehmenden ge-waltreichen Konflikte zwischen Weißen und Schwarzen stehen im Mittelpunkt seiner Schilderungen.
Allerdings beschränkt sich der Autor keineswegs auf das 19. Jahrhundert. Auch das Verhältnis der beiden Länder nach Ende der deutschen Kolonialherrschaft wird thematisiert. Er geht zudem darauf ein, daß die Jahre als Provinz des benachbarten Südafrikas durch mehr Unterdrückung und stärkere Einflußnahme als zu deutscher Zeit gekennzeichnet waren.
Seine Beschreibung des Weges in die Unabhängigkeit, die erst 1990 erlangt wurde, ist jedoch ein wenig zu einseitig. Sam Nujoma und die Swapo kommen zu gut dabei weg, denn auch wenn ihr Hauptziel berechtigt war, so zeigt doch die Gegenwart zahlreiche finstere Wolken am Himmel über Afrika.
Heinz Gustafssons "Namibia, Bremen und Deutschland - ein steiniger Weg zur Freundschaft" ist mehr als eine Fleißarbeit eines Namibiainteressierten, es ist ein komplexes Werk über die wechselvolle deutsch-namibische Geschichte mit ihren Schatten- aber eben auch durchaus vorhandenen Sonnenseiten.
Heinz Gustafsson: "Namibia, Bremen und Deutschland - ein steiniger Weg zur Freundschaft", Aschenbeck & Holstein Verlag", Delmenhorst / Berlin 2003, geb., zahlr. Abb., 704 Seiten, 39,80 Euro
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