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Sehnsucht nach Wildnis

 
     
 
Träume sind die einzige Chance, zu erkennen, was für einen richtig ist in diesem Leben." Gernot Spielvogel, Wildwasserfahrer und Geologe, schildert in diesem Buch das härteste Abenteuer seines Lebens. Drei Männer um die 50 wollen den öden Alltagstrott vergessen und ihrem Dasein neuen Sinn abgewinnen. Aber die Hoffnung, ins Paradies zu reisen, erfüllt sich nicht. Nur knapp entrinnen sie dem Tod.

Im Sommer 1999 plant die Gruppe, im kanadischen Nordosten den Seal River mit Kanu und Kajak bis zur Mündung in der Hudson Bay zu befahren. Gerd, Hans-Pet
er und Gernot werden von einem Buschflugzeug mitten in der Wildnis abgesetzt.

Von Moskitos geplagt, paddelten sie ihre Boote in tagelanger Mühsal durch eine schier endlose Seenkette, eingebettet in tundrenartige, flache Landschaften. Schon brodelten innerhalb des Teams erste Zerwürfnisse. Spielvogel dachte daran, sich "abzusetzen". Er befürchtete, "daß unsere Zeit hier und die Schönheit des Landes nicht ausreichten, um jahrelange Sehnsüchte nach Wild-nisabenteuern zu befriedigen".

Ungenaue Karten erschwerten die Orientierung. Bären machten die Gegend unsicher. Nach langen Strapazen erreichte das Trio den North Seal River. Hier erwarteten sie gefährliche Stromschnellen und Wasserfälle, die ein "zähes, brutales Ringen, einen Kampf auf Leben und Tod" erzwangen. Im Delta des Seal River, das zu befahren man sie gewarnt hatte, lauerte das Verhängnis. Sie fanden im Dickicht der Ufer keine Lagerplätze mehr und starben fast vor Kälte.

"For ever young", sang der 50jährige Spielvogel dennoch, während er gefährliche Wasser zerpflügte und ihn die Schönheit der Natur "durch grenzenlose Energie erfüll- te ...". Jedoch kündigte eine merkwürdige Stille Unheil an. Gerd und Hans-Peter, die in einem Kanu saßen, stürzten als erste einen monströsen Wasserfall hinab. Das Kanu kenterte; fast die gesamte Ausrüstung ging verloren. Auch Spielvogel fiel aus seinem Kajak, rettete sich aber auf einen Felsen.

Am Gestade der Hudson Bay traf man sich wieder und begegnete sofort neuen Gefahren. Mit ihren kleinen Booten mußten sie nun über das offene, tückische Meer fahren, um eine Schutzhütte zu erreichen. Spielvogel gelang dies; seine Freunde liefen die letzte Strecke, fast wie in Trance, bedroht von gefährlichen Eisbären, am Ufer entlang.

Menschen können, so schließt der Autor seinen lesenswerten Bericht, ihre Probleme nur unter Menschen lösen. Die Sehnsucht nach der Natur allein genüge nicht. Rolf Helfert

Gernot Spielvogel: "Fluß ohne Gnade. Schicksalsfahrt zur Hudson Bay", Herbig, München 2002, 252 Seiten, 24,90 Eur
 
     
     
 
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