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Im niedersächsischen Landtagswahlkampf Anfang 1998 gab es diese Pro-Schröder- Anzeigenkampagne unter dem Motto "ein Niedersachse muß Kanzler werden". Sie hat Schröder damals sichtlich genutzt: Ein Wahlerfolg des damaligen Ministerpräsidenten, so hatte es die SPD versprochen, würde Schröder den Weg zur Kanzlerkandidatur öffnen. Die Menschen zwischen Harz und Meer halfen dem zugezogenen Neu-Hannoveraner, der eigentlich aus Lippe stammt, stolz als einem der Ihren in den Sattel.
Bei der Wahl eines Berliner Bürgermeisters ticken die Uhren anders. SPD und Linkspartei nennen Friedbert Pflüger stets nur den "Kandidaten aus Niedersachsen". Nun hat der Niedersachse extra sein Haus in Hannover verkauft und sich dafür in Berlin eine Eigentumswohnung angeschafft, um zu zeigen, daß er hier angekommen ist. Und trotzdem hat er es als Zugezogener schwer.
Das liegt nicht zuletzt an der eigenen Partei. Pflüger gehört nicht dazu, zum provinziellen Klüngel der Hauptstadt-Union. Das verschafft ihm einen gewissen Vertrauensvorschuß beim unabhängigen Beobachter. In der Partei aber schadet es. Zudem: Die Berliner CDU glaubt selbst nicht an den Sieg. Und vor allem nicht an ihren Spitzenkandidaten zweiter Wahl (Pflüger kam erst, als Klaus Töpfer abgesagt hatte). Sie schielt schon jetzt auf den Moment, in dem sie Pflüger wieder los wird.
Aus der Partei werden Forderungen laut, Pflüger möge doch nach der Wahl ein Amt übernehmen. In Frage kommt der Fraktionsvorsitz im Abgeordnetenhaus oder der Parteivorsitz. Der amtierende CDU-Chef Ingo Schmitt hat durchblicken lassen, er würde seinen Posten räumen. Aber das glaubt ihm keiner. Pflüger hat angekündigt, erst nach der Wahl dieses Amt anstreben zu wollen.
Der Fraktionsvorsitz dagegen ist so unattraktiv für einen wie Pflüger, daß er ihn erst recht nicht will. Er verlöre seine Bezüge, wenn er als Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium aufhört. Außerdem ist es im Abgeordnetenhaus nicht so spannend: Da wird über Tempo 30 debattiert, über Bebauungspläne. Was soll ein Mann der Bundespolitik wie Friedbert Pflüger da?
Die Berliner erinnern sich noch daran, wie Gregor Gysi sich vor vier Jahren mit einem Pseudo-Skandal um Flugmeilen aus der Affäre zog, um nur nicht mehr Wirtschaftssenator bleiben zu müssen. Kurz davor hatte Günter Rexrodt den Fraktionsvorsitz der Liberalen niedergelegt, um sich wieder seinem Bundestagsmandat zu widmen. Rexrodt hatte lange herumgeeiert und einen Senatorenposten (im Falle einer Ampelkoalition) abgelehnt. "Das kenne ich alles schon." Das ist der Grund, warum Pflüger wohl kaum "parteipolitisch" nach Berlin kommen wird. Und warum die Berliner CDU an sich selbst scheitert. |
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